Abschied im Sommer? Costas Wechselpoker

Der Brasilianer des FC Bayern spricht offen von Angeboten aus China, England und Spanien, in München sei er "noch nicht komplett glücklich". Die AZ erklärt, was hinter seinen Aussagen steckt.
von  Maximilian Koch
Grobes Foulspiel: Douglas Costa macht seinen Verbleib in München von einer Stammplatz-Garantie abhängig.
Grobes Foulspiel: Douglas Costa macht seinen Verbleib in München von einer Stammplatz-Garantie abhängig. © Augenklick/Rauchensteiner

München - Seine Leistung gegen Schalke? Schwach, uninspiriert, lustlos. Seine Worte, die am Tag danach veröffentlicht wurden? Umso offensiver. Doch ob Douglas Costa damit wirklich die richtige Entscheidung getroffen hat, erscheint fraglich. In einem Interview mit der "Bild am Sonntag" spricht der Brasilianer des FC Bayern offen von einem Abschied im Sommer.

"Es gibt Kontakt zu Teams aus England, Spanien und auch Frankreich", wird Costa zitiert: "Aber wir respektieren Bayern. Zuerst wollen wir uns mit ihnen zusammensetzen und schauen, was sie davon halten – und dann treffen wir eine Entscheidung. Ich bin noch bis 2020 bei Bayern unter Vertrag, ich habe noch drei Jahre."

Noch drei Jahre – und trotzdem bringt der 25-Jährige nun einen Wechsel ins Spiel? Was wohl dahintersteckt: Costa hofft auf einen neuen Vertrag mit verbesserten Bezügen, ein Zeichen der Wertschätzung, nachdem die Bayern zuletzt mit Costas Konkurrenten Franck Ribéry und Arjen Robben bis 2018 verlängert hatten.

"Ja, wir haben einige millionenschwere Angebote aus China bekommen und auch von großen Klubs aus Europa", sagt der Brasilianer. Als mögliche Ziele bringt Costa die englische Premier League ("fantastisch!") und die spanische Primera Division ins Spiel ("große Spieler, große Mannschaften"). Bei den Bayern fühle er sich indes "noch nicht komplett glücklich. Aber wir werden bald eine Lösung finden."

Costa fordert eine Stammplatzgarantie

Costa wird sogar noch deutlicher bei seinen Forderungen: Er will eine Stammplatzgarantie. "Es hängt von einigen Faktoren ab", sagt er über seine Zukunftsplanung, "der Hauptfaktor sind die gespielten Minuten. Ein Stammspieler zu sein ist ein entscheidender Unterschied innerhalb meines Karriereprojekts."

Ob die Bayern-Führung um Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, Präsident Uli Hoeneß und Trainer Carlo Ancelotti sich allerdings derart unter Druck setzen lässt, darf bezweifelt werden. Zumal Costas Leistungen in dieser Saison nicht so überzeugend sind, wie in der vergangenen. In seiner Premierenspielzeit 2015/16 war der Linksaußen an 25 Treffern direkt beteiligt, in dieser bislang nur an acht (vier Tore, vier Vorlagen). Aktuell ist Costa, der vor anderthalb Jahren für 30 Millionen Euro von Schachtjor Donezk zu den Bayern gewechselt war, vor allem deshalb gesetzt, weil Ribéry verletzt fehlt (siehe Story links).

Mannschaftsintern dürften Costas Aussagen ebenfalls für Missstimmung sorgen. Ein Mitspieler, der sich unmittelbar vor der entscheidenden Phase der Saison in die Schlagzeilen drängt und damit das Betriebsklima stört: Das kommt bei den Führungsspielern Lahm, Neuer, Müller und Co. bestimmt nicht gut an.

Interessant: Costa wird von derselben Spielerberateragentur (Mondial Sport Management) betreut wie Dimitri Payet. Der französische EM-Star sorgte zuletzt für Aufregung, weil er seinen Wechsel von England-Klub West Ham United zu Olympique Marseille erzwang. Payet drohte West Ham Medienberichten zufolge mit Spielboykott und erfundenen Verletzungen. Der einstige

Publikumsliebling wurde zum Hassobjekt.

So weit ist es bei Costa natürlich noch nicht, doch der Brasilianer setzt sein gutes Standing, das er sich mit spektakulären Dribblings und Toren erarbeitet hat, aufs Spiel. "Fußball ist ein Geschäft, Bayern muss einfach ein Angebot annehmen", sagt er.

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