Abwehr des FC Bayern: Maximal flexibel
München - Es ist noch gar nicht lange her, da hatte der ein oder andere Experte bereits den vorzeitigen Untergang des bayerischen Abwehr-Abendlandes prophezeit. Ohne David Alaba (29) und ohne Jérôme Boateng (33) - wie sollte das da hinten nur gut gehen? Zumal sich der Rekordmeister in der vergangenen Saison selbst mit den beiden Innenverteidiger-Routiniers das ein oder andere Tor - insgesamt 44 in der Bundesliga - zu viel erlaubte hatte.
Auch ohne Alaba und Boateng steht die Bayern-Abwehr stabil
Und jetzt? Scheint diese Sorge spätestens nach den beiden Härtetests der Münchner in der Liga gegen Konkurrent RB Leipzig (4:1) und in der Champions League beim FC Barcelona (3:0) doch ziemlich unbegründet. Denn auch ohne die zu Real Madrid und Olympique Lyon abgewanderten Alaba und Boateng steht die Bayern-Abwehr stabil.
Sogar so stabil, dass der ehemals große FC Barcelona am vergangenen Dienstag beim Auftakt der Gruppenphase in der Königsklasse gegen diese Bayern nicht zu einem einzigen Torschuss kam. Ein Armutszeugnis für die - auch ohne Messi - noch stolzen Katalanen - und eine Auszeichnung für die neuformierte bayerische Innenverteidigung um Dayot Upamecano.
Der Franzose entwickelt sich immer mehr zu dem Abwehrboss, den sich die Bayern gewünscht haben. Gegen Barça ließ der 22-Jährige kaum einen Angriff zu, immer wieder war er rechtzeitig zur Stelle, um die Offensive um Holland-Star Memphis Depay zu stoppen. Neben einer Zweikampfquote von 62 Prozent kam er auch auf 97 Ballkontakte und 79 gespielte Pässe (davon 70 angekommen). Sein Trainer Julian Nagelsmann schwärmte nicht umsonst hinterher von dem 42,5-Millionen-Mann, der wie er im Sommer aus Leipzig an die Isar gewechselt war: "Ich glaube schon, dass es ein Vorteil ist, dass er mich kennt und weiß, was ich verlange. Er weiß, wie er mich nehmen muss, und ich weiß, wie ich ihn nehmen muss als Spieler."
Mindestens ebenso auffällig ist die neue Variabilität in Bayerns Abwehrzentrum. Auf der Position neben dem gesetzten Upamecano durften sich zuletzt Lucas Hernández (25) und Niklas Süle (26) abwechseln - und das mit großem Erfolg.

Im Spitzenspiel gegen Leipzig durfte erstmals der zuvor lange verletzte Franzose von Anfang an ran - und überzeugte über die kompletten 90 Minuten. Drei Tage später in Barcelona glänzte Süle an Upamecanos Seite als konsequenter Abräumer mit stabilen Zweikampfwerten. Für Nagelsmann nicht überraschend: "Der erste Punkt in ihrer Berufsbezeichnung ist Verteidiger. Mir ist wichtig, dass wir diese Gier haben, die Stürmer vom Gegner auch aufzufressen und im Strafraum Mann gegen Mann zu verteidigen, kein Tor zu kriegen und der Berufsbezeichnung gerecht zu werden." Upamecano, Süle, Hernández - dieses Trio macht die Bayern in der Abwehr aktuell maximal flexibel!
Bekommt Tanguy Nianzou gegen Bochum seine Chance?
Denkbar ist sogar, dass Nagelsmann nun fürs Spiel gegen Aufsteiger VfL Bochum am Samstag (15.30 Uhr/Sky und im AZ-Liveticker) in der Innenverteidigung erneut eine Veränderung plant. Um Kräfte zu schonen - und um anderen eine Chance zu geben. Denn mit Mega-Talent Tanguy Nianzou (19) hat der Bayern-Coach noch eine starke Alternative, die in der Saison bislang erst zweimal eingewechselt wurde, in der Hinterhand.