Alaba: Bayerns Rekord-Bubi

David Alaba (17) ist der jüngste Spieler, der jemals in einem Pflichtspiel für den Klub aufgelaufen ist.Er ist ein Wiener mit Schmäh. Sein Vater arbeitet im 1. Bezirk als Discjockey im Tabledance-Lokal.
von  Abendzeitung
Viel Glück, Kleiner: Bayerns Jüngster, der Österreicher David Alaba (17) spielt am Dienstag in der Champions League neben Arjen Robben (r.).
Viel Glück, Kleiner: Bayerns Jüngster, der Österreicher David Alaba (17) spielt am Dienstag in der Champions League neben Arjen Robben (r.). © firo/Augenklick

David Alaba (17) ist der jüngste Spieler, der jemals in einem Pflichtspiel für den Klub aufgelaufen ist.Er ist ein Wiener mit Schmäh. Sein Vater arbeitet im 1. Bezirk als Discjockey im Tabledance-Lokal.

MÜNCHEN Der David reihte sich mal ganz frech ein, mitten unter die Goliaths des FC Bayern. David Alaba, der 17-Jährige, schnappte sich zur Rechten die Hand von Mario Gomez, dem teuersten Einkauf der Vereinsgeschichte (30 Millionen Euro Ablöse), und zu seiner Linken die Hand von Arjen Robben, dem nur wenig günstigeren Neuzugang des vergangenen Sommers. Alaba machte nach dem 6:2 im DFB-Pokal gegen Greuther Fürth vor der Fankurve die Welle mit wie in der guten halben Stunde zuvor die Spielzüge: einfach so.

Er kickte nicht mit, er kombinierte mit. Fehlpässe hat der Linksfuß anscheinend nicht im Repertoire. An der Seite von Kapitän Mark van Bommel federte Alaba durchs Mittelfeld, reichte den Ball von Fuß zu Fuß gekonnt weiter. Nicht volljährig und nicht klein zu kriegen – auch im Zweikampf behauptete sich das Bürschen (70 Kilo bei 1,75 m) mutig.

„David ist ein guter Techniker mit sehr, sehr viel Dynamik“, lobte ihn am Tag danach Philipp Lahm. Am Samstag zuvor hatte Alaba noch mit der zweiten Mannschaft von Trainer Mehmet Scholl bei Dynamo Dresden 0:2 verloren, in der Dritten Liga. Nun gab er mit 17 Jahren sein Profi-Debüt. Louis van Gaal rief ihn – und Diego Contento (19) – zu sich, als das Spiel unangenehm zu werden drohte, da die kecken Greuther mit 2:1 führten. Alaba kam für Anatolij Timoschtschuk, den 11-Millionen-Euro-Neuzugang. Und stach ihn aus.

„Die Wechsel waren auch ein Grund für unseren Sieg“, sagte van Gaal, „und Alaba ist spielerischer als Timoschtschuk.“ Für den Neuling war es „ein Traum“, er sagte: „Es hat viel Spaß gemacht, und ich muss mich bei der ganzen Mannschaft bedanken. Sie hat es mir leicht gemacht und mich gleich gut integriert.“ Gute Fußballer sind anpassungsfähig. Und Alaba ist ein sehr guter Fußballer.

Einer, der immer und überall der Jüngste war. Der jüngste Spieler, der in der zweithöchsten österreichischen Spielklasse eingesetzt wurde – mit 15 Jahren bei Austria Wien II. Und mit 17 Jahren, drei Monaten und 20 Tagen der jüngste Nationalspieler aller Zeiten in Österreich. Sein Debüt feierte er bereits im Oktober 2009.

Nun hat er noch einen Titel: Jüngster Spieler, der je bei Bayern in einem Pflichtspiel eingesetzt wurde. 17 Jahre und 232 Tage, Toni Kroos war bei seinem Debüt vor zweieinhalb Jahren 33 Tage älter.

Die Österreicher reagierten schnell und machten das „Wunderkind“. so nennt ihn die Austria-Presse kollektiv, zum A-Nationalspieler. Er hätte auch für Nigeria, die Heimat seines Vaters George, oder die Philippinen, dort stammt seine Mutter Gina her, spielen können. Doch David, geboren in Wien, entschied sich früh: „Es gab zwar im Sommer eine Anfrage der Philippinen, Nigeria hat sich nie gemeldet. Und Deutschland wäre sowieso nie ein Thema gewesen. Da habe ich gar keinen Bezug dazu. Ich bin a echter Wiener.“

Und tatsächlich: Er hat den Schmäh drauf.

Während seine Mutter, eine ehemalige Schönheitskönigin, als Krankenschwester arbeitet, jobbt Papa George als DJ im „Beverly Hills“, einer Tabledance-Bar im 1. Wiener Bezirk. Ende der 90er-Jahre rappte sich George Alaba mit dem Duo „Two in One“ in die österreichischen Charts, ihr „Indian Song“ schaffte es 1999 sogar auf Platz zwei.

Alaba junior, der mit neun Jahren beim SV Aspern in Wien-Donaustadt zu kicken begann, ist reifer als seine Alterskollegen, den anderen um einiges voraus. An der Seite von Andreas Wölkhammer coachte er in der Saison 2008/09 nebenbei sogar Bayerns U-11-Mannschaft. Sein Glaube gibt ihm die Power, die er braucht. Er sagt: „Meine Kraft liegt in Jesus.“

Patrick Strasser

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