Allmächd, Bayern! Auch Aufsteiger Fürth kein Stolperstein für den Rekordmeister

Die Münchner bestehen die Prüfung gegen den Liga-Underdog aus Franken. Allerdings muss der Rekordmeister beim 3:1 in Fürth lange in Unterzahl spielen – selbst Trainer Nagelsmann sieht Gelb.
von  Patrick Strasser
Die Bayern sind derzeit einfach nicht zu stoppen.
Die Bayern sind derzeit einfach nicht zu stoppen. © imago images / Sven Simon

München - Solch einen Gegner, solch einen krassen Außenseiter wie die SpVgg Greuther Fürth unterschätzen? Für Julian Nagelsmann "absolut sinnbefreit". Daher bereitet der Bayern-Trainer seine Mannschaft auf "vermeintlich schwächere Namen wie Bochum oder Fürth" mit genauso intensiven Analysen "wie vor einem Champions-League-Spiel in Barcelona" vor.

Auf das 3:0 vor zehn Tagen gegen die kriselnden Katalanen folgte gestern Abend in Fürth ein 3:1 gegen die kriselnden, aber tapferen Franken – und das mit fast einer Hälfte in Unterzahl nach der – umstrittenen, weil sehr harten – Roten Karte für Benjamin Pavard wegen Notbremse (49.). Thomas Müller, Joshua Kimmich und ein Eigentor von Sebastian Griesbeck beim Duell Letzter gegen Erster – beide werden ihre Tabellenplätze über den Sonntagabend hinaus behalten. So die erste Hochrechnung.

Nagelsmanns Mutmacher: "Das Ziel ist entscheidend"

Wie detailversessen, motiviert und zielgenau Nagelsmann jede seiner Aufgaben angeht, bewies eine Sache, die er am Donnerstag verriet: "Es gibt in jedem Spiel eine kleine Überschrift über dem taktischen Plan. Der war letzte Woche: Unser Ziel ist entscheidend", erklärte der 34-Jährige mit Blick auf das 7:0 im Heimspiel gegen Bochum und führte weiter aus: "Und diese Woche lautet er: Unser Ziel ist entscheidend, Teil zwei." Für die Partie in Fürth. Ging auf.

Allerdings mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad nach dem Platzverweis für Rechtsverteidiger Pavard, dessen Position fortan Niklas Süle übernahm. Wie gut, dass Nagelsmann ohnehin fast alle Innenverteidiger aufgeboten hatte (neben Süle noch Dayot Upamecano und Lucas Hernández als Linksverteidiger, der nun einrückte).

Weil Nagelsmann dem zuletzt erkrankten Serge Gnabry und dem angeschlagenen Jamal Musiala (Knöchelblessur) keinen Startelf-Einsatz zutraute, begann „Roadrunner“ Alphonso Davies als Offensiver auf der linken Autobahn, die er auf der ganz linken Spur rauf und runter sprintete. Müller kam über halbrechts, Leroy Sané agierte beinahe als zweite Spitze.

Joshua Kimmich: Bayerns neuer Torjäger

Nach einem Konter, im Anschluss an eine Ecke der Gastgeber, entstand das 1:0. Davies flankte flach in den Strafraum, wo Fürths Maximilian Bauer unglücklich abfälschte. Der Ball fiel Müller vor die Füße, der verwandelt aus 13 Metern über den linken Innenpfosten (10.). In der 30. Minute legte der neue "Torjäger" Joshua Kimmich nach, der zuletzt beim 7:0 gegen Bochum schon doppelt getroffen hatte.

Wieder Davies von links, Sané mit Ablage zum Sechser, dessen Schuss aus 18 Metern unten rechts einschlug. Zur Pause brüllt der Stadionsprecher ins Mikrofon: „Gegen eine der besten Mannschaften Europas geht’s mit einem 0:2 in die Halbzeitpause, wir sind stolz auf Euch!“ Allmächd!

Trotz Niederlage: Feiertag für den Aufsteiger

Die Negativ-Serie des Aufsteigers hat weiter Bestand: Auch im nun 20. Heimspiel gelang den Franken in ihrer zweiten Saison in der Bundesliga kein Sieg. Vor 11 740 Zuschauern – ohne Corona-Auflagen würden 16 636 in die aktuell kleinste Arena der Liga, den "Sportpark Ronhof" passen – entwickelte sich nach der Pause eine Art Pokalspiel. Rote Karte, viele Fouls, Hektik und sogar eine Gelbe Karte für Trainer Nagelsmann, der sich lautstark und gestenreich über Entscheidungen von Schiedsrichter Robert Schröder echauffiert hatte. 

1:3 – und trotzdem war es ein Feiertag, dieser recht milde Spätsommerabend für die Fürther: die zweite Bundesliga-Saison (nach 2012/13) und dann schaut im dritten Heimspiel der amtierende Weltmeister auf Vereinsebene vorbei im Ronhof – fast schon britisch anmutend, direkt in einem Wohnviertel gelegen. Der nahegelegene Waschsalon hatte ebenso schon Feierabend gemacht wie der Hundesalon. Half dem Underdog auch nicht. Das 1:3 durch Cedric Itten (88.) wurde gefeiert wie eine Meisterschaft.

Frustriert war am Ende Robert Lewandowski, dessen unheimliche Tore-Serie riss. Der Weltfußballer verpasst es, im 16. Bundesligaspiel nacheinander zu treffen – der Rekord aus der Saison 1969/70 bleibt damit bei Gerd Müller (†75).

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