Rennfahrer-Clique pilgert zum Boxen. Poldi, Schumi, Sturm und Vettel – das neue magische Viereck.
Der neue Kumpel aus der Formel 1 war schon im Bett, als
Felix Sturm
tänzelnd die neugebaute Eventhalle am Nürburgring betrat. „Ich hab’ Seppi direkt schlafen geschickt", sagte
Sebastian Vettels
Vater Norbert am roten Teppich der AZ. Box-Weltmeister Sturm, der am Samstag seinen Titel gegen den Stallkollegen vom Universum-Boxstall
Khoren Gevor
verteidigte, kennt die deutsche Formel-1-Hoffnung von seinen Besuchen bei der Formel 1.
Vettel senior trug auch beim Boxen noch die blaue Red-Bull-Kappe vom Rennstall seines rasenden Sohnes. Und er beobachtete verzückt, wie vor dem Einmarsch des Mittelgewichts-Weltmeisters zum Ring ein Formel-1-Flitzer des Brauseimperiums des österreichischen Milliardärs
Didi Mateschitz
an Stahlseilen gehängt zum Hallenhimmel gezogen wurde.
Zwei Reihen vor Vettel senior, der den Luxus-Wohnwagen der Familie direkt im historischen Fahrerlager der legendären Rennstrecke in der Eifel geparkt hatte, saß in einer der VIP-Boxen Formel-1-Oberzampano
Be
rnie Ecclestone
. Begleitet wurde er von
Lewis Hamiltons
Vater Anthony und Renault-Teamchef
Flavio Briatore
.
Briatore, der ewige Playboy, staunte nicht schlecht, als sich plötzlich eine riesige Schar von Fotografen und Kameraleuten vor ihn aufbauten. Der Italiener winkte freudig in die Kameras, ehe er merkte, dass die Aufmerksamkeit gar nicht ihm, sondern seinem früheren Schützling galt: Rekordweltmeister
Michael Schumacher
setzte im eleganten weißen Anzug, weißen Schuhen, einem altrosa-gestreiften Hemd mit weißen Kragen den modischen Höhepunkt des Abends. Er war ohne Gattin
Corinna
, dafür aber mit seiner Ersatzfamilie gekommen. Im Schlepptau hatte Schumi seinen Manager
Willi Weber
und seine Medienberaterin
Sabine Kehm
.
Die Formel 1, schnellste und technikgläubigste aller Sportarten, stattete am Samstag dem archaischen Boxen einen Besuch ab. Die Faust-Formel am Ring: Man blieb unter sich. Die Box-Halbwelt und die Kiezgrößen hatte es nicht in die Eifel getrieben. Immerhin gelang es Briatore, noch ein paar Boxenluder aufzutreiben für die Aftershow-Party.
Der übertragene Sender ZDF lieh sich von den Kollegen von RTL die Formel-1-Legende
Niki Lauda
als Experten. Lauda bewies freilich, dass er von Boxen wesentlich weniger versteht als vom Vollgas-Kreiseldrehen und verrannte sich beinahe in einen waghalsigen Vergleich. Vettel, so erkannte Lauda, sei in diesem Fall Khoren Gevor, der Weltmeister sei Jenson Button. Allerdings hoffe er, dass Button nicht gewinnen würde. Erst als das Publikum zu pfeifen begann, besann sich Lauda, der Kapperl-Mann, und präzisierte: „Das Rennen.“ Da lachten dann auch die zwei Comedians
Mario Barth
und
Guido Cantz
.
Vielleicht verwirrte den 60-jährigen Lauda aber auch die Aussicht auf seine Zwillinge, die seine
Birgit
im September erwartet. „Die Vorstellung, mit 60 noch mal zwei Bälger auf dem Rücksitz spazieren zu fahren, amüsiert mich“, bekannte er.
Ex-Bayer
Lukas Podolski
amüsierte sich zunächst ebenfalls prächtig in der Schumi-Box, wurde aber etwas kleinlauter, als sein Kumpel Sturm, der auf seiner braunen Hose übrigens einen goldenen Srebenica-Schriftzug hatte und so auf den Völkermord von 1993 in der bosnischen Stadt aufmerksam machte, in den ersten Runden arg vermöbelt wurde vom ungestümen Herausforderer aus Armenien und sein Ohr im Lauf des Kampfes immer mehr einem Blumenkohl ähnelte. Nach den zwölf Runden und dem einstimmigen Punktsieg Sturms jubelte aber auch Poldi wieder. Und Schumi und Vettel sowieso.
F. Cataldo