Ach, du dickes Ei
Darmstadt/München - Aleksandar Pavlovic gelingt in diesem Frühling alles. Und so trug der 19-Jährige bei den Lilien ein Veilchen davon. Alles halb so wild, der FC Bayern gab am Sonntagnachmittag Entwarnung. Hatte Pavlovic allerdings selbst schon am Samstag nach dem 5:2 in Darmstadt. "Schon ein dickes Ei, aber nicht so schlimm", sagte der 19-Jährige, dessen linkes Auge nach einem Zusammenprall mit Darmstadts Vilhelmsson zugeschwollen war, mit Eis gekühlt und mit einem Pflaster geschützt wurde. Zur Sicherheit nahm man Pavlovic nach einer guten Stunde leicht benommen vom Platz. Anschließend galt: Wer den Schaden hat. . .
Das übernahm - natürlich - Thomas Müller. Beim Feiern vor der Fankurve drückte er mit dem Zeigefinger der linken Hand sein Auge zu. Dayot Upamecano machte den Scherz mit, Pavlovic lachte sich schlapp. Der gebürtige Münchner hat generell gut lachen, ist er doch nach seinem erst 15. Pflichtspiel für die Münchner in dieser Saison (er bestritt sogar drei Partien in der Regionalliga Bayern!) erstmals im Kreise der Nationalelf dabei, die sich am Montag in Frankfurt trifft. "Ich reise mit sehr viel Selbstvertrauen an", meinte Pavlovic, "es wird ein Erlebnis, dabei zu sein. Ich werde Gas geben und alles reinhauen." Die Nominierung von Bundestrainer Julian Nagelsmann sei immer noch "schwer zu realisieren, aber natürlich eine schöne Sache, über die ich mich freue".
Wie alle Bayern-Bosse. Ein Campus-Spieler aus der eigenen Jugend, der es bis ins Nationalteam geschafft hat. "Es ist schon stark, mit welchem Selbstverständnis er in seinem jungen Alter spielt und welche Präsenz er auf dem Platz hat. Er ist ein ganz wichtiger Spieler für uns geworden", freute sich Sportdirektor Christoph Freund und gab dem DFB-Neuling mit auf den Weg: "Er soll Spaß haben, so wie jeden Tag bei uns im Training." Des einen Freud ist ja meist eines anderen Leid. Siehe Leon Goretzka, der von Nagelsmann nicht nominiert wurde und dessen Enttäuschung darüber immens war, wie Trainer Thomas Tuchel berichtete. Gemeinsam mit Goretzka bildet Pavlovic bei Bayern ein nun endlich funktionierendes Mittelfeld-Duo. "Wir haben uns kurz ausgetauscht. Er ist nicht sauer auf mich", meinte Pavlovic und fügte mit jugendlicher Unschuld hinzu: "Ich kann ja nichts dafür, dass ich jetzt nominiert wurde." Also: "Entschuldigen musste ich mich nicht bei ihm."
Für den zweiten Schreckmoment in der Partie sorgte Harry Kane, der in der 78. Minute auf der Jagd nach seinem 32. Saisontreffer ausrutschte und mit dem linken Fuß gegen den Pfosten prallte, im Netz hängenblieb. Dabei zog sich der 30-Jährige laut Vereinsangaben am Sonntag eine Sprunggelenksverletzung zu. "Er ist umgeknickt und musste den Knöchel mit Eis kühlen", berichtete Tuchel während Kane selbst davon sprach, es sei "ein bisschen schmerzhaft". Der Mittelstürmer, der zuvor seinen 31. Ligatreffer (persönliche Bestmarke in einer Saison) und damit sein mittlerweile 37. Pflichtspieltor für den FC Bayern erzielt hatte, wird zur englischen Nationalelf reisen und sich in London von seinen Vertrauensärzten untersuchen lassen. Sollte der Kapitän der Briten in den EM-Tests gegen Brasilien und Belgien pausieren, wäre das den Bayern sicher nicht unrecht.
"Wir sind in enger Abstimmung. Er wird kein Risiko eingehen", sagte Sportdirektor Christoph Freund und ergänzte: "Wir hoffen, dass es nicht so schlimm und er bald wieder auf dem Platz zurück ist." Wenn es am Ostersamstag für die Bayern gegen Borussia Dortmund weitergeht - am besten mit Lebensversicherung Kane, dem nun treffsichersten Debütanten der Bundesliga-Geschichte. HSV-Legende Uwe Seeler hatte in seiner Premieren-Spielzeit 1963/64 stolze 30 Tore geschossen. Uns Harry hat ihn überflügelt.