Achtung, FC-Bayern-Insider! Der Eintracht-Vorteil sitzt auf der Trainer-Bank

München - So schnell dreht sich der Wind. Noch vor wenigen Wochen, bis zur Unterbrechung durch die dritte Länderspiel-Pause der Vorrunde, legte Eintracht Frankfurt eine Serie von acht Spielen ohne Niederlage hin, marschierte in drei Wettbewerben in die richtige Richtung. Trainer Dino Toppmöller, der im Sommer auf Erfolgscoach Oliver Glasner folgte, wurde gefeiert.
Und dann – Filmriss. Die letzten vier Pflichtspiele verlor die Eintracht, schied am Mittwoch mit 0:2 bei Drittligist 1. FC Saarbrücken aus dem DFB-Pokal aus. Ein Tiefpunkt der Saison. „Wir sind gerade körperlich und personell auf der letzten Rille. Es fehlt an Frische, vielleicht auch im Kopf“, beklagte Toppmöller den aktuellen Krisenmodus der Adlerträger. In dieser Situation geht es am Samstag (15.30 Uhr, Sky) gegen den FC Bayern, gegen Toppmöllers vorherigen Arbeitgeber. Oh, Mann!
FC Bayern der richtige Gegner, "weil keiner was von uns erwartet“
Nein, gut so – behauptet der Coach. Nach der Pleiten-Serie sei die Partie gegen den Abo-Meister „genau das richtige Spiel, weil keiner was von uns erwartet“. Aber wie? Das Team müsse sich nun „kurz resetten, schütteln und versuchen den Schalter umzulegen, um eine ganz klare Reaktion zu zeigen“, so Toppmöller, der hofft: „Was Mut macht, ist, dass wir es schon anders gezeigt haben.“
Die Flucht in Floskeln. Doch der 43-Jährige, der als ruhig und besonnen gilt, kann auch Klartext: „Wir waren die letzten beiden Spiele läuferisch und kämpferisch unterlegen. Da waren wir zu schlecht.“ Seine Mannschaft dürfe nicht „in eine Opferrolle“ verfallen, sondern müsse „die Grenzen im Kopf verschieben“.
Toppmöller kennt noch Teile des Bayern-Trainerstabs
Da ist der Psychologe gefragt, intern. Teil der Aufbauarbeit aber könnte auch ein Vorteil sein, den nur Toppmöller am Samstag hat: Das Insiderwissen. Bis zur gemeinsamen Entlassung Ende März arbeitete der Sohn des früheren Bundesliga-Trainers Klaus Toppmöller an der Seite von Julian Nagelsmann beim FC Bayern. 21 Monate Säbener Straße und die Arbeit mit dem Großteil der aktuellen Mannschaft – kann Dino, der Insider, das zu seinem Vorteil machen?
Aus Münchner Tagen kennt Toppmöller vom Trainerstab noch Fitness-Trainer Holger Broich und Torwartcoach Michael Rechner, den Rest des Staffs hat Thomas Tuchel peu à peu mitgebracht. „Ich habe hier nur positives Feedback über ihn gehört“, sagte Tuchel am Freitag über Toppmöller, „er kennt mit Sicherheit die Spieler sehr gut. Das gehört dazu. Seine Handschrift, sein Stil sind klar erkennbar. Es ist schön, dass er seinen Weg macht.“
Toppmöller galt beim FC Bayern als Spielerflüsterer
Bei Bayern galt Toppmöller als Spielerflüsterer. Nagelsmann, seit September Bundestrainer, hätte den treuen Dino womöglich zu seinem Assistenten bei der Nationalelf gemacht. Aber Toppmöller ist nun wie einst beim luxemburgischen FC Dudelange (von 2016 bis 2019 drei Mal Meister, zwei Mal Pokalsieger) in der Chef-Spur. Nagelsmann bezeichnet ihn als „intelligenten Mann und sehr ruhigen Typ Mensch, der ein unglaublich großes Herz und einen sehr großen Fußballsachverstand hat“. Die beiden harmonierten prächtig, arbeiteten schon in der Saison 2020/21 gemeinsam bei RB Leipzig. Markus Krösche, der heutige Sportdirektor der Frankfurter, hatte Toppmöller zu RB geholt und vergangenen Sommer zum Cheftrainer der Eintracht gemacht. Die Chance seiner Vita.
Dino-Vorbilder: Wolfgang Frank und Vater Klaus Toppmöller
In seiner Trainer-Karriere habe er sich vor allem an zwei Vorbildern orientiert. „Wolfgang Frank und mein Vater waren im Profibereich sicherlich meine zwei besten Trainer“, sagte Toppmöller einmal. Aber auch von Jürgen Klopp, Thomas Tuchel, Pep Guardiola und Nagelsmann habe er sich Dinge abgeschaut. Ganz guter Mix.
Nach der Pleite im Saarland gab FCS-Coach Rüdiger Ziehl dem gebürtigen Saarländer Toppmöller mit auf den Weg: „Haut die Bayern weg!“ Leicht gesagt – als Pokalschocker der Bayern.