1. FC Köln gegen FC Bayern: Das sagt Pizarro über den FCB

Claudio Pizarro spricht in der AZ über den Abstieg des 1. FC Köln, eine Rückkehr zu Bayern, seinen WM-Traum und das Karriereende, das er weiter ablehnt: "Mein Körper sagt mir: Ja, es geht noch."
München - Der Peruaner Claudio Pizarro (39) spielte von 2001 bis 2007 und von 2012 bis 2015 für den FC Bayern. Aktuell steht er beim 1. FC Köln unter Vertrag. Die AZ bat Pizarro vor dem Spiel des FC Bayern beim FC Köln (Samstag, 15:30, AZ-LIveticker) zum Interview.
AZ: Herr Pizarro, haben Sie unter der Woche ein bisschen mitgelitten beim Champions-League-Aus Ihrer alten Bayern-Kollegen gegen Real Madrid?
CLAUDIO PIZARRO: Natürlich, natürlich. Ich habe lange bei Bayern gespielt, ich weiß, wie das ist. In den vergangenen Jahren ist Bayern oft so knapp gescheitert vor dem Finale - oft gegen Real. Aber die Jungs haben gekämpft und Charakter gezeigt. Bayern wird es in den nächsten Jahren auch mal wieder packen.
Hat Real einfach mehr Glück in diesen engen Spielen?
Glück ja, aber Real ist in den entscheidenden Momenten immer da. Und auf diesem hohen Niveau kostet jeder Fehler. Man sollte Sven Ulreich aber keinen großen Vorwurf machen, er hat die ganze Saison über super gehalten.
Kommen wir zum Spiel an diesem Samstag gegen den FC Bayern. Freut man sich als Kölner trotz des feststehenden Abstiegs darauf?
Für mich ist es besonders, auf meinen alten Klub und meine alten Kumpels zu treffen. Eigentlich geht es für beide Mannschaften um nichts mehr, aber wir wollen unseren tollen Fans etwas zurückgeben, gegen Bayern gewinnen. Eine solche Unterstützung wie in Köln habe ich noch nie erlebt. Das war nicht selbstverständlich, wie die Fans trotz all der Niederlagen zu uns gehalten haben.
Persönlich hatten Sie sich bestimmt auch mehr erhofft: In 14 Spielen gelangen Ihnen ein Tor und eine Vorlage.
Klar habe ich mir das anders vorgestellt. Ich bin nach Köln gekommen, um zu spielen. Bei meiner Verpflichtung waren die Verantwortlichen andere, es lief nicht. Ich denke, insgesamt war der Abstieg unnötig. Ich hoffe, dass der FC sofort wieder aufsteigt.
Claudio Pizarro: Gute Chancen auf WM-Teilnahme mit Peru
Sie werden im Oktober 40 Jahre alt. Denken Sie eigentlich irgendwann auch mal ans Karriereende?
Ich frage mich schon seit vier, fünf Jahren nach jeder Saison, ob ich weitermachen soll oder nicht. Aber mein Körper sagt dann jedes Mal zu mir: "Ja, es geht noch." Ich bin fit, ich habe große Lust auf Fußball. Einen konkreten Plan, aufzuhören, gibt es nicht. Mir würde auch die Vorbereitung im Sommer fehlen, ich quäle mich gerne. Jetzt konzentriere ich mich erst mal auf die letzten zwei Spiele mit Köln. Dann ist WM (lacht) .
Wie stehen denn Ihre Chancen, mit Peru zum Turnier nach Russland zu fahren?
Ich hoffe mal, ganz gut. Unser Nationaltrainer (Ricardo Gareca, d.Red.) hat öffentlich gesagt, dass ich körperlich in einer guten Verfassung sein soll. Das bin ich. Peru ist zum ersten Mal seit 1982 bei der WM dabei. Es wäre großartig für mich, davon habe ich schon als Kind geträumt. Natürlich wäre ich traurig, wenn ich nicht nominiert werden würde.

Wie geht es dann in der kommenden Saison weiter: 2. Liga mit Köln? USA? China?
Ich lasse das auf mich zukommen und schaue mir meine Optionen in Ruhe an. Normalerweise gehen Spieler ja in die USA, wenn sie 33, 34 sind. In dem Alter bin ich noch mal zu Bayern gewechselt.
