Familie Pesic: "Verlängert mit Opa!"
Bayerns Basketball-Familie: Der Vater ist Trainer, der Sohn Sportdirektor und der Enkel ein großer Fan. Hier verrät Marko Pesic, wie die Arbeit mit Svetislav funktioniert – und was Luka sich wünscht
AZ: Herr Pesic, der FC Bayern hat am Sonntag Meister Bamberg geschlagen – schon wieder und sehr deutlich. Eine große Bestätigung, oder?
MARKO PESIC: Dieser Sieg bedeutet uns sehr, sehr viel. Er war ganz wichtig für unser Selbstvertrauen und unsere Fans. Zwei Dinge haben mich besonders beeindruckt: Die Mannschaft hat nach der Niederlage gegen Bremerhaven sehr gut reagiert. Und hat eine unglaubliche Energieleistung gezeigt.
Wie bewerten Sie die bisherige Entwicklung der Basketballabteilung?
Dafür muss man erst einmal das Ziel definieren. Ein Ziel ist eine langfristige Stabilität auch im europäischen Wettbewerb, ein Ziel ist, einen Titel zu holen. Wenn es um Titel geht, könnte es sein, dass wir kurz davor sind, einen zu gewinnen, etwa im Pokal. Oder vielleicht sogar die Meisterschaft, wenn wir uns noch weiter verbessern. Mein Ziel ist es allerdings auch, eine Mannschaft zusammen mit dem Backoffice so zu formen, dass dieses Projekt sich langfristig so etabliert, immer um Titel zu spielen.
Wer gibt Ziele vor? Hoeneß?
Klar macht das Präsidium Vorgaben. Aber wenn ein Uli Hoeneß oder ein Rudolf Schels sagt: Wir wollen so schnell wie möglich Meister werden – dann ist das für mich kein Druck. Dann ist das eine Selbstverständlichkeit! Ich habe als Spieler schon immer um Titel gespielt.
Ist bei Hoeneß’ Begeisterung für den Sport auch eine gewisse Ungeduld zu spüren?
Ich nehme Herrn Hoeneß als Motivator wahr, der hohe Erwartungen an sich selbst und andere stellt. Ich spüre aber überhaupt keine Ungeduld. Herr Hoeneß ist jemand, der alles nach vorne treibt – ja. Aber er fragt auch immer: Wo kann ich helfen?
Trainer Svetislav Pesic spielt noch mit einer Mannschaft, die er nicht selbst zusammengestellt hat. Es bleibt das Gefühl: Diese Saison ist nur der Vorlauf für die kommende, wenn er selbst den Kader zusammenstellt.
Ich gehe davon aus, dass er sich vor seiner Zusage beim FC Bayern Gedanken über die Qualität des Kaders und was er mit ihm erreichen kann, gemacht hat. Aber selbstverständlich: Wenn wir mit meinem Vater verlängern, wird die Situation anders als in dieser Saison sein – er hätte die ganze Vorbereitungszeit und sucht seine Spieler selbst aus.
Hoeneß hat die Söldnermentalität in der BBL kritisiert.
Fußball und Basketball sind zwei verschiedene Kulturen, die medial anders verfolgt werden und finanziell große Unterschiede haben. Was Hoeneß möchte – und da bin ich bei uns schon recht zufrieden: Dass eine Identifikation zwischen Fans und Spielern stattfinden muss. Das geht nicht innerhalb von ein paar Monaten. Und dafür braucht es Spieler, die das verstehen. Ein Fußballer aus Brasilien kennt Bayern München. Ein Basketballer aus den USA noch nicht.
Ist das Thema Vertragsverlängerung mit Ihrem Vater schon durch?
Nein, wir werden in den kommenden Wochen sprechen.
Vizepräsident Schels hat eine Einigung recht deutlich angekündigt. Wie muss man sich das vorstellen: Der Vater trifft sich mit dem Sohn – gibt es da einen Termin? Oder zu Hause, wenn die Kinder spielen?
Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich sehe meinen Vater praktisch gar nicht – wenn ich nicht beim Training vorbeischaue oder wir zu einem Auswärtsspiel fahren. Solche Gespräche führen wir immer mit dem Präsidium und dem Trainer zusammen.
Nichtsdestotrotz sind Sie der Chef Ihres Vaters.
Aber ich gehe nicht hin und erkläre: Du hast das zu tun, was ich sage. Ein Trainer braucht freie Hand. Ich erkläre ihm nicht in der Früh, wie er das Training zu führen hat. Natürlich gibt es mal grundsätzliche Diskussionen. Aber meine Aufgabe ist es nicht, den Chef raushängen zu lassen – sondern dem Trainer zu helfen. Der Vorteil: Wir kennen uns. Wir wissen, wie wir ticken.
Ist es für Sie leichter oder schwieriger, Kritik zu äußern?
Viel leichter. Denn wir haben ein Vertrauensverhältnis. Er weiß: Ich sage meine ehrliche Meinung. Schwieriger ist, wenn man sich nicht kennt.
Hat sich Ihre Vater-Sohn-Beziehung durch die Zusammenarbeit verändert?
Überhaupt nicht. Wobei es für mich leichter ist: Ich kannte ihn bisher nur als Trainer. Er mich als Spieler – und jetzt lernt er mich in einer anderen Funktion kennen.
Was sagt Ihr Sohn dazu, dass der Opa jetzt Trainer ist?
Vor einigen Tagen hat Luka mir einmal vor dem Schlafengehen gesagt: „Verlängert mit Opa!” Und: „Wenn er nicht verlängert, braucht er nicht nach Hause kommen.” Am schwierigsten ist die Situation wohl für meine Mutter, Vera. Damals, als ich für Deutschland gespielt hatte und mein Vater Jugoslawien trainiert hatte, wusste sie nicht, für wen sie sein sollte. Sie war bisher auch bei keinem einzigen Spiel.
Dabei war sie selbst Basketballerin.
Sie sagt immer, sie muss bügeln, wenn sie Basketball anschaut. Weil sie immer so aufgeregt ist.
Für Ihren Sohn ist das sicher das Paradies: So nah dran an den Stars!
Klar freut er sich, wenn er bei einem Spiel ist und Bastian Schweinsteiger ist auch da. Er ist ein großer Fan von ihm, David Alaba mag er auch sehr gern.
Er ist auch öfter mal beim Training dabei, oder?
Ja, zusammen mit Ashawn, dem Sohn von Tyrese Rice. Aleksandar Nadjfejis und Demond Greenes Kinder sind auch manchmal dabei. Fast wie im Kindergarten! Sie wissen, wo es Essen und Trinken gibt, wo es Schokolade gibt. Manchmal bestellen sie Pizza. Aber sie stören das Training nicht. Nur uns manchmal ein bisschen bei der Arbeit.