Abwehr des FC Bayern München: Malocher und Kumpel
München - Grau in Grau, zum Teil Schneeregen am Faschingsdienstag in München. Kein Grund für Carlo Ancelotti, sich die Laune verderben zu lassen. "Das Wetter hier ist really funny. Gestern Sommer, heute Winter", sagte der Bayern-Trainer lässig. Aber ihm, so der 57-Jährige, gehe es "immer gut". Egal zu welcher Jahreszeit. Man müsse das erste Spiel zum Saisonauftakt genau so gewinnen wie das nächste. Dass nun, da die K.o.-Spiele in den Cup-Wettbewerben und der Bundesliga-Endspurt anstehen, die sogenannte "Ancelotti-Jahreszeit" (Copyright Karl-Heinz Rummenigge), ausgerufen wird, beeindruckt ihn nicht.
"Ohne Spirit haben wir keine Qualität"
Was beeindruckt diesen Mann überhaupt? Der Gegner am Mittwoch im Pokal-Viertelfinale (20.45 Uhr, ARD und Sky live) Schalke? "Ich habe großen Respekt vor Schalke", sagte er, "wir müssen anders als beim 1:1 in der Liga spielen. Am wichtigsten ist der Spirit. Ohne Spirit haben wir keine Qualität."
Die Einstellung macht’s. Auch die Rotation? "Es gibt keine große Rotation – nur, wenn Spieler müde sind." Thomas Müller ("Er ist in guter Verfassung und hilft der Mannschaft, besser zu sein. Es ist nicht nur wichtig, wenn er Tore schießt") pendelt zwischen Bank und Startelf, wird wohl gegen Schalke beginnen. Auch im Sturmzentrum wechselte der Coach durch. Beim 1:1 in Berlin musste sogar Robert Lewandowski draußen bleiben – zunächst. Nur im Tor, schließlich will Manuel Neuer immer spielen, und in der Abwehr lässt der Coach kaum rotieren. Auch, weil ihm das Personal dafür fehlt.
"Außenseiter" gegen "pure Dominanz"
Einer ist weg, einer immer noch in der Reha: Holger Badstuber und Jérôme Boateng. Badstuber kehrt innerhalb von 26 Tagen zum zweiten Mal zurück in seine Heimat. Ein schnelles Wiedersehen mit "Kumpel Badstuber", dem Neuling im Malocher-Klub.
Natürlich sei man "Außenseiter" und der FC Bayern "die Dominanz pur", sagte der bis 30. Juni ausgeliehene Innenverteidiger. Man spucke deshalb "keine großen Töne, aber wir fahren da mit einem guten Gefühl hin". Klar, nach sieben Spielen ohne Niederlage seit dem 1:1 in München am 4. Februar. Was über das Saisonende hinaus aus Badstuber wird? Ungewiss. Denn wenn er Pech hat, sitzen ihm dann vier Innenverteidiger, allesamt Nationalspieler, vor der Nase. Boateng, Fußballer des Jahres und bis vor seiner Schulterverletzung Bayerns Abwehrchef, sowie Niklas Süle (21), der von der TSG Hoffenheim für die kommende Saison verpflichtet wurde. Natürlich als Lehrling. Dennoch wäre Talent Süle ein (zu?) großer Konkurrent für Badstuber.
Überangebot in der Defensive
Aktuell bilden Mats Hummels und Javi Martínez (beide 28) ein perfekt abgestimmtes Abwehrduo. Bis auf die Partie bei Hertha BSC, als David Alaba nach innen rückte und so der Spanier eine Pause bekam, haben Hummels/Martínez alle sieben anderen Pflichtspiele Seite an Seite bestritten – und gewonnen. Bis auf das 1:1 gegen Schalke. Gegentore? Vier. Ein starkes Argument für das deutsch-spanische Malocher-Duett.
Wird nicht einfach für Ancelotti, die beiden auseinander zu reißen, wenn Boateng zurückkehrt. Der Berliner mischt im Training mit, bald wieder mit Körperkontakt. Zweikämpfe sind noch nicht gestattet. "Körperlich ist Jérôme fit, wir warten jetzt die Kontrolle des Arztes ab", sagte Ancelotti. Wann ist mit Comeback von Boateng zu rechnen? "Ich denke, nach Arsenal kann er wieder spielen." Vielleicht aber wäre auch dieses Achtelfinal-Rückspiel der Champions League in London (7. März) nach dem 5:1 im Hinspiel genau der richtige Moment für die Rückkehr.