Fatmire Bajramaj: Das Glamourgirl
Fatmire Bajramaj gilt als das Glamourgirl der Frauen-Nationalmannschaft. Sie beschäftigt einen persönlichen Berater, liebt High Heels und lässt sich von den Fans ihre Fußballschuhe designen
Mainz - Fatmire Bajramaj hat es sich angewöhnt, als letzte Spielerin aus dem schwarz-rot-goldenen Mannschaftsbus zu steigen. Wenn ein Training ansteht, hält sie ihre violetten Fußballschuhe in der Hand, während sie Turnschuhe trägt, die rosa Schnürsenkel haben. Die 23-Jährige fällt auf. Und das nicht nur, weil sie ein Faible für Schuhe hat. „Ich habe zu Hause fast 200 im Schrank”, verrät sie kichernd.
Unzählige High Heels sind darunter. Mit denen sich aber schlecht bei der WM nach dem Titel trachten ließe. Um auch da ihrer Liebe fürs Schuhwerk zu frönen, hat sich ihr Ausrüster Nike etwas ausgedacht. Die Fans durften Farbkreationen entwerfen, die Fatmire Bajramaj, die alle „Lira” nennen, auf Facebook vorstellte. „Eine coole Idee. So ziehe ich jedes Spiel andere Schuhe an.” Von der Vorrunde bis zum Finale. Fürs Endspiel hat sie sich schon etwas ausgesucht: „Ein Schuh in schwarz-lila-rot. Sieht gut aus.”
Da weiß eine, sich in der Öffentlichkeit zu positionieren. Die Grenzen zwischen Sport und Show sind bei ihr fließend, deshalb lässt ihre Agentur auch Zitate wie „Ich bin gerne eine selbstbewusste Tussi” durchgehen. Bajramaj, die mit Dietmar Ness einen persönlichen Berater beschäftigt, lockt die Sponsoren an. Sie spricht oft mehr über Fashion als über Fußball. Aber warum soll man nicht erfahren, wie es bei der ersten Muslimin („Ich bete regelmäßig, muss aber kein Kopftuch tragen”) der Frauen-Nationalmannschaft in ihrem Potsdamer Appartement aussah? Derzeit wohnt sie bei den Eltern in Mönchengladbach, bis sie eine Bleibe in Frankfurt gefunden hat. „Ich suche noch”, sagt der Neuzugang des 1. FFC, der keine Geldsorgen hat. Jährlich kassiert sie – inklusive Werbung – einen sechsstelligen Euro-Betrag. Sie, die im Alter von vier Jahren mit ihrer Familie aus ärmsten Verhältnissen im Kosovo flüchtete, ehe der Fußball sie reich machte. Ihre Vita ist in der Biografie „Mein Tor ins Leben – vom Flüchtling zur Weltmeisterin” niedergeschrieben. Steht sie deshalb gern im Mittelpunkt? „Das liegt an meiner Persönlichkeit und meinem Lebensweg.”
Sie verkörpert mit ihrem extrovertierten Auftreten etwas, was früher dem Frauenfußball abging: Weiblichkeit. Spätestens, als sie nach dem WM-Sieg 2007 mit Stöckelschuhen im Sportstudio die Torwand traf, war sie in aller Munde. Und doch hat die Offensiv-Allrounderin bei Trainerin Silvia Neid keinen Stammplatz. Ihr Spiel wirkt noch nicht ausgereift, weshalb es gut sein kann, dass Ex-Bayern-Spielerin Melanie Behringer den Vorzug erhält. Dass Behringer jüngst sagte, sie hoffe sehr, dass nicht die Zahl der Werbeverträge über Einsätze entscheidet, verriet, dass der Bajramaj-Hype auch Neid mit sich bringt.