"Alle irgendwann angefangen": Klassiker zwischen FC Bayern und Dortmund wird zum Duell der Jung-Coaches

Dortmunds Nuri Sahin vs. Bayerns Vincent Kompany - beide Trainer-Jungspunde stehen in ihrem ersten Clasico. Die AZ vergleicht die unterschiedlichen Egos, ihre Lehrmeister und die Herangehensweisen.
von  Patrick Strasser
Eine der jüngsten Trainer der Bundesliga: Bayern-Coach Vincent Kompany und BVB-Trainer Nuri Sahin.
Eine der jüngsten Trainer der Bundesliga: Bayern-Coach Vincent Kompany und BVB-Trainer Nuri Sahin. © IMAGO

München - Es ist das Duell des Ersten gegen den Dritten der Bundesliga. Moment - wie meinen? Beim Neuzeit-Klassiker des deutschen Fußballs stehen sich am Samstag (18.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) im Signal-Iduna-Park doch mit Borussia Dortmund der Tabellenfünfte und mit dem FC Bayern der Spitzenreiter gegenüber. Wieso eins gegen drei?

Dortmund hat mit Sahin den jüngsten Trainer der Bundesliga 

Zieht man die aktuelle Trainerjungspund-Tabelle heran, dann begegnen sich Nuri Sahin, mit 36 Jahren der jüngste Chefcoach aller 18 Vereine, und Vincent Kompany (38) zwei U40-Fußballlehrer auf ihrer ersten Station hierzulande als Chef-Übungsleiter. Zwischen den beiden steht noch Ole Werner von Werder Bremen, vier Monate älter als Sahin und seit immerhin schon ziemlich genau drei Jahren im Amt.

Doch was sind schon drei Jahre an der Weser gegenüber fünf Monaten an den Liga-Brennpunkten Säbener Straße und Dortmund-Brackel, dem Ort des BVB-Trainingszentrums? Frag' nach bei den in - mehr oder weniger - Würde ergrauten Edin Terzic und Thomas Tuchel, die bei den letzten drei "Clásicos" an der Seitenlinie standen: Zwei gewann Tuchel (4:2 und 4:0), den letzten an Ostern Terzic in München mit 2:0, das Ende einer Strecke von elf sieglosen Duellen aus BVB-Sicht.

Kompany: "Wir haben alle irgendwann angefangen"

Für die aktuellen Trainer aus der U40-Kategorie steht der erste "Clásico" an. Eine Frage der Erfahrung sei das nicht, so Kompany, der betonte: "Wir haben alle irgendwann angefangen." Generell sei es "immer eine Mischung. Neue Trainer bringen Kreativität, aber es ist auch wichtig, Erfahrung zu haben." Doch woher nehmen? Da wurde Kompany, der einst als Verteidiger bei Manchester City ein betriebswirtschaftliches Studium mit Auszeichnung abschloss, am Freitagmorgen zum Philosophen: "Ich weiß noch nicht, was ich nicht wissen kann."

Vor dem "größten Spiel der Saison, nicht nur für Dortmund, auch für uns" (Kompany) vergleicht die AZ die beiden jungen Seitenlinien-Hüpfer: Ihre Lehrmeister: Hier Pep Guardiola, der City-Vorturner, der zuletzt ein paar Kratzer abbekommen hat. Dessen Stil ahmt Kompany nach, er kopiert ihn nicht eins zu eins. Abgesehen von der Frisur, aber da ist die Natur das Limit.

FCB-Trainer Vincent Kompany und sein Lehrmeister Pep Guardiola.
FCB-Trainer Vincent Kompany und sein Lehrmeister Pep Guardiola. © IMAGO

Kompany verlor noch kein Bundesligaspiel mit dem FC Bayern

Hält Bayern auch in Dortmund die Null, käme man auf sechs Ligaspiele ohne Gegentor (aktuell exakt 450 Minuten) - wie zuletzt vor zehn Jahren unter Pep. Noch 'ne Referenz: Kompany ist der vierte Trainer, der keines seiner ersten elf Bundesliga-Spiele verlor - wie zuletzt vor zehn Jahren unter Pep. Dort Nuri Sahin, der alle acht Heimspiele wettbewerbsübergreifend gewinnen konnte, in der Liga (sechs aus sechs) auf Rang eins der Heimwertung steht.

Über ihn sagt BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: "Nuri hat mit außergewöhnlich vielen, exzellenten Trainern zusammengearbeitet und sich viel abgeguckt. Er hat Klopp und Mourinho und, wie sie alle heißen, selbst erlebt." Watzkes Hoffnung: "Nuri ist so ehrgeizig, ich glaube, dass er auch ein paar Titel gewinnen wird." Nur wann? Und: Mit wem?

Sahin und Kompany setzen auf ähnlichen Spielansatz

Ihr Werdegang: Kompany hat jeweils zwei Jahre bei seinem Heimatklub RSC Anderlecht als auch beim FC Burnley Trainererfahrungen gesammelt. Stieg mit Burnley erst in die Premier League auf, dann ab - und blieb dabei sich und seinem Spielsystem treu. Sahin heuerte zu Beginn des Jahres bei seinem Herzensverein BVB, bei dem von 2005 bis 2011 und von 2013 bis 2018 das Mittelfeld bereicherte, als Co-Trainer an und übernahm im Sommer den Cheftrainerposten von Terzic. Zuvor arbeitete er von Oktober 2021 bis Sommer 2023 beim türkischen Erstligisten Antalyaspor, für den er zuvor gespielt hatte.

Ihre Herangehensweisen: Beide setzen auf einen ähnlichen Spielansatz mit Ballbesitz-Fußball, um die Kontrolle zu haben und Dominanz auszustrahlen. Im Durchschnitt hat der BVB nach Bayern den zweitmeisten Ballbesitz aller Bundesliga-Teams diese Saison. Als Ex-Profis setzen beide auf eine intensive, aber besonnene und verständnisvolle Kommunikation (mehrsprachig!) mit ihren Spielern auf Augenhöhe, wollen insbesondere junge Spieler fördern.Was sie unterscheidet? Der Tabellenstand. Und zehn Punkte. Vor dem Duell.

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