„Alles erwachsene Leute“

Nein, bei Bayern gibt es – anders als in Stuttgart – kein Wiesn-Verbot. Sportdirektor Nerlinger appelliert an die Vernunft und sagt: „Würde einer über die Stränge schlagen, bekämen wir das mit“
von  Abendzeitung
Miroslav Klose und seine Frau  Sylwia gemütlich auf der Wiesn
Miroslav Klose und seine Frau Sylwia gemütlich auf der Wiesn © sampics

MÜNCHEN - Nein, bei Bayern gibt es – anders als in Stuttgart – kein Wiesn-Verbot. Sportdirektor Nerlinger appelliert an die Vernunft und sagt: „Würde einer über die Stränge schlagen, bekämen wir das mit“

Der Wiesn-Auftritt hatte Konsequenzen. Nein, nicht für Miro Klose, Mario Gomez oder Luca Toni. Sondern für Jens Lehmann. Der Stuttgarter Torhüter wurde wegen seines Oktoberfest-Besuchs von VfB-Trainer Markus Babbel für ein Spiel suspendiert (siehe unten).

Beim FC Bayern geht man mit so etwas gelassener um. Von einem „Wiesn-Verbot“, über das die AZ am Montag berichtet hatte, könne keine Rede sein, stellte Sportdirektor Christian Nerlinger gestern klar: „Bei uns gibt es kein Wiesn-Verbot. Wir haben generell an die Spieler appelliert, sich vernünftig und professionell zu verhalten, das tun sie auch. Da müssen wir nicht mit einem Verbot dagegen gehen, weil die Spieler des FC Bayern wissen, wie sie sich verhalten müssen."

Zum Beispiel Miroslav Klose, der am Samstag nach dem 2:1 im Derby gegen Nürnberg mit Gattin Sylwia in Käfers Wiesn-Schänke gespeist hatte. Klose: „Ob wir jetzt zum Italiener essen gehen oder da eine Ente essen, ist ja egal. Bei uns ist jeder Profi genug, um auf seinen Körper acht zu geben. Jeder muss wissen, ob er sich das zumuten kann oder nicht."

Nerlinger stimmt dem zu: „Wenn ein Spieler auf die Wiesn mag, um dort etwas zu essen oder ein Glas Wein zu trinken, ist das völlig in Ordnung. Da muss auch niemand anmelden, wenn er ein paar Freunde zu Besuch hat und denen mal das Oktoberfest zeigen möchte, so wie das bei Mario Gomez der Fall war. Außerdem hab ich ja in der AZ gelesen, dass er nur Wasser getrunken hat. Was sollen wir da dagegen haben?" Und der feierfreudige Italiener Luca Toni hatte vor seinem sonntäglichen Besuch im Promi-Zelt Hippodrom beim Verein Bescheid gesagt: Er war in seiner Funktion als Unesco-Botschafter sozusagen im Dienst – kein Problem für die Bayern.

„Wir appellieren an die Eigenverantwortung, und das klappt hervorragend“, sagt Nerlinger, „das sind doch alles erwachsene Leute, die wissen, um was es geht. Würde jemand über die Stränge schlagen und um drei Uhr nachts unterm Tisch liegen, bekämen wir das sowieso mit. Wir haben ja, ich sag’s mal scherzhaft, überall unsere Detektive mit ihren Handykameras."

Bis die Bayern-Profis bei ihrem traditionellen Gemeinschaftsausflug zum bierbrauenden Sponsor aufs Oktoberfest aufbrechen, dauert es noch eine Weile. Erst am Sonntag in einer Woche, dem letzten Wiesn-Sonntag, ist es soweit. Bis dahin liegen noch jede Menge wichtige Partien vor dem Rekordmeister. Am Dienstagabend (19 Uhr) geht es in der Allianz Arena in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen den Zweitligisten Rot-Weiß Oberhausen. Eine nicht ungefährliche Partie, da man sich da als FC Bayern schnell schon vorab als Sieger betrachten könnte. Aber das wissen erwachsene Bayern- Profis natürlich. Miroslav Klose sagt: „Wir müssen versuchen, in der Allianz Arena wieder eine Festung aufzubauen." Und dann hat auch keiner was gegen einen Wiesn-Besuch.

Gunnar Jans, Thomas Becker

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