„Abwehr gewinnt Meisterschaften“

Bayern München kehrte am späten Samstagabend vom Trainingslager am Gardasee zurück. Trainer Jupp Heynckes war „hochzufrieden“, sieht aber auch noch viel Arbeit in den kommenden Wochen vor sich – vor allem die Defensive betreffend.
München - Die zwei Gegentore gegen die Nationalmannschaft von Katar nahm Jupp Heynckes gelassen. Doch wenn es für Bayern München in den kommenden Wochen ernst wird, soll nach einer Saison ohne Titel und mit großen Defensivproblemen die Null wieder stehen. „Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften. Wir müssen in der Abwehr wieder stabiler werden“, betonte der Coach des deutschen Fußball-Rekordmeisters zum Abschluss des Trainingslagers in Riva del Garda.
Nach der Rückkehr am späten Samstagabend aus Italien nach München gab es für die Bayern-Stars am Sonntag nach einer anstrengenden Woche zwar erst einmal frei. Doch schon ab Montag wird Heynckes im Training wieder das Hauptaugenmerk auf die Abwehrarbeit legen. In der Offensive habe der FC Bayern 'Kreativität, Fantasie und Klasse. Es muss aber wieder schwer werden, gegen uns ein Tor zu erzielen. Der FC Bayern muss wieder kompakt und abwehrstark auftreten – wie in vielen großen Epochen. Daran arbeiten wir in den nächsten Wochen intensiv", kündigte Heynckes an.
Selbst die beiden Superstars Franck Ribery und Arjen Robben, die nur äußerst widerwillig nach hinten aushelfen, stehen künftig verstärkt in der Pflicht. Die Abwehr beginne nicht erst in der Viererkette, stellte der Bayern-Coach klar, „sie fängt schon vorne an. Alle müssen defensiv mitmachen. Die Balance muss da sein“. Problematisch für Heynckes ist jedoch, dass weiterhin der geplante Transfer von Innenverteidiger Jerome Boateng auf sich warten lässt. In den nächsten Tagen erwartet Heynckes im Millionenpoker zumindest Signale von Manchester City, ansonsten wollen die Münchner die Suche nach Alternativen forcieren. „Das ist kein normaler Prozess. Es ist immer besser, wenn man das System einüben kann“, verdeutlichte Heynckes.
Drei der vier Positionen in der Abwehrkette der Bayern vor Nationalkeeper Manuel Neuer scheinen bereits an Rafinha, Holger Badstuber und Kapitän Philipp Lahm vergeben. Den Platzhalter für Boateng spielte auch am Samstag im Test gegen die Auswahl von Katar Daniel van Buyten.
Die Bayern gewannen die Partie vor 4000 Zuschauern in Arco mit 4:2. Die Gegentreffer durch Andres Sebastian Quintana (67.) und Muhammed Razark (85.) fielen, als die vermeintliche Stammabwehr bis auf van Buyten bereits beim Duschen war. Die Tore für Bayern erzielten van Buyten (7.), Thomas Müller (34.), Neuzugang Nils Petersen (57.) und Ivica Olic (83.). Heynckes lobte den Auftritt des Rekordmeisters zum Abschluss des Trainingslagers: „Besonders in der ersten Halbzeit haben wir klasse gespielt.“
Überhaupt zeigte sich der 66-Jährige mit dem knapp einwöchigen Aufenthalt am Gardasee „hochzufrieden“ und zog ein entsprechend positives Fazit: „Die Mannschaft hat sich hervorragend präsentiert, alle haben sehr gut mitgezogen. Es hat viel Spaß gemacht. Die neuen Spieler haben sich super integriert.“
Dazu gehört in erster Linie Torwart Manuel Neuer, der trotz der Anfeindungen einiger unverbesserlicher Ultras beim ersten Test gegen eine Trentino-Auswahl (15:0) von einem „super Trainingslager“ schwärmte. Die jüngsten Schmähungen nahm der 25-Jährige gelassen. Bei der Saisoneröffnung vor einer Woche in München sei er von „so vielen Fans herzlich empfangen worden. Der FC Bayern hat 165.000 Mitglieder. Wenn 30 eine Aktion gegen mich machen, ist das kein Problem. Wären es 100.000, würde ich mir Gedanken machen. Aber so lässt mich das kalt“, sagte Neuer in einem Interview mit der Bild am Sonntag.