Hinspiel-Pleite bei Manchester City: FC Bayern fast schon schachmatt

München - Am Ende wurde es doch eine Klatsche für die Bayern im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League. Mit 0:3 unterlagen die Münchner mit ihrem neuen Trainer Thomas Tuchel den Gastgebern von Manchester City deutlich und verdient – höchstens ein Tor zu hoch – mit 0:3.
Rodri, Bernardo Silva und Erling Haaland, der im achten Spiel gegen die Bayern (alle zuvor mit Borussia Dortmund) seinen ersten Sieg feiern konnte, trafen für den englischen Meister. Die Bayern damit vor dem Rückspiel am Mittwoch nächster Woche in der Allianz Arena damit beinahe schon schachmatt. Da hilft wohl nur ein Wunder.
Duell der Taktik-Großmeister: Runde eins geht an Guardiola
Runde eins des Duells der Taktik-Großmeister ging also klar an Pep Guardiola, den ehemaligen Bayern-Coach. Tuchel verehrte den Katalanen einst, stellte aber in Manchester noch mal klar: "Ich bin kein Fanboy." Schließlich hatte er sich mit dem Champions-League-Triumph 2021, als er mit dem FC Chelsea im Finale von Porto City 1:0 besiegte, auch emanzipiert. Vergangenheit. Nun hat ihm Guardiola die lange Nase gezeigt.
Etwas überraschend musste Thomas Müller (33) zunächst auf der Bank Platz nehmen. Folgt man der Argumentation von Bayerns ehemaligem Sportdirektor Matthias Sammer, vor Ort am Mikrofon von Prime Video tätig: "Müller ist nicht mehr der Allerschnellste, der Beweglichste. Aber als Persönlichkeit natürlich unverzichtbar."
In der Formulierung steckte schon der Grund, warum sich Tuchel gegen den Kapitän und für Serge Gnabry als Mittelstürmer entschied. "Wir wollten Läufer und schnelle Dribbler haben, wendige Spieler. Thomas war eine harte Entscheidung. Ich liebe Thomas, aber es ist kein typisches Thomas-Müller-Spiel, sprich die letzten 30 Meter, wo er absolute weltklasse ist, da erwarten wir, nur mit Tempo reinzukommen."
Musiala beim 0:1 von Rodri zu passiv
Viele frühere Bayern-Trainer scheiterten daran, Müller des Öfteren rauszulassen, vor allem Niko Kovac ("Thomas kommt rein, wenn Not am Mann ist"), aber niemand konnte es Fußball-spezifisch so gut erklären wie Tuchel. Der 49-Jährige vor Anpfiff über sein "kurzes gutes Gespräch" mit Müller: "Thomas ist schlau. Von daher war es kein Problem."
Was zu sehen war: In einer Verletzungsunterbrechung Ende der ersten Hälfte tauschten sich Tuchel und Müller auf der Bank intensiv aus. Müller, der Co-Trainer.
Es schüttetet ab Anpfiff in Strömen – ein Vorteil für die Heimmannschaft? Anfangs schienen beide Teams beeindruckt von so viel Naturgewalt von oben, dass die Partie so dahinplätscherte bis Yann Sommer die andere Naturgewalt, Erling Haaland, und dessen Laufweg falsch einschätzte. Der Bayern-Torhüter trennte sich spät vom Ball und konnte Haaland beinahe erfolgreich reinspritzen (14.).
Die Gastgeber stets gefährlicher, wenn sie in Strafraumnähe kamen. Aber es war nicht Haaland, der traf, sondern Rodri mit einem Schlenzer aus 22 Metern in den Winkel (27.). Als sich der Spanier vor seinem Schuss aufdrehte, war Jamal Musiala viel zu passiv, kam nicht in den Zweikampf.
FC Bayern: Der zweite Titel des Triple-Traums scheint futsch
Bayern im Spiel nach vorne trotz mehr Ballbesitz (!) zu umständlich, zu kompliziert – ohne den unbedingten Drang zum Tor. Die beste Chance entstand erst durch Leroy Sanés Schuss in der Nachspielzeit der ersten Hälfte – zwei Meter vorbei. Pause, trockene Klamotten für alle.
Nach der Pause drückten plötzlich die Bayern, vor allem Sanés Linksschüsse brachten Gefahr. Plötzlich war nicht mehr zu merken, dass den Gästen im vierten Spiel unter Tuchel "ein bisschen die Leichtigkeit, das Selbstvertrauen und die Kreativität" fehlten wie der Nagelsmann-Nachfolger selbst thematisiert hatte.
In diese beste Phase der Bayern hinein fiel das 0:2 nach einem dicken Patzer von Dayot Upamecano. Haaland flankte auf Bernardo Silva, der einköpfte (70.). Danach erhöhte der Ex-Dortmunder selbst auf 3:0 (77.). War’s das schon für die Bayern? Der zweite Titel des Triple-Traums scheint futsch.