Also würden Sie am liebsten weiter auf hohem Niveau in Europa spielen?
Ja, das kann ich mir vorstellen. Aber es ist noch nichts entschieden.
Sehen wir Sie irgendwann eigentlich als Trainer?
Nein, das kommt für mich nicht in Frage. Wenn ich Trainer wäre, wäre ich ein richtiger Freak.
Ein Freak?
Ja (lacht). Ich wäre ein Trainer, der immer alles analysiert, der sich um alles kümmern würde. Wenn du ein erfolgreicher Trainer sein willst, musst du auf die Details achten. Und das kostet Zeit. Ich habe schon so viel Zeit im Fußball verbracht - nach der Karriere kümmere ich mich erst mal um meine Familie und meine Hobbys. Ich will mit dem Fußball in Verbindung bleiben, aber Trainer werde ich eher nicht. Das sage ich zumindest jetzt. Vielleicht sehen Sie mich in fünf Jahren doch auf der Trainerbank. Man soll ja nie nie sagen.
Wäre eine Rückkehr zum FC Bayern nach der Karriere eine Option?
Ja, das ist eine Möglichkeit. Ich habe eine gute Verbindung zum Verein, das kann gut sein. Dass ich wieder nach München gehen werde, ist schon entschieden. Meine Familie und ich fühlen uns dort sehr wohl. Ich habe fast alle Titel mit Bayern gewonnen, meine Kinder sind in München aufgewachsen.
Köln scheint Ihnen aber auch gut zu gefallen.
Sehr gut, sehr gut! Es ist nicht nur der Karneval: Die Leute sind hier einfach sehr offen, die Stadt ist super. Ich fühle mich hier so ein bisschen wie in Südamerika, man kann mit den Leuten reden, alle sind sehr freundlich. Ich werde zurückkommen, um Köln zu besuchen.
Wiesn oder Karneval? Pizarro gefällt beides
Gefällt Ihnen der Karneval sogar besser als die Wiesn?
Das können Sie mich nicht fragen, man kann es nicht vergleichen (lacht) . Mir gefällt beides, ich werde beides weiter besuchen. Zum Glück finden die Feste zu unterschiedlichen Jahreszeiten statt.
Sie treffen am Samstag ja auch zum letzten Mal auf Jupp Heynckes, mit dem Sie 2013 das Triple gewonnen haben. Welchen Stellenwert hatte er in Ihrer Karriere?
Jupp Heynckes ist ein super Typ, er war einer meiner besten Trainer. Es ist nicht einfach, 25 Spieler zufriedenzustellen. Die Spieler in den großen Vereinen haben oft auch ein großes Ego. Jupp Heynckes schafft das sehr gut. Er gibt den Spielern Vertrauen, auch denen, die nicht im Kader sind. Jeder bekommt immer wieder seine Chance und hat dadurch Selbstvertrauen. Das war auch der Schlüssel zum Triple 2013. Wir waren alle da, haben uns alle wichtig gefühlt. Das war das Verdienst von Heynckes.
Was trauen Sie Niko Kovac zu, mit dem Sie bei Bayern noch zusammengespielt haben?
Er hat im Vergleich zu Jupp Heynckes natürlich noch nicht so viel Erfahrung, aber er hat in Frankfurt sehr gute Arbeit geleistet. Er hat die richtigen Spieler verpflichtet, die zu seiner Art des Fußballs passen. Mit der Qualität, die er bei Bayern vorfindet, wird es gut für Kovac laufen.
Robert Lewandowski stand zuletzt in der Kritik, weil er in den Spielen gegen Real enttäuscht hat. Können Sie das nachvollziehen?
Als Stürmer ist es nicht immer leicht, vorne zu glänzen. Aber Lewandowski hat gezeigt, dass er ein wunderbarer Spieler ist. Vielleicht ist er gerade nicht in einer guten Phase, aber das passiert allen Stürmern. Er muss in Ruhe arbeiten, um wieder in den Rhythmus zu kommen. Dann macht er seine Tore und bekommt wieder Selbstvertrauen. Ich bin total überzeugt von Lewandowski.