150 Millionen für Ribéry? Wann wird Bayern wirklich schwach?

Ein Scheich aus Abu Dhabi macht die Fußballwelt verrückt. Buhlt Man City nun um Bayerns Besten? Matthäus sieht Schmerzgrenze bei 100 Millionen.
von  Abendzeitung
Durfte sich über ein gelungenes Comeback freuen: Franck Ribéry.
Durfte sich über ein gelungenes Comeback freuen: Franck Ribéry. © dpa

MÜNCHEN - Ein Scheich aus Abu Dhabi macht die Fußballwelt verrückt. Buhlt Man City nun um Bayerns Besten? Matthäus sieht Schmerzgrenze bei 100 Millionen.

Uli Hoeneß ist Schwabe, durch und durch – vor allem was finanzielle Dinge betrifft. Also macht er sich Sorgen um seinen FC Bayern in Zeiten der weltweiten Finanzkrise. Und das, obwohl es dem Verein gut geht. Oder gerade deswegen. „Die Finanzkrise wird das Leben verändern, sie wird fundamental auch auf den Fußball einbrechen“, sagte Hoeneß, in einem Ausmaß, das der Fußball „seit 30 Jahren nicht erlebt hat“.

Seine Schlussfolgerung: „Wir müssen auf Vorsicht umschalten.“ Vertragsverlängerungen, Gehaltsaufbesserungen – es wird diffiziler. Mark van Bommel, der Kapitän, bekommt dies als Erster zu spüren. Da sind alle gleich im Bayern-Kader. Einer nicht: Franck Ribéry, 25 Jahre alt, 25 Millionen Euro teuer im Einkauf, als er im Sommer 2007 von Olympique Marseille nach München wechselte. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat Ribéry, der mit Abstand beste Spieler der Bundesliga, eine immense Wertsteigerung erfahren, ist jetzt sechs Mal so teuer. Nachdem Manchester City, Scheich-gesponsert von von Mansour bin Zayed al Nahyan, dem Kopf der Abu-Dhabi-United-Group for Development and Investment, die irre Summe von bis zu 125 Millionen Euro Ablöse für Milan-Star Kaká geboten hatte, sagte Bayern-Manager Uli Hoeneß, auf den Marktwert von Ribéry angesprochen: „Wenn der Kaká 120 Millionen wert ist, dann ist Ribéry 150 Millionen wert! Und erst dann werden wir darüber nachdenken."

Bei 150 Millionen? Der teuerste Erlös eines Verkaufs aller Zeiten beträgt 25 Millionen Euro, als Owen Hargreaves 2007 zu Manchester United wechselte (siehe Graphik oben). 150 Millionen – in der abgelaufenen Saison betrug der Gesamtbetrag an Ablösesummen 33,1 Mio. Euro. Jene 150 Millionen – das wären 52 Prozent des Umsatzes der Bayern im Geschäftsjahr 2007/08.

Doch ist so eine Summe realistisch? Freilich nicht. Denn damit wäre Ribéry mehr als doppelt so teuer wie Zinedine Zidane, dessen Wechsel 2001 von Juventus zu Real Madrid der bislang kostspieligste (73,5 Mio.) der Geschichte war. Die Frage ist: Ab welcher Summe werden die Bayern-Bosse schwach? Wirklich erst ab 150 Millionen Euro? „Es gibt immer eine Schmerzgrenze – für jeden Spieler, sonst hätte Milan-Boss Berlusconi den eigentlich unverkäuflichen Kaká auch nicht freigegeben“, sagte Ex-Bayern-Kapitän Lothar Matthäus der AZ, „ich würde sagen, bei Ribéry sollte man bei einer dreistelligen Millionen-Summe anfangen, nachzudenken.“ Also bei 100 Millionen. Doch die Bayern bleiben hart. „Bei Ribéry sind wir nicht gesprächsbereit“, bestätigte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge in „Bild“ und erklärte: „Egal, wie hoch das Angebot ist.“ Gut so, findet Matthäus, derzeit Coach beim israelischen Klub Maccabi Netanya: „Der FC Bayern braucht Ribéry als spielerische Lebensversicherung, er braucht kein Geld. Die Fans schauen nicht aufs Bankkonto der Bayern, sondern auf die Tabelle. Und mit dieser Aussage steht Uli Hoeneß nun auch bei den Fans im Wort.“

Und Ribéry bis 2011 bei Bayern, laut Vertrag. Trainer Jürgen Klinsmann glaubt, dass er „vorher auf keinen Fall wechseln“ wird. Ein Irrglaube? Nicht mehr als eine Hoffnung? Ribéry gibt weder Signale, seinen Kontrakt vorzeitig verlängern zu wollen noch kann er versprechen, überhaupt bis 2011 zu bleiben. Was passiert, wenn Ribéry nach einer grandiosen WM 2010 mit Frankreichs Nationalteam plötzlich doch weg will, zu Real Madrid etwa, oder zum FC Barcelona? Ein Jahr später würden die Bayern keine Ablöse bekommen.

Möglich, dass Ribéry der nächste auf der Liste von Manchester City ist, bereits im Dezember war in englischen Medien von einem Interesse zu lesen. Doch Hoeneß macht auf cool: „Ich hatte auch keine Angst vor Chelsea, warum sollte ich jetzt beunruhigt sein?“ Weil die Gehalts-Millionen Ribéry unruhig machen könnten.

Patrick Strasser

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