96er Pinto: Beichtstuhl oder Hollywood

Bayerns Bosse toben nach der Hannover-Pleite über Boatengs Platzverweis und einen Schauspieler im 96-Trikot. Hoeneß spricht von „Schande“, Rummenigge vom „Täter Pinto“.
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Bayerns Bosse toben nach der Hannover-Pleite über Boatengs Platzverweis und einen Schauspieler im 96-Trikot. Hoeneß spricht von „Schande“, Rummenigge vom „Täter Pinto“.
dapd Bayerns Bosse toben nach der Hannover-Pleite über Boatengs Platzverweis und einen Schauspieler im 96-Trikot. Hoeneß spricht von „Schande“, Rummenigge vom „Täter Pinto“.

HANNOVER - Das Spiel war vergeigt, 1:2. Hannover hatte sich als wahrer Gegner präsentiert. Und nun, kurz nach Abpfiff dieses wohl besten, weil intensivsten Spiels der Saison, verloren die Bayern nochmal: diesmal die Beherrschung. Der Vorstand plus Präsident Uli Hoeneß hatte Schiedsrichter Manuel Gräfe und seinen drei Assistenten in deren Kabine die Aufwartung gemacht. Thema der Nachbesprechung: der Streitfall Jérome Boateng. Dem Bayern-Verteidiger waren während des Spiels die Nerven durchgegangen, im Tumult sah er unbeherrscht Rot (28.). „Die Herren kennen unsere Meinung", sagte Sportdirektor Christian Nerlinger, um Fassung ringend.

Er behauptete: „Der Ton war sehr sachlich." Gräfe erhielt tatsächlich Komplimente, keine Ironie. „Er hat alles richtig gemacht", lobte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Im Visier der Bayern war der vierte Mann, der Trainerbank-Polizist, ein gewisser René Kunsleben aus Hamm. Er trat auf als Kronzeuge nach dem Tumult (26.), der rund vier Minuten andauerte. Mit dem Schlussakt: Rot wegen Tätlichkeit (Schubsen) für Boateng. Selbst Heynckes, sonst zurückhaltend in seinen Wertungen, klagte Kunsleben an: „Der Schiedsrichter hat sich, weil er es nicht sehen konnte, vom Vierten Offiziellen beeinflussen lassen, der mit uns schon vorher im Clinch war, weil ich ihn höflich gebeten hatte, drei Meter zurückzutreten, weil wir nichts sehen konnten. Das hat er nicht gemacht und gesagt, dass er das Spiel verfolgen müsse. Da sagte ich, was er denn meine, wofür wir hier sind. Es war eine Revancheaktion. Er war heute der Protagonist.“

Aber eher in der besten Nebenrolle. Eindeutig als Preisträger für den besten Hauptdarsteller nominierten die Bayern den Hannoveraner Sergio Pinto (31). Er wurde als voll schuldfähig abgekanzelt. „Das ist eine Sauerei erster Güte", schimpfte Rummenigge, „Pinto ist ein Schauspieler, dafür ist er in der Bundesliga weltberühmt." Muss man auch erst mal schaffen. Rummenigges Anklage: „Erst durch seine Schauspielerei hat das alles begonnen." Und das kam so: Rafinha hatte an der Außenlinie ziemlich rüde Pinto attackiert, der übertrieb allerdings Abheben und Abrollen um ein paar Stufen. Weil die Bayern-Profis ihm das verbal um die Ohren hauten, kam es zum Tumult inklusive der Betreuer, im Fußballdeutsch: Rudelbildung mit Handgreiflichkeiten. Schubse sich, wer kann. Rot für Boateng, Gelb für Hannovers Schulz. Gift für alle. Und Adrenalin für Hoeneß. Das seine Wirkung auch nach dem Schlusspfiff behielt.

„Pinto hat das ganze Spiel durcheinandergebracht", meinte der Bayern-Präsident, „er schauspielert seit Jahren. Der hat sich vier Mal überschlagen und tut so, als sei er schwer verletzt. Danach rennt er wieder wie ein Wiesel. Ich weiß nicht, wie der nun ruhig schlafen kann. Der gehört zur Oscar-Verleihung nach Hollywood. Eine Schande!" Dass Hannovers Trainer Mirko Slomka sich vor Boatengs Platzverweis („Ich hätte gesagt, weiterspielen und fertig") vergeblich beim Schiedsrichter dafür eingesetzt hatte, nicht Rot zu zeigen, ging unter. „Als Fußballer würde ich sagen: beide Gelb, niemals eine Rote Karte", sagte Heynckes, der Pinto einst bei Schalke trainierte. Der muss sich entscheiden: Hollywood oder Beichtstuhl. Rummenigge zum „Täter Pinto": „An seiner Stelle würde ich ganz schnell in die Kirche zur Beichte gehen."

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