Alonso, Kimmich, Vidal - Der Bayern-Dreikampf

Alonso, Kimmich und Vidal rangeln um zwei Plätze im Mittelfeld. Der DFB-Profi muss wohl auf die Bank. Warum? Die AZ erklärt’s.
von  Maximilian Koch
Joshua Kimmichs derzeitige Situation ist etwas kompliziert.
Joshua Kimmichs derzeitige Situation ist etwas kompliziert. © dpa

Wenn es stimmt, was gerade in Frankreich gemeldet wird, hat Joshua Kimmich in Zukunft ein Problem. Trainer Carlo Ancelotti, so geht das Gerücht, hat kürzlich zum Hörer gegriffen und Marco Verratti angerufen. Verratti ist Spieler von Paris St.-Germain, 24 Jahre alt, einer der besten zentralen Mittelfeldakteure der Welt, und er wird von Ancelotti sehr geschätzt. 2012 holte der Coach des FC Bayern Verratti zu PSG, formte ihn dort zum Topstar, bis heute haben die beiden Kontakt.

Laut der Zeitung „Le Parisien“ soll es in diesem Gespräch nicht nur um gute Wünsche fürs neue Jahr gegangen sein. Ancelotti, so heißt es, will seinen italienischen Landsmann im Sommer nach München holen. Als Nachfolger für den mittlerweile 35 Jahre alten Xabi Alonso. Bislang schien ein anderer Spieler für diese Position vorgesehen: Kimmich.

Verrattis Marktwert: 40 Millionen

„Es ist langfristig mein Ziel, im Mittelfeld auf der Sechserposition meine Spiele zu bekommen“, sagte der 21-Jährige jüngst im Trainingslager in Doha. Er wolle „immer auf dem Platz stehen, vor allem in den wichtigen Spielen.“ Als Stammkraft, versteht sich. Eine Verpflichtung Verrattis, dessen Marktwert laut „Transfermarkt.de“ bei 40 Millionen Euro liegt, würde Kimmichs Situation deutlich komplizierter machen. Dabei ist sie schon jetzt alles andere als einfach.

Beim Bundesliga-Auftakt am Freitag in Freiburg (20.30 Uhr/Sky und ARD) droht Kimmich erneut nur der Platz auf der Ersatzbank – wie schon in den vier letzten Partien im Jahr 2016, als Ancelotti den Mittelfeld-Stars Xabi Alonso, Arturo Vidal und Thiago jeweils den Vorzug gab. Kimmich, der wohl beste zwölfte Mann der Liga, leidet besonders unter der Systemumstellung der Bayern. Im neuen 4-2-3-1-System sind nur noch zwei Positionen im zentralen Mittelfeld vorgesehen, eine weniger als im 4-3-3, das Ancelotti zu Saisonbeginn bevorzugte. In Abwesenheit Thiago, der mit Oberschenkelproblemen auf unbestimmte Zeit ausfällt, sind Alonso und Vidal, der am Dienstag wegen Rippenproblemen pausierte, die Favoriten auf einen Platz in der Startelf. Die Extra-Position in der Offensive, die Thomas Müller oder Thiago ausfüllen können, soll die Angriffswucht der Bayern erhöhen. Nationalspieler Kimmich, der in der Frühphase der Saison als Achter vier Tore in der Bundesliga erzielte, hat deshalb geringere Einsatzchancen.

Kimmich genießt eigentlich hohes Ansehen

„Josh ist fantastisch“, sagt Alonso über Kimmich. „Er hat eine große Zukunft im Klub für viele, viele Jahre. Ganz sicher.“ Die Aussage des spanischen Routiniers, dessen Zukunft beim FC Bayern über das Saisonende hinaus offen ist, steht exemplarisch für das hohe Ansehen, das Kimmich in der Mannschaft und dem Umfeld genießt. Der Nationalspieler ist einer, den man immer bringen kann, der im Training zu den Besten gehört, der auf nahezu jeder Position spielen kann. Der aber meist nur aufgestellt wird, wenn andere Stars ausfallen. Sei es im zentralen Mittelfeld oder auf der Rechtsverteidiger-Position, die Kimmich aus der Nationalmannschaft kennt. „Dort spiele ich auch sehr gerne“, sagt er.

Kimmich hält sich die Option offen, bei einem möglichen Rücktritt von Kapitän und Stamm-Rechtsverteidiger Philipp Lahm im Sommer dessen Rolle einzunehmen. Bei der EM hat er bereits bewiesen, dass er auf höchstem Niveau mithalten kann. Und auch als Innenverteidiger – eine Idee von Ex-Trainer Pep Guardiola – kam Kimmich schon zum Einsatz. „Ich bin bereit für jede Position“, sagt er. Am liebsten aber würde er im Zentrum spielen.

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Schaut man sich die Statistiken dieser Bundesliga-Hinrunde an, ist Kimmichs Wunsch begründet. Im Vergleich zu seinen Konkurrenten Alonso, Vidal und dem portugiesischen 35-Millionen-Euro-Neuzugang Renato Sanches, der nach schwachen Leistungen für die Startelf aktuell nicht in Frage kommt, weist er die besten Werte auf. Er war der torgefährlichste Mittelfeldspieler der Bayern (vier Tore, eine Vorlage), außerdem gewann er die meisten Zweikämpfe (60 Prozent seiner Duelle). Alonso, Vidal und Sanches übertrumpfen Kimmich nur bei der Passquote knapp (89 Prozent zu 87 Prozent).

Warum Ancelotti beim FC Bayern trotzdem nicht konstant auf Kimmich setzt? Der Italiener misst – neben den sportlichen Qualitäten – dem Faktor Erfahrung besondere Bedeutung zu, schickt im Schnitt das älteste Team der Liga aufs Feld. Alonso (35) und Vidal (29) liegen in diesem Punkt vor Kimmich. Verratti (24), Ancelottis Vertrauter, übrigens auch.

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