Erster Sieg: Kraftmeierbayern
München – Kaum Jubel, keine Euphorie: Fast emotionslos marschierten die Bayern-Basketballer in die Kabine, als hätten sie dieses Zeichen der Stärke in der „Frankenhölle“ nie gesetzt. Die Worte von Svetislav Pesic waren angekommen. „Meine einzige Angst war die Zufriedenheit. Sie ist ein großer Gegner“, sagte der Trainer, nachdem der Titelverteidiger durch das 84:73 bei den heimstarken Brose Baskets Bamberg einen perfekten Start ins Play-off-Finale hingelegt hatte.
Wie im Vorjahr ist Bayern die Mannschaft, die es zu schlagen gilt. Eindrucksvoller als in den vergangenen Tagen hätte der Meister kaum untermauern können, dass er rechtzeitig zur Preisverleihung Bestform erreicht hat. „Sie kommen aus einer sehr harten Serie gegen Alba, und das gibt einem einen psychologischen Push“, sagte Bambergs Coach Andrea Trinchieri, „es ist nichts passiert, was nicht hätte passieren können.“ Der Italiener wollte die erste Heimniederlage der Saison und die erste in der Meisterrunde nicht überbewerten.
Vorteil Bayern
Im Moment spricht dennoch Vieles für die Bayern. Erst am Donnerstag hatten sie nach fünf Niederlagen in Berlin das entscheidende Halbfinale bei Alba gewonnen, nun holten sie sich in der bislang uneinnehmbaren „Frankenhölle“ auf Anhieb den Heimvorteil. Bamberg dagegen hatte Ulm in drei Spielen besiegt und vor dem Finalstart eine Woche Pause. Ausgeruhte Franken gegen ausgelaugte Bayern, doch davon war nichts zu sehen. Die physisch starken Bamberger konnten ihr Tempospiel nicht aufziehen – wegen der konzentrierten Defensive der Gäste. Vor allem Vladimir Stimac (16 Punkte, 6 Rebounds) bereitete Bamberg Probleme.
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„Ein sehr toughes Spiel, das wir aus einem einfachen Grund verloren haben: Wir haben nicht gereboundet und sehr viele zweite Chancen zugelassen. Das hat uns auch im Angriff gekillt“, sagte Trinchieri, „München führt jetzt 1:0 und hat zu Hause Aufschlag. Aber das ist nicht unerwartet.“
Bayerns Kraftmeier
Am Mittwochabend (20 Uhr, Audi Dome) geht es also weiter. Verliert Bamberg, hat Bayern drei Matchbälle, und Bambergs Traum vom siebten Meistertitel könnte schnell zu Ende sein. Die Münchner sind in einer komfortablen Situation. Die wegen der körperlichen Strapazen schwierigste Partie liegt hinter ihnen. „Es war für uns nicht einfach: Wir mussten in sieben Tagen drei intensive Spiele absolvieren“, so Pesic, „das kostet Kraft. Aber Kraft haben wir.“ Bayerns Kraftmeier.
Heiko Schaffartzik dachte kurz nach dem Schluss-Buzzer schon wieder an die Worte seines Trainers, der nach dem Alba-Spiel gefordert hatte, die Spannung hoch zu halten: „Es ist nur ein Sieg. Wenn wir nicht aufpassen, verlieren wir das Spiel am Mittwoch. Wir müssen konzentriert bleiben.“ Das sieht auch Sportdirektor Marko Pesic so: „Die Spieler sind momentan in einem gewissen Tunnel – und müssen weiter in diesem Tunnel bleiben.“ Vor zwei Jahren gab es eine ähnliche Situation im Halbfinale gegen Bamberg: Spiel 1 auswärts gewonnen, Spiel 2 zuhause verloren. Pesic junior sagt: „Selbstverständlich hat man im Kopf, dass es eine ähnliche Konstellation war. Die Erfahrungen dieser Saison sind aber Warnung genug, dass wir mit sehr viel Respekt an dieses Spiel herangehen müssen. Es ist nicht nur für Bamberg ein schwieriges Spiel, auch für uns.“