Absurde Transfer-Bilanz: England-Knirpse zahlen mehr als der FC Bayern

München - Seit Dienstag ist klar: Ab dem 1. Juli muss der FC Bayern ohne Karl-Heinz Rummenigge auskommen. Der ehemalige Weltklasse-Stürmer half dem heutigen Rekordmeister schon zu seiner Zeit als Spieler aus dem Schulden-Sumpf, als er 1984 von Uli Hoeneß zu Inter Mailand transferiert wurde. Auch während seiner Funktionärs-Laufbahn - Rummenigge bekleidete seit 1991 verschiedene Führungspositionen bei den Bayern - stand er stets für wirtschaftliche Solidität.
"Zusammen mit Uli Hoeneß formte er den FC Bayern zu einer der besten Adressen im internationalen Spitzenfußball - sportlich wie wirtschaftlich", sagt Präsident Herbert Hainer. Zukünftig wird der neue Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn den schwierigen Spagat zwischen wirtschaftlicher Vernunft und höchsten sportlichen Ambitionen meistern müssen.
Transfer-Bilanzen seit 2016: 17 Klubs stehen schlechter da als Bayern
Kein leichtes Unterfangen in einer Branche, die seit Jahren immer verrückter zu werden scheint. Eine der treibenden Kräfte hinter der Entwicklung ist der englische Fußball - genauer gesagt die Premier League. Die Liga, die seit langem durch Investoren und irrwitzige TV-Verträge mit Geld überschüttet wird. Während in Deutschland auch die Spitzenklubs zum Haushalten mit dem Budget gezwungen sind, sitzt das britische Pfund selbst bei den kleineren Klubs der Premier League tendenziell eher locker.
Wie absurd das Missverhältnis bisweilen ist, zeigt ein Blick auf die Transferbilanzen. Dort hat etwa der FC Bayern laut dem Portal "transfermarkt.de" in den vergangenen fünf Jahren ein Transfer-Minus von rund 153 Millionen Euro erzielt. Viel Geld, keine Frage. Im internationalen Vergleich belegt der Rekordmeister damit aber gerade einmal Platz 18.
Transfer-Minus: Sogar England-Zwerg Brighton vor Bayern
Unter den Klubs, die vor den Münchnern liegen und folglich noch ein größeres Minus aufweisen, finden sich freilich die üblichen Verdächtigen: Investorenklubs wie Manchester City oder Paris Saint-Germain oder die bis über beide Ohren verschuldeten spanischen Leuchttürme Real Madrid und FC Barcelona.
Doch nicht nur die Großkopferten des europäischen Fußballs haben eine schlechtere Bilanz als der deutsche Rekordmeister - auch einige kleinere Klubs aus England finden sich darunter. So zum Beispiel Brighton and Hove Albion, das in den vergangenen fünf Jahren ein Transfer-Minus von satten 220 Millionen Euro erzielt hat. Viel Erfolg haben die Ausgaben aber nicht gebracht: Die beste Platzierung in diesem Zeitraum war Platz 15 - eine Saison verbrachte der Klub gar in der zweiten Liga.
Manchester City ist der Big Spender im Spitzenfußball
Noch extremer stellt sich die Situation bei Aston Villa dar. Der englische Traditionsklub hat seit 2016 ein Transfer-Minus von ganzen 282 Millionen Euro in seinen Büchern stehen - und verbrachte trotzdem drei der letzten fünf Spielzeiten in Liga zwei. Dabei lagen die reinen Ausgaben für Transfers mit durchschnittlich 77 Millionen Euro pro Jahr auf einen vergleichbaren Niveau wie die des FC Bayern (rund 80 Millionen).
Die schlechteste Bilanz weist übrigens Manchester City aus. Der Klub hat seit der Amtsübernahme von Pep Guardiola im Sommer 2016 unglaubliche 939 Millionen Euro in neue Spieler investiert - im Schnitt 187 Millionen pro Saison! Größter (weil einziger) internationaler Erfolg war in diesem Zeitraum das Erreichen des Champions-League-Finals in der abgelaufenen Saison. Das ging am vergangenen Samstag mit 0:1 gegen den FC Chelsea verloren. Auch so ein Klub, bei dem das Geld tendenziell eher locker sitzt...