FC Bayern: Auf die Tüten-Show folgt die Randale

Bei der Pleite der Basketballer des FC Bayern München gegen Galatasaray Istanbul gibt es erst eine „total ironische Aktion“ der türkischen Fans, am Ende kommt es aber zu Gewalt.
von  Julian Galinski
Galatasaray-Fans erinnern mit einer Aldi-Tüten-Aktion an Schmähungen aus dem Jahre 1997.
Galatasaray-Fans erinnern mit einer Aldi-Tüten-Aktion an Schmähungen aus dem Jahre 1997. © dpa

München - Die Aldi-Tüten aus den Jahren 1997 und 1999 hatten die türkischen Fans nicht vergessen. Erst waren es Bayern-Unterstützer beim Champions-League-Spiel gegen Besiktas Istanbul, die mit ihrer Choreografie provozierten und die gegnerischen Fans mit Tüten und Spruchband als Discount-Kunden diffamiert hatten – dann zwei Jahre später Anhänger der Nationalmannschaft mit einer ähnlichen Aktion bei einem Länderspiel gegen die Türkei. Am Donnerstag kehrten die Tüten zurück nach München: In der Kurve der Galatasaray-Fans, beim Euroleague-Spiel im Audi Dome.

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Nach vielen Jahren geht der Tüten-Skandal also in seine nächste Runde. Die Galatasaray-Fans legten nach. Vor Beginn des Spiels hielten sie Hunderte der Tüten in die Luft. Der FC Bayern wertet das laut Bayerns Basketball-Medienchef Andreas Burkert „als total ironische Aktion“. Die Tüten wurden offenbar vor dem Spiel von türkischen Fans ausgelegt, die Bayern duldeten das. Später hielten türkische Fans noch ein Banner hoch: „Aldi grüßt Neukunden.“

Gefährliches Terrain: Denn 1997 brannte es nach dem Tüten-Skandal. Die türkischen Fans waren so aufgebracht, dass sich der FC Bayern in dortigen Tageszeitungen mit ganzseitigen Anzeigen entschuldigen musste. Von der meist familiär-freundschaftlichen Atmosphäre vieler Bundesligaspiele war der Euroleague-Knaller, den Istanbul mit 72:66 gewann, ein weit Stück entfernt: Da standen sich zwei Mannschaften gegenüber, die genau wussten, dass es um wichtige Punkte für das Viertelfinale ging – und Fangruppen, die das entsprechend unterstützten.

Die ersten zehn Minuten: Ein sportliches wie akustisches Ausrufezeichen von Galatasaray. Einen Lautstärkepegel wie die vielen hundert türkischen Fans hatten bisher noch keine Gäste erreicht.

Schon da war klar: Dass die Bayern – wie schon nach dem Spiel im Dezember – einige der Original-Sitze aus dem Jahr 1972 austauschen würden müssen, derart sprangen die Galatasaray-Fans darauf herum und zerstörten sie so. Pesic versuchte deren ausufernde Leidenschaft zu erklären: „Die Fans im Ausland haben nicht so oft die Gelegenheit, ihre Mannschaft zu sehen – nur ein oder zwei Mal im Jahr. Dann zeigen sie die solche Emotionen.“

Die wurden zudem von einem Basketballspiel angeheizt, in dem die Bayern einen 18:30-Rückstand aufholten und dann bis zum Schluss – und vergeblich – um den Sieg kämpften. 66:72 war der Endstand. Auf den Rängen war der Abend aber leider noch nicht beendet. Ein paar Chaoten zerstörten die wilde Fan-Party, sie rissen die Verkleidung aus der Wand des Audi Dome.
Der Hallenchef der Bayern gab allerdings Entwarnung: Sieht schlimmer aus als es ist, die Sache wäre in wenigen Minuten wieder repariert.

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