Alles – nur nicht Barca, bitte!
Nach dem 4:0 über Stuttgart wünscht sich der Titelverteidiger in der Champions League den FC Bayern als Viertelfinal-Gegner. Das beruht nicht auf Gegenseitigkeit. Ganz und gar nicht!
MÜNCHEN Die Chance beträgt genau 1:7, dass es die Bayern erwischt, richtig böse erwischt – eben dass sie den FC Barcelona erhalten. Sieben Gegner kommen in Frage für den FC Bayern, wenn am Freitag ab 12 Uhr (live bei Sky und N24) in der Uefa-Zentrale in Nyon das Viertelfinale der Champions League ausgelost wird. Sechs Gegner und ein Angstgegner, Barca eben. Die würden sich freuen, Trainer Josep Guardiola meinte: „Ich würde gerne gegen die Bayern und Louis van Gaal spielen, auch wenn sie stärker sind als vergangenes Jahr.“ Da ist sich einer seiner Sache sicher.
„Lieber nicht gegen den FC Barcelona!“, formulierte Kapitän Mark van Bommel kurz und präzise. „Ansonsten gibt es keine Vorlieben. Schön wäre es, wenn wir zuerst ein Auswärtsspiel hätten.“
Was im Falle des Titelverteidigers Barcelona, der 2009 alle sechs möglichen Titel in einem Jahr gewann (Weltrekord!) wohl auch nichts hilft. Im April letzten Jahres hatten die Bayern auch zunächst ein Auswärtsspiel. Nachdem es zur Pause 4:0 für die Katalanen gestanden hatte, setzten die sich zur Ruhe. Wie gnädig. Ein Schock-Erlebnis, wenn es auch dadurch zustande kam, dass die Mannschaft ohne einige verletzte Profis und ohne Trainerfuchs (an der Seitenlinie stand Jürgen Klinsmann) auskommen musste. Nun kann es ein Jahr später zur Neuauflage kommen.
Bei solcher Gelegenheit schreien Spieler und Verantwortliche gern laut: „Revanche!“ Im Falle Barca gibt sich der FC Bayern ungewohnt kleinlaut. Mia san mia? Eher mia san Demut. Zwei Beispiele: Arjen Robben etwa, der mal mit Real Madrid 2:6 gegen Barcelona verlor, sagt: „Wenn du Fußball liebst, dann schaust du gerne Barca zu. Ich würde gerne die Spanier und Manchester United als Viertelfinal-Gegner vermeiden.“ Bastian Schweinsteiger wünscht sich Inter Mailand, sagt: „Mir sind große Gegner recht, aber Barcelona wäre schwieriger. Es ist die stärkste Mannschaft, am liebsten würde ich sie erst im Finale wieder treffen. Aber wenn wir nochmal gegen sie spielen müssen, werden wir anders als letztes Jahr auftreten." Na also, schließlich ist Bayern ja nicht der VfB Stuttgart, der am Mittwoch mit 0:4 böse abgefieselt wurde.
Selbst Trainer Louis van Gaal gibt sich ungewohnt kleinlaut, wenn von Barcelona, seinem Ex-Klub, die Rede ist. „Barcelona ist für mich der Topfavorit. Und auch Manchester wäre mir nicht so recht. Ich denke, dass beide weiter als wir sind. Wenn wir uns also gegen solche Mannschaften durchsetzen würden, wäre das unglaublich“, sagte er. Bayerns Weiterkommen gegen Barcelona wäre für ihn „eine Riesenüberraschung“.
Also bei Hin- und Rückspiel (30./31. März und 6./7. April) lieber ein Gegner vom Kaliber Arsenal, Moskau, Bordeaux (Revanche-Faktor hoch!) oder Lyon? Kulinarisch kommen bei dieser Auswahl für Franz Beckenbauer nur die Franzosen in Frage. Bei Sat.1 sagte Bayerns Ehrenpräsident: „Das wäre nicht so schlecht. Bordeaux, weil's da so einen guten Rotwein gibt. Oder auch Lyon – da kocht immer der Paul Bocuse vor dem Spiel auf.“ Patrick Strasser