"Allianz"-Millionen: So sieht's der "Club Nr. 12"
Die Fanvereinigung "Club Nr. 12" hat den Einstieg der "Allianz" bei der FC Bayern München AG mit "Überraschung und gemischten Gefühlen" aufgenommen.
München - Der 110 Millionen Euro schwere Einstieg der "Allianz" für 8,33 Prozent an der "FC Bayern München AG" hat Präsident und Aufsichtsratsboss Uli Hoeneß in Verzückung versetzt. "Jetzt ist der Verein ganz oben", sagte Hoeneß dem "Kicker". Die Allianz Arena kann mit den Millionen komplett abbezahlt werden, der FC Bayern ist dann schuldenfrei.
Die Kehrseite der Medaille: der Verein (FC Bayern München e.V.) hält nun nur noch 75 Prozent an der wirtschaftsstarken Fußballabteilung, ein Viertel gehört den Teilhabern "Adidas", "Audi" und "Allianz".
Eine Entwicklung, die die treuen Mitglieder stets auch mit Argwohn verfolgt haben. Nun meldet sich die Fanvereinigung "Club Nr. 12" zur Wort - mit einer eher vorsichtigen Reaktion.
"Mit Überraschung und gemischten Gefühlen haben die Mitglieder des Club Nr.12 die Kapitalerhöhung des FC Bayern zu Kenntnis genommen", schreibt der "Club Nr. 12" auf seiner Homepage. "Aufgrund der ausgezeichneten sportlichen und somit auch wirtschaftlichen Aussichten hätten viele Fans erwartet, dass der Schuldenabbau wie geplant und somit ohne Kapitalerhöhung fortgesetzt werden würde. Durch die Beteiligung der Allianz wird der FC Bayern nun der wohl einzige schuldenfreie Großclub in Europa, worauf Vereinsführung und Fans zu Recht stolz sein dürfen."
Etwas unsicher ist man auf Fanseite, was es zu bedeuten hat, dass die Präsenz des Versicherers in der Allianz Arena durch den Deal verstärkt werden soll. "Gerade die vergleichsweise zurückhaltende Markenpräsenz der Allianz in den vergangen Jahren wurde von vielen Fans als sehr angenehm empfunden. Wir hoffen u.a., dass die vor einigen Jahren im direkten Dialog zwischen aktiven Fans und der Marketing-Abteilung der Allianz vereinbarte Regelung, nach der Fanclubs ihre Fanclubfahnen auch über die fest installierten Werbebanden der Allianz aufhängen dürfen, nicht zugunsten der verstärkten Präsenz aufgegeben wird."
Die Entscheidung, die Erlöse nicht in den Spielerkader, sondern zur Schuldentilgung sowie zum Bau eines Jugendzentrums zu verwenden, stößt beim "Club Nr. 12" dagegen auf sehr breite Zustimmung.
"Trotzdem ist es aus Sicht vieler Fans bedauerlich, dass es offensichtlich notwendig war, zur Finanzierung des neuen Stadions nicht - wie ursprünglich geplant - 10% der Anteile, sondern nun 25% der Aktien der FC Bayern München AG an Dritte zu verkaufen."
Der Kritikpunkt: "Man sollte nicht übersehen, dass ein Weiterverkauf der Anteile bei keiner der drei beteiligten Gesellschaften auszuschließen ist und der FC Bayern darauf nur begrenzt Einfluss hat." Der "Club Nr. 12" sieht zudem einen Rückkauf von Anteilen "langfristig als erstrebenswertes Ziel, das gerade in einer sportlich erfolgreichen Phase nicht aus den Augen verloren werden sollte".
Laut Satzung kann die FC Bayern AG ohne Mitgliederbeschluss nicht mehr als 30 Prozent der Anteile alleine durch Vorstandsbeschuss veräußern. Heißt: Fünf Prozent bleiben als Spielraum. Sollten die Vorstände jedoch entgegen ihrer bisherigen Aussage auch nur ein Prozent mehr der Aktien veräußern, würde der Verein die Dreiviertelmehrheit verlieren.
"Da der Verlust der Dreiviertel-Mehrheit aktienrechtlich erhebliche Auswirkungen hätte, würden wir es sehr begrüßen, wenn das Präsidium im Vorfeld einer Entscheidung über eine weitere Reduzierung der eigenen Anteile an der AG das Votum der Vereinsmitglieder einholen würde, auch wenn dies nach der Satzung des FC Bayern München e.V. erst bei einem Absinken des Anteils auf unter 70% erforderlich ist", schreibt der "Club Nr. 12".
