"Aggressive Stimmung": So erlebte Bayern-Coach Nagelsmann das JHV-Desaster

Julian Nagelsmann hat seine erste Jahreshauptversammlung als Trainer des FC Bayern erlebt – und was für eine! Am Freitag äußerte sich der etwas übernächtigte Trainer zum turbulenten Abend, der als einer der denkwürdigsten der jüngeren Vereinsgeschichte in die Historie eingehen wird.
Bernhard Lackner |
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Bayern-Coach Julian Nagelsmann erlebte eine denkwürdige erste Jahreshauptversammlung.
Bayern-Coach Julian Nagelsmann erlebte eine denkwürdige erste Jahreshauptversammlung. © IMAGO / Eibner

München - War er wirklich so gut drauf oder machte er nur gute Miene zum bösen Spiel? Julian Nagelsmann jedenfalls trat am Freitag bestens gelaunt vor die Presse und hatte für die Medienvertreter gleich einen flotten Spruch parat.

"Das ist das erste Mal, dass ich eine zweite Frage nicht vergessen habe. Und das, obwohl ich erst um 2.36 Uhr im Bett war", witzelte der Bayern-Coach und spielte damit gleich zu Beginn auf den turbulenten Vorabend an. Für den 34-Jährigen stand schließlich die erste Jahreshauptversammlung als Übungsleiter des deutschen Rekordmeisters an – da musste er natürlich dabei sein.

Nagelsmanns JHV-Premiere: Katar-Zoff statt Fannähe

Dass die Veranstaltung bei seiner JHV-Premiere aufgrund der Debatte um das Katar-Sponsoring derart aus der Kurve fliegen würde, hätte Nagelsmann wohl selbst nicht erwartet. Eigentlich wollte er sich am Donnerstag lediglich ein Bild von der Haltung des Vereins und der Mitglieder zu dem Thema machen, so der gebürtige Landsberger. Dabei wurde er Zeuge von einem der denkwürdigsten Abende der jüngeren Vereinsgeschichte.

"Die Versammlung ging leider mit einer leicht aggressiven Stimmung zu Ende, sodass mich der eine oder andere Mitarbeiter des Ordnungsdienstes lieber früher als später nach draußen begleiten wollte", scherzte Nagelsmann: "Ich hatte eigentlich geplant, im Rahmen der Corona-Möglichkeiten Fannähe zu zeigen und ein paar Selfies zu machen."

Nagelsmann über JHV-Desaster: Keine sachliche Ebene gegeben

Nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung drehte sich allerdings wenig um den Bayern-Coach. Stattdessen stand plötzlich ein Fan im Mittelpunkt, dessen Wortmeldung von Präsident Herbert Hainer nicht mehr zugelassen wurde. Der junge Mann ließ dies allerdings nicht auf sich sitzen, stellte sich kurzerhand auf einen Stuhl und hielt einfach von dort aus seine Rede vor den noch immer anwesenden - und mittlerweile einigermaßen erzürnten - Mitgliedern.

Weil Präsident Herbert Hainer die JHV einfach vor seinem Wortbeitrag beendete, stellte sich dieses Mitglied auf einen Stuhl und hielt seine Rede trotzdem.
Weil Präsident Herbert Hainer die JHV einfach vor seinem Wortbeitrag beendete, stellte sich dieses Mitglied auf einen Stuhl und hielt seine Rede trotzdem. © IMAGO / MIS

Nagelsmann verfolgte die skurrile Szenerie aus einiger Entfernung. "Man muss sich beide Seiten anhören, um sich seine eigene Meinung bilden und die Diskussion führen zu können", meinte der Bayern-Coach: "Es ist immer wertvoll, seine Argumente auf einer sachlichen Ebene zu formulieren. Die war gestern Abend dann zum Ende hin nicht mehr wirklich gegeben."

Herbert Hainer spricht über "unruhige Nacht" der Bosse

Auch der Präsident, der lautstarke "Hainer raus!"-Rufe über sich ergehen lassen musste, äußerte sich mittlerweile ebenfalls zum JHV-Desaster. "Sie können davon ausgehen, dass wir alle eine unruhige Nacht hatten", sagte Hainer dem "Merkur", der weiterhin einen "konstruktiven und faktenbasierten Austausch" mit den kritischen Fans suchen will.

Katar-Zoff beim FC Bayern: Nagelsmann plädiert für ruhigere Debatte

Derselben Ansicht ist auch Nagelsmann. Es dürfe nicht das Gefühl entstehen, dass sich zwei verschiedene Lager gegenüberstehen. "Man darf nicht den Fehler machen, Fans und Mitgliedern kein Gehör zu verschaffen. In meinen Augen haben wir den Fans gestern schon Gehör verschafft", so der Bayern-Coach.

Andererseits warnte der 34-Jährige aber auch davor, die Meinung der Katar-kritischen Fans bei der JHV auf sämtliche Mitglieder des Klubs zu verallgemeinern. "Bei 290.000 Mitgliedern ist das kein ideales Abbild und nicht repräsentativ", erklärte Nagelsmann. Ein nachvollziehbarer Einwand: Bei der JHV waren knapp 800 Fans vor Ort – das sind nicht einmal 0,03 Prozent aller Mitglieder.

Klar ist dennoch: Von alleine wird sich das Katar-Thema nicht lösen, der Verein wird früher oder später in einen ernsthaften Dialog mit seinen Fans treten müssen. Nagelsmann plädiert dafür, dass dies in einem geeigneten Rahmen - einem passenderen als die JHV - geschieht. "Wenn man mit seiner Lebensgefährtin oder einem Kumpel einen Streit hat, ist es auch gut, das nicht mitten auf dem Marienplatz auszutragen, sondern in einer privateren Atmosphäre. Vielleicht auch mit einem Mediator. Dann wird das etwas ruhiger, rationaler und weniger emotional."

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8 Kommentare
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  • barzussek am 27.11.2021 16:47 Uhr / Bewertung:

    Der FC Bayern sollte sich solcher Mitglieder entledigen Es steht uns nicht zu Andere Länder zu bevormunden Kein Fremdarbeiter in Katar wurde gezwungen sich dort zu verdingen sie sind freiwillig dort um Geld zu verdienen Auch sollte man bevor man mit dem Finger auf Andere zeigt vor der eigenen Haustür kehren etwas die Zustände bei Tönnies oder Menschenrecht Geplärre und vor Europas Küsten saufen die Menschen ab oder in den Flüchtlingslagern vegetieren sie zu Tausenden

  • Chris_1860 am 27.11.2021 18:24 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von barzussek

    Jawoll, am besten gleich einsperren, die frechen Kritiker, die es wagen, eine andere Meinung zu haben, als das kritiklose Eventvolk. Ein merkwürdiges Demokratieverständnis hast du!

  • meingottwalter am 27.11.2021 00:30 Uhr / Bewertung:

    Der Fc Bayern hat in erster Linie ein Event-Publikum. Also Leute die von Fußball keine Ahnung haben. Gesehen und gesehen werden. Die wahren Fans sind in der Minderheit. Und dem Evennt-Publikum ist der Katar-Deal egal. Da geht es dann nur um das Selfie „seht mal wo ich war“. Die Zahlen aber auch jeden Preis für eine Karte. Also sorgen mit dafür, dass Spieler 380.000 Euro pro Woche verdienen.

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