Faris Al-Sultan über SwimRun-WM: "Ich dachte, ich muss sterben"

Ex-Ironman-Champion Faris Al-Sultan spricht in der AZ über seine Grenzerfahrungen bei der Swim-Run-WM. „Wenn es ernst wird, kommt irgendwann mal der Doktor und holt dich“
von  Thomas Becker
Faris Al-Sultan bei der Swim-Run-WM in Schweden.
Faris Al-Sultan bei der Swim-Run-WM in Schweden. © Jakob Edholm/Nadja Odenhage

Ex-Ironman-Champion Faris Al-Sultan spricht in der AZ über seine Grenzerfahrungen bei der Swim-Run-WM. „Wenn es ernst wird, kommt irgendwann mal der Doktor und holt dich.“

München - Ironman-Sieger Faris Al-Sultan spricht über die SwimRun-WM, bei der er teilgenommen hat. Vor allem die Distanz verlangte ihm alles ab.

AZ: Herr Al-Sultan, Sie haben zum ersten Mal bei der SwimRun-WM teilgenommen, bei dem Rennen namens Ötillö (schwedisch für „von Insel zu Insel“): 65 Kilometer querfeldein laufen, zehn Kilometer im Meer schwimmen, über und zwischen 26 Inseln des Stockholmer Schärengartens, und das im Zweier-Team. Wie war’s?
FARIS AL-SULTAN: Hart war’s! Aber cool, einfach ein Erlebnis, ein tolles Ding! Aber eigentlich nix für mich? Wieso? Eiskaltes Wasser, schwere technische Laufstrecke – und es ist einfach echt lang! Wie erging es Ihnen dabei? Die ersten zwei Stunden (von insgesamt 9:18:01 Stunden, Platz 13, d. Red.) waren wir ganz gut unterwegs, zeitweise auf Platz fünf, doch dann waren da ein paar Kleinigkeiten, wodurch wir den Anschluss verloren haben, aber immer noch im Bereich Schon-noch-cool waren. Aber auf dem langen Laufstück (knapp 20 km, d. Red.) ging dann gar nichts mehr.


Warum?
Mein Partner, der Schwede Peter Oom, der für meinen verletzten österreichischen Wettkampfpartner eingesprungen war, hatte Atemprobleme. Dann sind wir gegangen und gejoggt, anstatt zu laufen. Da war dann auch mental die Luft raus. Aber wenn man Ausdauersport mag, dann ist das definitiv ein Erlebnis.

"Mir ist das zu kalt"

War das nun eine einmalige Aktion oder planen Sie weitere Swim-Runs?
Ich werde auf jeden Fall den ein oder anderen Swim-Run-Wettkampf machen, aber da, wo es ein bisschen kürzer und wärmer ist. Mir ist das einfach zu kalt.


Wie kalt war es denn?
Beim Start morgens um sechs: elf Grad im Wasser, 13 in der Luft. Das ist nicht lustig. Das Härteste für mich waren die ersten 400 Meter schwimmen. Da hab’ ich gedacht, ich muss sterben. Ich hab’ keine Luft bekommen. Da ist jemand, der nur einen Meter neben dir schwimmt, schon eine Bedrohung. Du denkst nur: Schwimm ja nicht in meine Nähe! Da war ich ernsthaft am überlegen: Hey, das pack’ ich nicht, wenn das so weitergeht! Das war richtig, richtig hart. Dazu kommen die sogenannten Laufstrecken auf teilweise glitschnassen Felsen... Wenn ich noch Triathlon machen würde, würde ich das nicht machen.

Die Gefahr, dass man sich da was bricht oder die Bänder reißt, ist einfach so groß! Uns hat’s beide ordentlich geschmissen, beim Raus- und Reinkrabbeln sowieso. Mich wundert’s ehrlich gesagt, dass da nicht mehr passiert ist. Bei einem Rennen in Deutschland gäbe es da tausend Bedenken. Hier heißt es: Jungs, da geht’s lang! Aber das hat auch was, das ist eigenes Risiko, das wurde vorher so kommuniziert. Und wenn es ernst wird, kommt irgendwann mal der Doktor und holt dich.


Am 8. Oktober findet auch im Allgäu ein Swim-Run-Event statt. Glauben Sie, dass dieses Wettkampfformat Zukunft hat?
Das wird wachsen, da steckt schon Potenzial drin. Es ist ja sehr kurzweilig. Die Strecken müssen halt deutlich kürzer werden. So was wie hier in Schweden kann man nur einer ganz auserlesenen Klasse zumuten. Zehn Kilometer schwimmen: Wer kann das schon? Das schreckt viele ab. Die Läuferszene ist ja riesig, Trailrunning und Ultrarunning wächst auch, aber es gibt halt kaum jemanden, der so gut schwimmt. Triathleten kannst du für bis zu vier Kilometer begeistern – mehr geht da nicht.

"Man friert sich neun Stunden den Arsch ab"

Was wären Ihrer Ansicht nach angemessene Distanzen für solch ein Rennen?
Zwischen 12 und 18 km laufen und 2 bis 5 km schwimmen – das wäre so halbmarathonmäßig, damit könnte man viele Leute erreichen.


Ihr Fazit?
Mei, man friert sich halt neun Stunden lang den Arsch ab, aber wenn man es sich auf der Karte anschaut: Das habe ich alles mit laufen und schwimmen geschafft?! Das ist schon richtig Strecke!


Wie erschöpft sind Sie?
Von den Haxen her ähnlich groggy wie nach dem Ironman. Die Herzfrequenz ist zwar viel niedriger, aber muskulär bist du einfach abgefertigt.


Ihre nächsten Wettkampfpläne?
Jetzt mache ich erst mal nix, eine Woche lang – und damit fange ich jetzt sofort an.

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