Alles Liebe, euer Louis!

„Ich bin stolz, dass ich hier arbeiten darf!” Trainer van Gaal startet gut gelaunt in seine Abschiedstour. Er beteuert seine Zuneigung zu Bayern und kann verstehen, dass er entlassen wird.
Filippo Cataldo |
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München - Zugegeben, die Frage ist nicht gerade die kreativste für den Beginn eines Gesprächs. Aber sie ist angebracht und Louis van Gaal beantwortet sie bereitwillig. „Mir geht es gut“, sagt er.

Seit Montag ist er beim FC Bayern zum Interimstrainer bis Saisonende degradiert. Eine Situation, die selbst er nicht allzu oft erlebt hat und als „besonders“ tituliert. Van Gaal wirkt aufgeräumt an diesem Freitag vor dem Heimspiel gegen den HSV am Samstag (15.30 Uhr, Liveticker auf abendzeitung.de). Er spricht sachlich, ist aber doch emotional. Er will das Bild eines Trainers vermitteln, der mit sich und den Begebenheiten im Reinen ist. Es gelingt ihm ziemlich gut. „Der Verein hat am Montag eine sehr gute Pressemitteilung herausgegeben, die ich auch unterschrieben habe“, sagt er. Er meint die Erklärung seiner Vertragsauflösung zum Saisonende.

„Vielleicht ist es besser, wenn ich gehe“, sagt er, „natürlich bin ich auch traurig. Der FC Bayern ist einer der bestorganisierten Vereine der Welt. Ich bin stolz, dass ich hier arbeiten darf. Aber wir haben unterschiedliche Philosophien. Die Lösung ist vernünftig“, sagt van Gaal. Der FC Bayern sei schließlich „ größer als van Gaal“, der FC Bayern sei auch „größer als der Vorstand.“ Man wird den Eindruck nicht los, dass van Gaal schon an seiner eigenen Legendenbildung bastelt. „Ich will hier stolz durch die Vordertür gehen dürfen“, sagt er. So, wie es vor ihm etwa schon Giovanni Trapattoni, Ottmar Hitzfeld oder Jupp Heynckes gelungen haben. Ja, man war unterschiedlicher Meinung, aber man möchte als Freunde auseinander gehen. Das ist die Ansage. Nach Saisonende werde er wahrscheinlich ein Sabbatical einlegen, ein Jahr Auszeit nehmen. „Ich bin beim FC Bayern“, sagt er nochmal mit Nachdruck, „ich glaube nicht, dass es viele Klubs gibt, die mich herausfordern würden.“

So gerät seine erste von vielen Abschieds-Pressekonferenzen zur Charmeoffensive. „Ziemlich einzigartig“ sei es, dass er bis Saisonende weiter versuchen dürfe, die Ziele noch zu erreichen. „Ich liebe diesen Verein, diese Spieler, diese Kultur und diese Fans. Ich lebe hier sehr gut und bin froh, dass ich hier arbeiten darf“, sagt van Gaal. Alles Liebe, euer Louis!

Aber natürlich weiß auch der Coach, dass nun Ergebnisse folgen müssen. In der Liga und auch beim Champions-League-Rückspiel gegen Inter am Dienstag. „Diese Lösung kann auch nicht funktionieren“, sagt van Gaal, „wir müssen sehen, wie die Spieler mit dieser Situation umgehen. Für die Spieler sind die Umstände schwieriger als für mich.“

Einen Autoritätsverlust in der Mannschaft habe er aber nicht feststellen können. Und hat wohl recht damit. „Van Gaal hat eine Ordnung und Struktur hier hineingebracht. Das muss fortgeführt werden“, sagt Kapitän Philipp Lahm. Es stünde einem Spieler zwar nicht zu, die Entscheidungen des Vorstandes zu kommentieren. Aber: „Natürlich muss ein neuer Trainer etwas Neues machen, das wird auch von ihm verlangt. Aber dieser Weg muss fortgesetzt werden“, so Lahm. Am Vortag hatte auch Bastian Schweinsteiger schon Ähnliches gesagt „Wir sind sympathisch“, sagt van Gaal selbst. Der Zuspruch der Spieler scheint für ihn logisch. „Ich habe zu jedem Spieler ein Verhältnis und jeder will mir etwas geben. Das weiß ich. Ich bin ein Relationstrainer.“ So kann man es natürlich auch sehen. Aber allein wegen solch herrlicher Wortneuschöpfungen wird van Gaal in München unvergessen bleiben.

 

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