5:1! Doch Sammer wettert gegen die „Kuschel-Oase“
MÜNCHEN Berauschend war es zwar nicht, aber doch vollkommen ausreichend. Eigentlich.
Mit 5:1 gegen den überforderten Zweitligisten 1.FC Kaiserslautern hat der FC Bayern das DFB-Pokalfinale erreicht. Somit kommt es wie schon in den beiden Vorjahren zum allzeit brisanten Duell mit Borussia Dortmund. Und doch war es nicht genug. Für einen für den gilt: Genug ist nie genug. Für Matthias Sammer, den Obermotzki. Den antizyklischen Mahner. Den würdigen Nachfolger von Uli Hoeneß.
Vielleicht hatte er sich ja auch über den Deutschen Fußball-Bund geärgert, seinen früheren Arbeitgeber. Für den DFB stand das Finale nämlich schon vorher fest. Auf dem Presseportal schrieb der DFB lange vor dem Spiel unter dem Datum vom Donnerstag: „Am 17.Mai stehen sich im Berliner Olympiastadion Borussia Dortmund und der FC Bayern im Finale um den DFB-Pokal gegenüber.“ Der DFB sprach von einem „technischen Fehler“. Beide Versionen – eine mit Bayern, eine mit Kaiserslautern – seien vorbereitet worden, eine sei versehentlich ins Netz gelangt. Die Pfälzer nahmen’s mit Humor. „Uns ist bewusst, dass diese Mitteilung eigentlich erst morgen veröffentlicht werden sollte. Wir finden das Ganze eher lustig“, sagte ein FCK-Sprecher.
Nicht so lustig fand Manuel Neuer seinen Tribünenplatz, Für den von Wadenproblemen geplagten Keeper stand wie schon in der zweiten Halbzeit gegen Dortmund Lukas Raeder zwischen den Pfosten. Auf der Bank nahm der 18-jährige Raif Husic Platz. Für Neuer hat das Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid Priorität. Womöglich wird er auch am Samstag in Braunschweig nicht auflaufen.
Auch Matthias Sammer fand den Abend wenig erbaulich - trotz der fünf Treffer von Schweinsteiger, Kroos, Müller, Mandzukic und Götze: „Ich bin glücklich, dass wir das Finale erreicht haben, aber ich bin nicht glücklich, wie wir spielen und wie wir uns präsentieren.“ Der Sportvorstand der Bayern bemängelte „viele Konzentrationsfehler und wenig Gruppendynamik.“ Seine Schlussfolgerung: „Im Moment ist das nicht genug.“ Pardauz! Kein Spur von Final-Laune, ganz im Gegenteil.
Doch Sammer war noch lange nicht fertig mit seiner Analyse: „Bis zur Meisterschaft waren wir unantastbar, aber das haben wir verloren! Wir gehen zu positiv und zu nett miteinander um, wie in einer Kusche-Oase. Ich habe das Gefühl, wir brennen nicht mehr. Für unsere Aufgaben reicht das nicht. Wir müssen wieder mit einer höheren Emotionalität miteinander umgehen und uns ehrlich die Frage stellen, ob wir noch zwei Titel holen wollen.“
Da scheint sich in den vergangenen Wochen ja so einiges aufgestaut zu haben beim Sportvorstand. Und dann ging Sammer in seiner gar nicht enden wollenden Tirade auch noch den Coach Pep Guardiola an, wenn auch nicht direkt. Unüberhörbar aber: seine Forderung, es müsse „in der Ansprache ein rauerer Ton angeschlagen werden“. Der fehle derzeit, so Sammer. Nachhilfe für den Meister-Trainer?
Schon vor der Partie hatte Sammer gegiftet: „Wir waren zuletzt lieb und nett. Denn wir noch etwas gewinnen wollen, muss sich das ändern.“
Doch was soll sich ändern – wenn ein 5:1 nicht genug ist? Über Sammer wird zu reden sein.