Erster hinter Österreich

Schlierenzauer, Kofler, Morgenstern – und direkt dahinter landet beim Tourneeauftakt in Oberstdorf Deutschlands Hoffnungsträger Severin Freund. Bundestrainer Schuster: „Wir wollen aufs Podest“.
von  AZ

 

 

Schlierenzauer, Kofler, Morgenstern – und direkt dahinter landet beim Tourneeauftakt in Oberstdorf Deutschlands Hoffnungsträger Severin Freund. Bundestrainer Schuster: „Wir wollen aufs Podest“.

 

Oberstdorf - Das mit dem Jubeln kann noch besser werden. Da legt Severin Freund zwei sehr feine Sprünge von der Schattenbergschanze hin, so gut wie sonst nur Austrias Dauersieger-Trio, aber so richtig freuen kann er sich nur nach innen.

Ein zaghafter Jubel-Daumen, ein schüchternes Winken in die Kamera, mehr schaffte er nicht. Da wusste Freund aber auch noch nicht, dass er beim Auftaktspringen der 60. Vierschanzentournee den Sprung aufs Podest um die Winzigkeit von drei Zehntelpunkten verpassen würde.

Der Auftakt der Jubiläumstournee geriet vor 20 500 Zuschauern, darunter der schwarzbemützte Ministerpräsident Horst Seehofer, zu einem turbulenten Nachmittag, der sich exakt bis zum Beginn der „Tagesschau“ hinzog.

Der Grund: Schnee. Wochenlang hatte man vergebens auf die weiße Pracht gewartet, und nun, pünktlich zum ersten Springer, legte Frau Holle los. Und das so unrhythmisch, dass nach zwei Dritteln des Teilnehmerfeldes die Branchengrößen Gregor Schlierenzauer und Richard Freitag zu kurz für den zweiten Durchgang gesprungen wären.

Nach mehreren Unterbrechungen und Diskussionen mit den Trainern entschied Renndirektor Walter Hofer auf Abbruch: „Der sportliche Wert war infrage gestellt und die Sicherheit nicht mehr gewährleistet.“ So begann alles wieder von vorn. Nach dreieinhalb Stunden gewann mäßig überraschend die österreichische Trias Schlierenzauer (mit der Tagesbestweite von 137,5 Metern), Andreas Kofler und Thomas Morgenstern, Letzterer nur Zentimeter vor Freund.

Der war trotzdem mit sich und der Welt zufrieden. „Ich wäre zum Auftakt gerne auf das Podest gesprungen“, sagte der 23-Jährige, „das wäre das Sahnehäubchen gewesen. Aber auch so ist es ein gelungener Tag. Es passt und macht Spaß. Es ging extrem knapp zu. Alle sind eng beisammen.“

Nun ja, Schlierenzauer liegt 18 Punkte vor Kofler und knapp 45 vor dem zehntplazierten Mitfavoriten Richard Freitag. „Am Ende bin ich mit einem blauen Auge davongekommen“, meinte der 20-Jährige, „die Harmonie im Sprung fehlt. Da muss mehr Fluß rein.“

Dafür überraschte Stephan Hocke mit Platz acht. Prompt schickte Bundestrainer Werner Schuster eine Kampfansage an die Sieger: „Wir wollen irgendwann bei dieser Tournee aufs Podest. Heute haben wir dran gekratzt. Vielleicht können wir das in Garmisch nachholen.“

Der Kollege vom ÖSV ließ sich mit einer Replik nicht lange bitten: „In Freund und Freitag werden sehr viele Erwartungen gesteckt, obwohl sie noch nicht sehr viele Erfolge gesammelt haben“, meinte Alex Pointner, „man muss schon Vorarbeit leisten, um diesem Druck standzuhalten."

Und über sein Sieger-Trio sagte er: „Schlierenzauer, Kofler und Morgenstern sind auf einem so hohen Level, dass wir die Tournee auch gewinnen wollen. Alles andere ist Firlefanz.“

 

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