»Es geht ums Überleben«

Der EHC schloss ein erfolgreiches Wochenende mit einem 4:3 in Regensburg ab. Boss Jürgen Bochanski im AZ-Interview über die Angst vorm Abstieg und Ärger mit Sponsoren.
von  Abendzeitung
Am Sonntag tritt der EHC in Garmisch an. Ein Derby, das gewonnen werden soll - fordert EHC-Präsident Jürgen Bochanski.
Am Sonntag tritt der EHC in Garmisch an. Ein Derby, das gewonnen werden soll - fordert EHC-Präsident Jürgen Bochanski. © sampics/Augenklick

Der EHC schloss ein erfolgreiches Wochenende mit einem 4:3 in Regensburg ab. Boss Jürgen Bochanski im AZ-Interview über die Angst vorm Abstieg und Ärger mit Sponsoren.

MÜNCHEN Erfolgreiches Wochenende für den EHC München. Nach dem 6:1 am Freitag beim EV Landsberg besiegten die Münchner Eishockey-Cracks gestern auch Regensburg. 4:3 nach Verlängerung durch Tore von Kompon, Robinson, Kruck und Galbraith. Vor der Partie stellte sich EHC-Präsident Jürgen Bochanski der AZ zum Interview.

AZ: Herr Bochanski, denken Sie nach dieser bisher so verkorksten Saison manchmal daran, wo der Verein stehen könnte, wenn Pat Cortina nicht erst seit vier Wochen, sondern die gesamte Saison EHC-Trainer gewesen wäre?

JÜRGEN BOCHANSKI: Natürlich! Wir haben in dieser Saison so viele Punkte verschenkt, so viele schlechte Spiele – gerade daheim – abgeliefert, so viele knappe Partien verloren. Das wäre unter Cortina sicher so nicht passiert. Wir könnten ganz woanders stehen. Erst unter ihm zeigt die Mannschaft, was sie drauf hat. Es ist sicher so, dass ich nachts besser schlafe, seit Cortina im Amt ist. Man muss zugeben, dass der Trainer die wichtigste Personalie überhaupt ist. Das haben wir falsch eingeschätzt.

Doch diese Personalie ist für die kommende Saison noch nicht geklärt.

Das stimmt. Wir haben Gespräche geführt. Es ist so, dass Cortina langfristig mit einem Engagement in München plant. Aber das hängt natürlich vom Budget ab, das wir auf die Beine stellen können, und vom Team, das wir ihm mit diesem Etat präsentieren können. Denn eines ist klar: Er wird es sich nicht antun, mit einer Mannschaft zu arbeiten, die kaum Spiele gewinnen kann. Es liegt jetzt an uns, ihm Konzepte zu präsentieren, die es möglich machen, dass wir langfristig oben mitspielen können. Dann wird er in München bleiben.

Doch genau dieser Etat bereitet noch Schwierigkeiten. Der Zuschauerschnitt ist abermals gesunken.

Ja, das ist schlimm. Das heißt, dass wir für die kommende Saison auch nur mit dem Schnitt kalkulieren können, den wir jetzt erreicht haben. Das bedeutet: Wir setzen dann nur einen Schnitt von 1400 an. Das tut weh, aber wir müssen mit den Fakten rechnen. Egal, wie hart diese sind.

Also müssen die Gelder durch neue Sponsoren generiert werden, aber auch da gibt es einige Probleme.

Die gute Nachricht ist, dass sich unser Hauptsponsor Gothaer auch für die nächste Saison verpflichtet hat. Leider hat einer der anderen großen Sponsoren zwei Drittel seiner Beträge nicht gezahlt. Das ist nun gerichtlich anhängig. Wir haben monatelang gebeten, die Ausstände zu begleichen. Jetzt müssen wir handeln.

Und auch beim Biersponsor herrscht Unklarheit. Der Vertrag ist ausgelaufen.

Ja, da wird es die nächsten Wochen Gespräche geben. Wir hoffen natürlich, dass der Olympiapark mit Löwenbräu dabei bleibt, aber es gibt da bisher keine klare Aussage. Aber das wäre sicher die Ideallösung, wenn es so weiterginge. Wenn nicht, müssen wir uns anderweitig umschauen. Denn eines ist auch klar: Ohne Biersponsor können wir nicht spielen. Aber wir hatten zuletzt einige sehr positive Gespräche mit anderen Sponsoren. Schließlich müssen wir den Etat – und mit weniger als 1,5 Millionen Euro macht die 2.Liga in München keinen Sinn – decken.

Das Thema Abstieg ist ja immer noch nicht vom Tisch. Wäre die Oberliga überhaupt finanzierbar?

Kaum. Alle Sponsorenverträge gelten nur für die 2. Liga, Cortina würde dann sicher nicht bleiben. Ein Abstieg wäre definitiv der Super-GAU. Ich bezweifle, dass wir die Oberliga finanzieren könnten. Daher geht es jetzt sportlich ums Überleben. Nur die 2. Liga zählt. Es heißt: Hopp oder top. Wir wollen ja auch eine Perspektive, dass wir irgendwann mal vorne mitspielen können. Die nächsten Wochen sind sehr spannend.

Nicht nur sportlich, auch wirtschaftlich.

So sieht es aus.

Interview: Matthias Kerber

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