Faris al-Sultan: Moosach, Abu Dhabi, Hawaii

Faris al-Sultan belegte beim Ironman Platz zehn (Sieger: Craig Alexander/Australien), wie er es sich im AZ-Interview vorgenommen hatte. Hier sagt er auch, wann er die Bayern-Fahne schwenkt, dass er sich aufs Radeln an der Isar freut, und was in München schöner ist als in den Emiraten.
Von Florian Kinast
AZ: Faris al-Sultan, nach Platz 11 beim Ironman 2008 klagten Sie, Ihre Batterien sei leer. Ist der Akkus nun in Hawaii wieder voll?
FARIS AL-SULTAN: Ganz noch nicht, aber schon ziemlich. 2008 war ja ein Seuchenjahr, so was von miserabel. Da hat eines das andere nach sich gezogen, meine Laufleistung ist immer schlechter geworden, da hat dann auch die Motivation gelitten. Aber jetzt hab’ ich wieder Spaß, gerade mit meinem neuen Team.
Das Triathlon-Team Abu Dhabi, das Sie im April gegründet haben.
Damit habe ich mir einen Traum erfüllt. Ich war ja schon die letzten Jahre immer zum Training in den Emiraten, jetzt ist der Tourismusverband als Sponsor eingestiegen. Das macht brutal viel Freude. Zum einen, weil wir ein starkes Team sind. Die Strukturen sind einfach sehr professionell, machen mir das Training leichter. Und das neue Rad, das ich jetzt habe, ist auch supergeil. Elektronische Schaltung, integrierte Bremsen, Carbon-Lenker. Ein irres Teil.
Schaut aber auch fürchterlich unbequem aus. Da muss Ihnen doch das Kreuz weh tun.
Das schaut ja nur so aus. Für das Rennen stell ich den Lenker und den Sattel schon noch anders ein, keine Angst.
Mit dem Sie nun den Grundstein für den Sieg 2009 legen?
Nein, dafür reicht es sicher nicht. Unter die ersten Zehn, damit wäre ich schon zufrieden, im Idealfall Top 5. Wenn alles gut läuft, dann greife ich nächstes Jahr wieder an.
Eine Fahne, wie Sie sie bei Ihrem Sieg 2005 beim Zieleinlauf trugen, haben Sie heuer dann gar nicht dabei?
Doch, natürlich.
Wieder die weiß-blaue?
Freilich, welche denn sonst?
Vielleicht die rot-grün-weiß-schwarze der Emirate?
Nein, da werde ich immer die bayerische dabei haben. Wenn ich heuer als 471. ins Ziel komm’, dann werd’ ich sie sicher stecken lassen. Sagen wir so, wenn ich der beste Bayer bin, dann wedle ich damit.
Wer könnte denn da gefährlich werden?
Gute Frage. Ich weiß gar nicht, welche Bayern sonst noch mitmachen. Ah, der Swen Sundberg aus meinem Team.
Woher kommt der?
Aus Herzogenaurach.
Ein Franke also.
Ja, aber insofern auch fahnenberechtigt.
Und wenn Sie die Fahne geschwenkt haben oder auch nicht, geht’s dann heim nach Moosach oder müssen Sie gleich nach Abu Dhabi?
Nein, erstmal München. Meine Eltern sehen, durchschnaufen, und wenn’s noch schöne Oktobertage hat, an der Isar entlang radeln.
Mit dem Kreuzweh-Radl?
Nein, dann mit dem Mountainbike. Im Dezember bin ich dann wieder in Abu Dhabi, da steigt ein Adventure Race.
Aha. Und was ist das?
Ein Abenteuerrennen mit verschiedenen Disziplinen. Das geht vom Inlineskaten zum Kamelreiten, vom Kajakfahren vor der Küste bis zum Lauf durch die Wüste, das ist Klettern und Orientierungslauf.
Klingt nach einer Mordsgaudi.
Naja, ich habe mir mal die DVD vom letzten Jahr kommen lassen. Wenn du acht Kilometer durchs Meer paddelst und 120 Kilometer durch die Wüste rennen darfst, so lustig ist das dann auch wieder nicht. Sicher nicht so ernst wie ein Ironman auf Hawaii, aber trotzdem. Als Team Abu Dhabi wollen wir dem Anspruch schon gerecht werden und uns g’scheit präsentieren.
Müssen Sie denn jetzt viel Präsenz zeigen da unten?
Die Emirate haben mich schon sehr geprägt in den letzten Jahren, natürlich ist das dann auch erwünscht, dass wir viel dort sind. Ich habe denen natürlich auch viel zu verdanken, darum helfe ich gerne mit, die Emirate noch bekannter zu machen.
Um eines Tages dann vielleicht für immer dahin zu ziehen?
Ich weiß nicht. Ich bin schon jetzt das ganze Jahr so viel unterwegs, dass ich gar keinen richtigen Lebensmittelpunkt habe. Und was nach meiner Karriere sein wird, kann ich jetzt nicht sagen. München wird aber immer meine Heimat bleiben. Ich habe das Gefühl, je mehr ich unterwegs bin, desto mehr lerne ich die Stadt schätzen und lieben. Im Winter kann’s natürlich schon recht grau und trüb sein, da ist es in den Emiraten von den Temperaturen sicher eher zum Aushalten.
Und im Sommer?
Da sitze ich dann doch lieber in einem schattigen Münchner Biergarten.