1:1 gegen Manchester City: FC Bayern verabschiedet sich erhobenen Hauptes aus der Champions League
München - Paris 2021, Villarreal 2022 und dieses Jahr Manchester City. Der FC Bayern ist zum dritten Mal hintereinander im Viertelfinale der Champions League gescheitert. Trotz der besten, weil energiegeladenen Leistung unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel, der kurz vor Ende mit Gelb-Rot von der Trainerbank verwiesen wurde, reichte es nicht. Erling Haaland (57.) versenkte den Ball und ließ die Luft raus, der Elfmetertreffer zum 1:1 von Joshua Kimmich (83.) kam zu spät.
Der Weg zum Gipfel, zum größten Wunder der über 60-jährigen Europapokal-Geschichte des Vereins, sollte in kleinen Schritten erfolgen. "Die erste Halbzeit gewinnen", so lautete Tuchels Plan in diesem Viertelfinal-Rückspiel gegen die Skyblues. Das Unmögliche möglich machen – ein 0:3 aus dem Hinspiel vor acht Tagen aufholen.
Südkurve bringt die Allianz Arena mit Choreo zum Beben
Und das gegen Pep Guardiola, den City-Mastermind, der erstmals seit seinem Wechsel von Bayern nach Nordengland 2016 wieder an einer Seitenlinie in München coachte. Klappte nicht. 0:0 zur Pause, am Ende 1:1. Wenigstens verabschiedete man sich erhobenen Hauptes aus der Königsklasse.
Die Bayern-Fans unter den 75.000 in der Allianz Arena wollten ihren Teil zum Wunder beitragen – so laut, so hitzig ist es hier sonst nie. Ebenfalls mehr als Halbfinal-verdächtig: Die Choreografie der Südkurve. Mit riesigen Lettern stand geschrieben: "Mit breiter Brust kämpfen bis zum Schluss!" Im Zentrum der Henkelpott und die Message: "Kings of the Cup".
Choupo-Moting beginnt nach Verletzung – Müller erneut nur auf der Bank
Als Münchner Hoffnungsträger bei der "Monster-Aufgabe gegen die beste Mannschaft aktuell in Europa" (Vorstandsboss Oliver Kahn) war ein gebürtiger Hamburger auserkoren: Eric-Maxim Choupo-Moting. Nach seinen Kniegelenksproblemen konnte der 34-Jährige und den Bayern den im Hinspiel so vermissten Mittelstürmer-Impuls geben.
Und wieder, wie schon in Manchester, ließ Tuchel den Müller draußen – also in beiden der wohl wichtigsten Spiele der Saison. Mehr als nur taktische Bedenken wegen des fehlenden Tempos beim urbayerischen Haudegen? Tuchel blieb bei seiner Argumentation vom Hinspiel: "Ich habe das Gefühl: Das ist kein Thomas-Müller-Spiel. Wir müssen die Zone ab der Mittellinie bis zum Tor mit Geschwindigkeit überbrücken. Die Charakteristik des Spiels ist nicht Thomas auf den Leib geschneidert." Konsequent.
Bayern drängt und brennt, belohnt sich aber nicht
Die Bayern starteten mit Feuereifer und mitreißendem Tempo, das Publikum war sofort schockverliebt. Doch trotz bester Kombinationen riss meist am Strafraum der Faden. Leroy Sané verzog knapp (17.), Kingsley Coman (42.) scheiterte an City-Keeper Ederson. Weitschüsse als Stilmittel, da Choupo-Moting kaum in Szene gesetzt werden konnte. Dennoch: Bayern brannte und drückte, nur das Spielglück war nicht mit ihnen. Torlos zur Pause.
"Du brauchst ein Tor, dann kann auch eine Energie entstehen, die dich trägt", hoffte Tuchel, "wenn du da Momentum mal hast in so einem Spiel, dann musst du es surfen, dann musst du dranbleiben, dann rutscht vielleicht mal einer rein." Klappte nicht. Dass es noch 0:0 stand, war aber auch eine Menge Glück. Erstens, weil die Rote Karte wegen Notbremse gegen Dayot Upamecano zurückgenommen wurde (18./Abseits) und zweitens, weil der von Upamecano unglücklich verschuldete Handelfmeter von Erling Haaland übers Tor geballert wurde (37.).
Upamecano leistet sich erneut einen folgenschweren Patzer
Sämtliche vier Heimspiele der Champions-League-Saison hatten die Bayern ohne ein Gegentor gewonnen, dann aber schlug die Urgewalt Haaland zu. Bei einem Konter versetzte er Gegenspieler Upamecano, der wegrutschte, versenkte wuchtig und humorlos zum 0:1 (57.). Das war‘s, damit war der Stecker gezogen.
Dabei hatte Kahn am DAZN-Mikrofon gefordert, dass "ein Sieg ganz wichtig" sei, "auch fürs Spiel am Samstag in Mainz. Wir wollen uns Power, Sicherheit und Selbstvertrauen holen." Das ist Bayerns bittere Realität: Es geht nun nur noch um die Meisterschaft – und die Dortmunder, ebenfalls wankelmütig, lauern mit nur zwei Punkten Rückstand auf die nächste Schwäche des Titelverteidigers.
