»Es wird hart für Lothar«

So ganz geheuer ist es ihm nicht, wieder die Schulbank zu drücken. Doch genau dies macht Lothar Matthäus, fast 30 Jahre nach seiner Lehre als Raumausstatter, seit Montag wieder - und lernt auch bei Werders Schaaf.
von  Abendzeitung
Schüler Lothar Matthäus in der Sportschule Oberhaching
Schüler Lothar Matthäus in der Sportschule Oberhaching © Rauchensteiner/Augenklick

OBERHACHING - So ganz geheuer ist es ihm nicht, wieder die Schulbank zu drücken. Doch genau dies macht Lothar Matthäus, fast 30 Jahre nach seiner Lehre als Raumausstatter, seit Montag wieder - und lernt auch bei Werders Schaaf.

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus paukt für die Trainer-Lizenz im eigens für ihn abgehaltenen Sonderlehrgang zunächst eine Woche in der Sportschule Oberhaching. Später folgen drei mehrwöchige Blöcke in der Sporthochschule Köln. DFB-Ausbilder Erich Rutemöller, der Matthäus mit seinem Dozententeam einzeln unterrichten wird, verspricht: „Es wird hart für Lothar. Denn bei 30 Teilnehmern kann man sich doch eher mal verstecken.“

Was Matthäus allerdings gar nicht vorhat. „Ich war nicht unbedingt ein hervorragender Schüler“, erinnert sich der 46-Jährige an früher, „aber ein aufmerksamer. Ich habe immer meine Aufgaben erledigt.“ Nichts anderes wird ihm bis zu den Abschlussprüfungen Ende Juni übrig bleiben.

Gewöhnungsbedürftige Inhalte

Die Woche in Oberhaching dient vor allem dem Kennenlernen der Materie. Matthäus ist – wie auch Ex-Kollege Mehmet Scholl – ein Teilnehmer unter vielen beim „Kompaktseminar über die Inhalte der B- und A-Lizenz-Trainerausbildung“.

Doch bereits dort stehen Dinge auf dem Plan, die für den Praktiker Matthäus gewöhnungsbedürftig sind: Methodik der Taktikschulung, entwicklungsphysiologische Grundlagen...

Mehr als eine Formalie

Ob dies zu lernen sinnvoll ist für Matthäus, der bereits als Nationaltrainer Ungarns und bei Rapid Wien, Partizan Belgrad, Paranaense und Red Bull Salzburg tätig war? Lernt ein Lothar Matthäus da noch Neues? „Schwierig zu sagen“, meint Rutemöller, „er hat ja bereits Riesenerfahrung als Trainer.“ Dennoch sei der Erwerb des Scheins mehr als eine Formalie: „Es geht darum, dass er Dinge, die er bislang aus dem Bauch heraus richtig gemacht hat, auch wissenschaftlich belegen kann.“

Und so absolviert der Rekordnationalspieler in Köln bis zu den Prüfungen Ende Juni ein strammes Pensum: 300 Einheiten in Fußballtheorie und -praxis, Sportmedizin, Pädagogik, Methodik, Trainingslehre und Wettkampf-Psychologie. „Ich werde von Montagfrüh bis Freitagabend die Schulbank drücken oder auf dem Platz stehen“, sagt Matthäus. Außerdem muss er zweimal hospitieren. „Zunächst bei Werder Bremen, bei Thomas Schaaf“, so Rutemöller. „Und international wohl bei Inter Mailand“, so Matthäus, „oder aber beim FC Arsenal.“

Am Ende, davon ist Rutemöller überzeugt, „wird Lothar sein Zeugnis in Händen halten“. Um damit in der Bundesliga Fuß zu fassen? „Mein Fokus ist nicht die Bundesliga“, behauptete Matthäus zwar, meinte aber: „Es wird mir in Zukunft helfen, wenn ich mit der Lizenz vorstellig werde.“

Jochen Schlosser

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