Alarm! Die Bayern in der Krise

1:2 gegen Mainz, schwächster Sturm der Liga, zehn Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter und „fehlende Leidenschaft“: Die Bayern sind sich selbst fremd – wissen aber nicht, was zu tun ist.
von  Abendzeitung
Als ob man mit dem Gegner nicht schon genug zu tun hätte: Holger Badstuber und Philipp Lahm behindern sich gegenseitig.
Als ob man mit dem Gegner nicht schon genug zu tun hätte: Holger Badstuber und Philipp Lahm behindern sich gegenseitig. © az

MÜNCHEN - 1:2 gegen Mainz, schwächster Sturm der Liga, zehn Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter und „fehlende Leidenschaft“: Die Bayern sind sich selbst fremd – wissen aber nicht, was zu tun ist.

Der Samstag war wirklich kein Freudentag für Karl-Heinz Rummenigge. Stark erkältet trat der Bayern-Boss vor die Journalisten und meinte: „Ich hatte auch schon Geburtstage, an denen ich gewonnen habe.“

Vor dem Anpfiff hatte es noch Blumen für das Geburtstagskind (55) gegeben, weitere Geschenke im Verlauf des Nachmittags blieben jedoch aus. Nach der 1:2-Heimniederlage gegen freche Mainzer ist der Saisonstart endgültig misslungen. Und nicht nur Rummenigge zeigte sich verschnupft. Die Alarmglocken schrillen.

Dass der Aufsichtsrat-Chef seine Sorgen kundtut und Forderungen stellt (Rummenigge: „Leidenschaft, Aggressivität, Laufbereitschaft – all die Attribute, die uns in den letzten Monaten ausgezeichnet haben, haben wir vermissen lassen. Jetzt ist die Mannschaft gefordert.“), ist normal und gehört zur Job-Beschreibung. Doch wenn auch Leisetreter wie Miroslav Klose und Christian Nerlinger auf den Putz hauen, dann ist was faul im Staate FC Bayern.

„Wir haben heute eines der schlechtesten Spiele unter diesem Trainer gemacht“, stellte der auf dem Feld mal wieder tor- und glücklose Klose fest, „so viele Ballverluste habe ich noch nicht erlebt. Es hat natürlich auch etwas mit fehlender Leidenschaft zu tun in manchen Momenten. Ich weiß nicht, warum das so ist.“

Auch Sportdirektor Nerlinger wurde deutlich: „Unsere Leistung war desolat. Ich bin verwundert, wie wir uns präsentiert haben. Ich dachte, dass wir nach dem Sieg in Hoffenheim den Schalter umgelegt haben. Das war eine Leistung, die ich in den letzten Monaten von unserer Mannschaft nicht erlebt habe. Mit acht Punkten stehen wir nicht in einer Situation, wo wir glücklich sind, sondern wo langsam die Alarmglocken angehen.“ Die Bayern-Krise in Zahlen: zehn Punkte Rückstand auf Tabellenführer Mainz. Mit fünf Toren schwächster Sturm der Liga. Die Stürmer Klose, Olic und Gomez haben zusammen null Treffer erzielt. Und am Sonntag geht’s zu den nächsten Hurra-Fußballern, der Tormaschine Borussia Dortmund: 16 Treffer in fünf Spielen.

Schon nach Spieltag sechs ist die Dramatik der Tabelle nicht mehr wegzudiskutieren. „Es wäre fahrlässig, zu behaupten, wir könnten an die Mannschaften, die vor uns stehen, schnell wieder rankommen“, sagte Rummenigge, „wir sind momentan weit weg und müssen schnell die Kurve kriegen. Zehn Punkte sind zu viel.“

Das sehen sicher alle Beteiligten so. Nur: Was tun? Die Überflieger Robben und Ribéry und nun auch noch Diego Contento (Leisten-OP) fehlen noch eine ganze Weile, und die Dauerreservisten, die gegen die Mainzer No-Names eingewechselt wurden (Hamit Altintop, Mario Gomez, Anatolij Timoschtschuk), brachten die Mannschaft kein Stück nach vorne.

Trainer Louis van Gaal klang nach seiner zweiten Niederlage gegen „schön nach vorne verteidigende Mainzer“ etwas ratlos: „Ich kann nicht jede Woche sagen, dass wir das Tor nicht getroffen haben.“ Seine Spielanalyse: „Wir hatten zu viele Ballverluste und zu viele Spieler unter Normalform. Wir haben zuerst schlecht gespielt – das ist auch ein Verdienst von Mainz. Aber auch dieses Spiel hätten wir gewinnen können. Das ist komisch.“

Aber eben nicht mehr lustig. Im Hinblick auf die Dienstags-Partie beim FC Basel forderte Rummenigge: „Wir müssen die Leistung korrigieren, weil mit der Leistung von heute kann man in der Champions League nicht bestehen - und in der Bundesliga auch nicht."

Thomas Becker

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