Alles Gomez, oder was?
"Heute machst du dein Tor", flüsterte Mario Gomez seinem Mannschaftskameraden Nils Petersen bei dessen Einwechslung in Minute 72 ins Ohr - und zeigte damit sogar prophetische Gaben. Zuvor hatte Gomez selbst vier Mal eingenetzt.
München - Nils Petersen hörte brav zu, nickte und fand wenig später Gomez' Vorhersage äußerst zutreffend, als er aus etwa 1,50 Meter Entfernung seinen ersten Bundesligatreffer markierte. Es war der siebte und letzte dieses Spiels, und alle Treffer gingen auf das Konto des FC Bayern. Nach dem 7:0 (3:0) gegen den SC Freiburg führt der Rekordmeister die Tabelle an – mit einem Torverhältnis von 15:1. Meister Dortmund liegt nach der Heimniederlage gegen Aufsteiger Hertha BSC schon fünf Punkte hinter den Münchnern.
Wenn die Bayern-Fans in der Südkurve zur Pippi-Langstrumpf-Melodie singen „Wer wird deutscher Meister? BVB Borussia! Wer deutscher Meister? Borussia BVB!“, dann ist da nicht nur selten viel Ironie in der Kurve, sondern auch reichlich gute Laune. Schöner kann eine Bayern-Nachmittag auch kaum aussehen: Wiesn-Wetter, keine Wolke am Himmel und ein Gegner, der nach fünf Minuten schon den Eindruck machte, als sehne er nur noch den Abpfiff herbei. Körperlos, als hätten sie zu viel Basketball-EM geschaut, betrieben die Gäste ihr passives Werk, und so war es nur eine Frage der Zeit und der Namen: Wer trifft wann für die haushoch überlegenen Bayern. Es waren dann zunächst aber nur Mario Gomez und Franck Ribery, die trafen, der eine vier Mal, der andere zwei Mal, bevor Sekunden vor dem Schlusspfiff auch noch Petersen auf die Torschützenliste drängte.
Gefragtester Interview-Partner nach der Partie: Gomez, natürlich. „Es ist nicht so einfach, wie es aussieht“, versuchte er seine Kinderspiel-Treffer zu relativieren: ein Elfmeter, ein Mal angeschossen und zwei Mal frei aus fünf Metern, jeweils perfekt freigespielt von Ribery. „Ich stehe halt am Ende der Kette, nehme auch alles gerne mit, freue mich auch über das Tor, wo ich angeschossen werde.“ 36 Treffer in den letzten 37 Ligaspielen für Bayern, allein acht in den ersten fünf Spielen der aktuellen Saison – logisch, dass ihm da vorgerechnet wird, dass er den Rekord von Gerd Müller (40 Treffer in der Saison) fast logisch brechen muss. Philipp Lahm meinte: „Er hat auch Glück, aber das hat er sich hart erarbeitet, ist immer anspielbereit.“ Gomez-Spezl Bastian Schweinsteiger flachste: „Ein paar Tore mehr hätte er schon machen können.“
Am kommenden Mittwoch wird es mit dem Auswärtsspiel beim FC Villareal in der Champions League ernst. Kapitän Lahm sagt: „Jeder Gegner hat Respekt vor uns.“ Wohl wahr, die Bundesliga-Tabelle spricht derzeit eine eindeutige Sprache.