FC Bayern gegen Alba Berlin: Explosionsgefahr

Im Achtelfinale des Eurocups treffen der FC Bayern und Alba Berlin zum vierten Mal binnen zehn Tagen aufeinander. Die Stimmung ist nach der Rangelei vom Sonntag angespannt. „Alba war frustriert“.
München - Vier Mal FC Bayern gegen Alba Berlin innerhalb von zehn Tagen – eigentlich war klar, dass die Lunte am Pulverfass immer kürzer werden würde. Trotz aller Rivalität beim Sieg der Berliner im Pokal und dem Unentschieden im Eurocup – beide Teams hielten sich mit dem Zündeln zurück. Bis Sonntag: An diesem Tag sollte der Frieden nur gut drei Viertel lang halten. Als Bayerns Paul Zipser dann mit schnellen Schritten zum Korb zog und absprang, verstellte ihm Berlins härtester Verteidiger Akeem Vargas den Weg. Vargas’ Hüfte beendete Zipsers Flug unsanft, Bayerns Flügelspieler rappelte sich wieder auf und stürmte wütend auf seinen Berliner Nationalmannschaftskollegen zu: „Willst du mich verletzen?“ Die Lunte war entzündet.
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Einige Angriffe später drückte Zipser seinen Körper gegen den seines Gegenspielers Dragan Milosavljevic, der Serbe nahm Zipser in den Schwitzkasten und als Zipser sich befreit hatte, legte Milosavljevic per Schwinger nach – der aber glücklicherweise über Zipsers Kopf hinwegrauschte. Bayerns Alex Renfroe sprintete in Richtung des Alba-Übeltäters und schaltete sich mit einem Schubser in die Auseinandersetzung ein. Das Pulverfass war explodiert. Renfroe und Milosavljevic wurden disqualifiziert, Zipser bekam ein unsportliches Foul.
„Alba war einfach frustriert mit ihrem Spiel, sie waren 20 Punkte hinten. Das gehört einfach zum Spiel“, gab sich Bayerns Deon Thompson nach dem Spiel diplomatisch. Vom Start weg hatte Bayern dieses dritte Aufeinandertreffen kontrolliert, schon nach dem ersten Viertel mit 30:14 geführt. „Wir haben von Anfang an weich gespielt – als hätten wir keine Absicht, das Spiel zu gewinnen. Das ist für mich inakzeptabel“, schimpfte Berlins Trainer Sasa Obradovic hinterher.
Am Ende stand ein überdeutliches 96:65 für Bayerntrainer Svetislav Pesic und sein Team. „Es ist nicht so, dass wir das Rezept gefunden hätten, Alba war einfach ausgepowert“, analysierte Pesic.
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Da die sportlichen Fronten diesmal so schnell geklärt waren, stand die Aufarbeitung der unsportlichen Szenen im Vordergrund. Pesic hatte Zipser nach dem Zweikampf mit Milosavljevic lautstark auf die Bank beordert. Auf der Pressekonferenz hielt sich der 66-Jährige dann aber kurz: „Was passiert ist, will ich nicht kommentieren. Ich will nur sagen, dass Paul auch lernen muss mit solchen Provokationen umzugehen.“ Zipser hatte deutlich sichtbare Wunden am Hals, wurde nach dem Spiel sicherheitshalber ins Krankenhaus gebracht. Die Untersuchung dort ergab keine weiteren Verletzungen. „Wir haben alle gesehen, wer diesen Vorfall provoziert hat und das ist nicht das erste Mal“, schoss Pesic anschließend aber noch gegen Zündler Akeem Vargas, der dem Duell Bayern gegen Alba eine ganz neue Schärfe verliehen hat.
Das nächste und abschließende Duell heute im Eurocup (20 Uhr) dürfte das hitzigste der vier Aufeinandertreffen werden. Die Vorzeichen sind nach dem Unentschieden im Hinspiel klar: Wer gewinnt, steht im Viertelfinale. „Die ganz große Frage ist: Wer regeneriert schneller?“, sagte Geschäftsführer Marko Pesic nach dem Spiel bei Telekom Basketball. „Es gibt keine Geheimnisse. Vielleicht überlegen sich die Trainer taktische Finessen, aber es kommt darauf an, wer mental bereit ist.“
Nur gut 50 Stunden liegen zwischen den beiden Partien, die Berliner bleiben deshalb gleich in München und sinnen nach der höchsten Klatsche in der Geschichte Bayern gegen Alba auf Revanche. „Wir müssen auf dem selben Level oder sogar noch besser spielen“, fordert Deon Thompson. „Wir haben jetzt die Messlatte angelegt und alles darüber wird reichen.“ Florian Schmidt-Sommerfeld