90-30-70: Die Traummaße des FC Bayern

Das 4:2 in Leverkusen lässt das Torekonto auf 90 und das Punktekonto des FC Bayern auf 70 wachsen, der 30. Meistertitel ist so gut wie sicher. "Möglicherweise die besten Bayern der letzten 10, 15 Jahre", meint Didi Hamann.
von  Patrick Strasser
Die Stars des FC Bayern marschieren unaufhaltsam zum achten Titel in Serie.
Die Stars des FC Bayern marschieren unaufhaltsam zum achten Titel in Serie. © Matthias Hangst/Getty Images Europe/Pool/dpa

München/Leverkusen - Der Job war erledigt, die drei Punkte eingetütet und doch herrschte akuter Redebedarf beim Trainer des FC Bayern und seinem Kapitän. Manuel Neuer hatte sein Interview im Innenraum der Leverkusener BayArena zwischen dem Unterrang und einer Werbebande auf Höhe der Eckfahne gegeben und traf auf dem Weg zurück in die Kabine Hansi Flick, der den TV-Talk noch vor sich hatte. Man diskutierte lebhaft, deutete auf den Platz.

Ein Torhüter ist selbst bei einem 4:2 nie zufrieden. Dass die Aufarbeitung des Erfolgs bereits wenige Minuten nach Spielende so detailgetreu vorgenommen wurde, verdeutlicht die Leidenschaft und die Besessenheit, mit der die Bayern die wegen der Corona-Pause verlängerte Saison beenden wollen. Mit Perfektion. Und mit dem Double. Oder dem Triple?

Holt sich Bayern am Samstag den Titel?

Das souveräne 4:2 nach 0:1-Rückstand bei Champions-League-Aspirant Bayer Leverkusen unterstrich noch einmal die Klasse dieser Bayern-Mannschaft, die nicht nur auf ihre achte Meisterschaft hintereinander, sondern auch gleich noch auf einige historische Bundesliga-Rekorde zusteuert.

"Sie sind im Moment die beste Mannschaft Europas", findet Sky-Experte Dietmar Hamann, der die "möglicherweise besten Bayern der letzten zehn, 15 Jahre gesehen haben" will. Die Münchner könnten bereits am Samstagabend gegen Borussia Mönchengladbach (18.30 Uhr/Sky und im AZ-Liveticker) Meister werden, falls die Dortmunder am Nachmittag bei Fortuna Düsseldorf verlieren – was ihnen ja in der Vorsaison passierte. Titel Nummer 30 der bayerischen Vereinsgeschichte insgesamt wäre dann schon perfekt. Was zu den Traummaßen der aktuell traumhaft aufspielenden Bayern führt: 90-30-70!

FC Bayern bleibt tor- und titelhungrig

90 – Die vier Treffer von Kingsley Coman, Leon Goretzka, Serge Gnabry und Robert Lewandowski schraubten das bayerische Tore-Konto auf sagenhafte 90 Treffer, macht im Schnitt genau drei pro Partie. Was aktuell Bundesliga-Bestmarke ist. Selbst in der Triple-Saison 2013 unter Trainer Jupp Heynckes kam man nach 30 Spieltagen auf "nur" 89 Tore. Die Flick-Bayern könnten also den ewigen Rekord von 101 Toren aus der Saison 1971/72 knacken.

Bei den anstehenden Gegnern Gladbach, Werder Bremen, SC Freiburg und VfL Wolfsburg machbar. 3,4 Treffer lautet der Schnitt in den fünf gewonnenen Geisterspielen. Flick lobte erneut "Einstellung und Mentalität" seiner Mannschaft. Rekorde seien nur "Beiwerk, wenn es so kommt, ist es schön".

30 – Titelgewinn Nummer 30 wurde schon angesprochen, die Zahl gebührt aber auch Robert Lewandowski, der in Leverkusen seinen 30. Saisontreffer, per Kopf zum 4:1, erzielte. 30 Tore nach 30 Spielen – diese Marke erreichte zuletzt Gerd Müller, der legendäre "Bomber der Nation", in der Saison 1972/73. Dabei fehlte Lewandowski sogar zwei Mal verletzt. Die fünfte Torjägerkanone des Polen könnte nur der Noch-Leipziger Timo Werner (25 Treffer) verhindern. Wettbewerbsübergreifend traf Lewandowski nun schon 44 Mal in dieser Spielzeit – ein neuer persönlicher Rekord für den Nimmersatten.

Hansi Flick setzt Super-Serie fort

70 – der aktuelle Punktestand. Ein Rekord wie 2012/13 mit 91 Zählern ist nicht mehr drin, doch Trainer Flick setzt seine persönlichen Serien fort: Der 55-Jährige steht nun bei 17 Erfolgen aus 20 Bundesliga-Partien, blieb dabei 16 Mal ungeschlagen, gewann die letzten elf Pflichtspiele (neun in der Liga) hintereinander. Und dennoch hatte er in Leverkusen etwas zu meckern, sah "den einen oder anderen Fehler zu viel".

Der 0:1-Rückstand durch Lucas Alario freute Flick sogar: "Wir haben ein bisschen gebraucht, um ins Spiel zu kommen. So war es sogar gut, dass wir in Rückstand geraten sind. Das war dann ein kleiner Weckruf. Da hat sich die Mannschaft aufgerappelt, aggressiv gespielt, die Konter gespielt und es wiedergutgemacht. Ab da war unser Spiel zu sehen, was wir die letzten Spiele gezeigt haben." Dominant, unerbittlich, unersättlich.

Fazit: Selbst mit einem Führungstor gegen die Bayern schießen sich die Gegner momentan ins eigene Knie.

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