1:0-Heimsieg: FC Bayern knackt Kölner Bollwerk nur einmal

München - Erster gegen Letzter, in dem Fall der souveräne Tabellenführer FC Bayern gegen das krass abgeschlagene Drei-Pünktchen-Schlusslicht 1. FC Köln. Über ein Schützenfest wurde im Vorfeld gesprochen, über eine mögliche Demütigung der Gäste.
Doch die Bayern taten sich schwer im angeblich leichtesten Spiel der Saison. Erst nach 60 Minuten konnte Robert Lewandowski, der Panzerknacker, den überlegenen, aber unkonzentrierten Meister mit seinem 1:0 beruhigen. Ein mühevoller Arbeitssieg. Kurz vor Ende hatte Kölns Lukas Klünter das 1:1 auf dem Fuß, doch Tom Starke parierte stark. Durch den Sieg hat Bayern nun in der Tabelle neun Punkte Vorsprung auf den Zweiten Schalke 04. (Hier gibt's den Liveticker des Spiels zum Nachlesen)
"Köln hat sich bis auf die letzten drei Minuten ganz auf die Abwehr beschränkt. Wir haben aber auch in der ersten Hälfte zu wenig getan", sagte Thomas Müller, "wir mussten danach was tun. Wir haben das 1:0 gerne mitgenommen. Gerade, wenn der Tank nicht mehr so ganz voll ist. Tom Starke hat am Schluss super für uns gehalten. Er hat seinen sechsten Frühling und das im Winter."
Nur ein Tor gegen den Tabellenletzten: Die Noten für die Roten
Die FC-Fans bewiesen Humor, als sie gestern immer wieder sangen: "Auswärtssieg! Auswärtssieg!" Und: "Wer wird Deutscher Meister, wenn man die Tabelle dreht?" Eine Prise Galgenhumor hebt eben die Stimmung. Drei Punkte in den bisherigen 15 Spielen, kein Sieg. In Köln wird die Mannschaft schon als "Tasmania Domplatte" verspottet, weil man sogar schlechter als einst Tasmania Berlin ist. Der SC aus Neukölln hielt bisher den Negativrekord nach 15 Spieltagen in der 55-jährigen Bundesliga-Geschichte. 1965/66 hatte man einen Zähler mehr auf dem Konto, am Ende der Saison waren es zehn, umgewandelt auf die Drei-Punkte-Regel – historisch schlecht. Köln hat in der Rückrunde also doch noch etwas zu gewinnen.
Der neue Sportdirektor Armin Veh (56), seit Montag im Amt, sprach offen von einer "Niederlagenserie, die beispiellos ist". Veh, der in seiner aktiven Bundesliga-Zeit ausschließlich unter Trainer Jupp Heynckes für Gladbach spielte, sagte noch: "Die Situation ist schwierig für alle. Da spielt auch die Psyche eine Rolle. Man muss realistisch sein, man muss dementsprechend planen. Es braucht ein Wunder, um nicht abzusteigen."
Auf zwölf (!) Spieler musste Interimstrainer Stefan Ruthenbeck verzichten. Weil im Sturm neben Jhon Córdoba und Oldie Claudio Pizarro auch Sehrou Guirassy wegen einer Nagelentzündung am großen Zeh fehlte, wurde Lukas Klünter in den Angriff geschickt. Das Talent ist gelernter Außenverteidiger. Passend zur Situation in Köln.
Ach ja, und das Spiel? Einseitig, klar. Aber auch sehr mau. Bis zur Halbzeit hatte Bayern 85 Prozent Ballbesitz und mehr als ein Dutzend Flanken geschlagen. Die aber waren zu wenig präzise, die Pässe kamen nicht an. Noch vor der Pause schickte Heynckes James Rodríguez und Kingsley Coman zum Aufwärmen, brachte sie mit der zweiten Halbzeit.
Bayern griff nun wütender, aber ebenso unkonzentriert an. Wie zuvor Thomas Müller (13./38.) vergab auch Lewandowski aus kurzer Distanz (51.). Dann aber die Erlösung durch eine Co-Produktion Müller/Lewandowski. Per Hinterkopf leitete der Weltmeister auf den Torjäger weiter, der mit links vollstreckte (60.) – 1:0. Ein Tor gegen den Kölner Riegel, ein Panzerknacker-Treffer.
Der Bann war gebrochen. Und die Kölner Moral? Nicht ganz. Personell gebeutelt verteidigten die Ruthenbeck-Männer weiter tapfer. Weiteren Treffern stand oft FC-Keeper Timo Horn oder die Latte im Wege. Und die Bayern sich selbst.