99 Prozent! Hoeneß ist Bayern-Präsident

MÜNCHEN - Der Umbruch in der Führung beim FC Bayern München ist vollzogen. Mit überwältigender Mehrheit wählt die Mitgliederversammlung den bisherigen Manager ins Präsidenten-Amt. Sein Vorgänger Beckenbauer lobt: „Uli, du bist die Seele des Klubs!“
So ein güldenes Reh, ist ja eine feine Auszeichnung. Am Donnerstagabend hatte Uli Hoeneß in Potsdam ein Bambi in der Sparte Wirtschaft erhalten. Er bedankte sich artig inmitten vieler Größen aus Politik, Show und Entertainment. Doch so richtig wohl fühlte er sich erst 24 Stunden später, in der Halle C1 der Messe München – bei den Mitgliedern auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern. Die Anerkennung und Liebe der Anhänger, die Uli Hoeneß minutenlang mit Standing Ovations feierten, sind ihm mehr Wert als jede persönliche Auszeichnung.
Um 21.58 Uhr war es so weit, da wurde der 57-Jährige zum neuen Präsidenten gekürt. Das neue Präsidium setzt sich wie folgt zusammen: Neben Hoeneß ist Fritz Scherer der 1. Vize und Bernd Rauch der 2. Vize-Präsident. Das überwältigende Ergebnis der Blockwahl: 4458 Stimmen pro neues Präsidium, 20 Gegenstimmen, 12 Enthaltungen – das entspricht 99,2 Prozent Ja-Stimmen für Hoeneß.
Damit endet nach 15 Jahren die Ära Franz Beckenbauer als Präsident. Hoeneß, der Neue, sagte auf die Frage, ob er die Wahl annehme, kaum vernehmbar: „Ja!“ Alle, auch Hoeneß, müssen sich wohl erst noch daran gewöhnen, dass der nun einen neuen Titel trägt. Zehn Jahre Spieler bei Bayern, 30 Jahre Manager und nun Präsident. Zum Aufsichtsratsvorsitzenden, auch dort löst er Franz Beckenbauer ab, wird er demnächst ernannt.
„Lieber Uli, ich weiß noch, wie du damals Anfang der 70er Jahre daherkamst: Blond, semmelblond", erzählte Franz Beckenbauer, „schnell war er, manchmal ein bisserl zu schnell." Anerkennend schloss er seine Lobeshymne: „Uli, du bist die Seele des Klubs!“
Beifall brandete auf, als Hoeneß, auf drei Jahre gewählter Präsident, ohne Manuskript ans Pult ging: „Ich bin total überwältigt für diesen tollen Zuspruch, diese Unterstützung unserer Arbeit, und dafür möchte ich mich sehr herzlich bedanken. Ich kann versichern, dass ich alle Kraft einsetzen werde, dass der FC Bayern auch sportlich wieder dahin kommt, wo wir uns das alle wünschen. Wir haben tolle Mitglieder. Ehrlich gesagt, hatten wir ein bisschen Muffensausen vor diesem Abend. Aber Sie haben erkannt, was wir alle hier in den letzten Jahren geleistet haben. Wir haben die Basis gelegt für die Zukunft des Klubs.“
Hoeneß' Rede begeisterte die Fans, der fast einstündige Auftritt von Karl-Heinz Rummenigge wurde mit Murren ertragen. Laut und emotional wurde es nur, als der Vorstandschef den scheidenden Präsidenten Beckenbauer, ehrte: „Er ist die größte Persönlichkeit, die dieser Klub jemals hervorgebracht hat. Spricht man in der Welt vom FC Bayern, spricht man von Franz Beckenbauer. Er ist das größte Aushängeschild unseres Klubs, unser herausragender Botschafter.“ Beckenbauer wurde, mit 32 Jahren Verspätung, zum Ehrenspielführer des Vereins ernannt. Ehrenpräsident wird er obendrauf. Das muss sich Hoeneß erst noch verdienen.
Patrick Strasser