Erster Geister-Sieg für Union: Klassenerhalt fast sicher
Köln - Die Aufforderung zur Geister-Party lief ins Leere. Torhüter Rafal Gikiewicz wollte seine Mitspieler von Union Berlin animieren, symbolisch in die leere Gästekurve des Kölner Stadions zu gehen.
Doch niemand kam mit. Das zweite Erstliga-Jahr für die Eisernen ist nach dem 2:1 (1:0) im Aufsteigerduell beim 1. FC Köln so gut wie perfekt. Doch ausgelassen feiern wollte noch niemand.
"Rechnerisch sind wir noch nicht durch", mahnte Routinier Christian Gentner, der gegen seinen persönlichen Lieblingsgegner das vorentscheidende 2:0 erzielt hatte (67.): "Wir können am Dienstag den letzten Schritt gehen. Und so lange können wir nun auch noch warten."
Sieben Punkte Vorsprung hat Union nun auf den Relegationsplatz, nur noch neun sind zu vergeben. "Aber ich bin schon so lange dabei, ich habe schon ziemlich verrückte Sachen erlebt", sagte Gentner, der im Vorjahr mit dem VfB Stuttgart in der Relegation gegen Union abstieg und dann zu den Eisernen wechselte. Ein erneuter Abstieg bleibt ihm wohl erspart. "Es war ein großer, wichtiger Schritt", sagte der 34-Jährige: "Und es fühlt sich auch so an."
Die Erleichterung nach dem ersten Sieg im sechsten Geisterspiel war groß. Der fehlende Sieg am Dienstag im nächsten Aufsteigerduell gegen die fast abgestiegenen Paderborner scheint Formsache. Was Chance und Gefahr gleichzeitig ist. "Die Herausforderung ist, den Sack zuzumachen", sagte Trainer Urs Fischer, der mit seiner ruhigen Art offenbar im zweiten Union-Jahr zum zweiten Mal das große Ziel erreichen wird.
Rätselhaft blieb nach dem Spiel nur der besondere Torjubel des starken Abwehrchefs Marvin Friedrich nach dem 1:0 (39.). Die gezeigte 3 sei "an meinen Bruder gerichtet", sagte der 24-Jährige, der die Geste aber nicht erklären wollte: "Ich verrate das nicht. Das ist ein Geheimnis zwischen meinem Bruder und mir. Er weiß Bescheid."
Vor weitaus größeren Rätseln standen am Samstag die Kölner, die von sieben Geisterspielen noch keines gewannen. Der Klassenerhalt ist für die nun mit Union punktgleichen Rheinländer trotz zwischenzeitlichen Kontakts zu den Europa-League-Plätzen immer noch nicht komplett gesichert. Weswegen Trainer Markus Gisdol auch verärgert war.
"Natürlich spielt das eine Rolle, wenn man denkt, in der Saison kann nichts mehr passieren", sagte er: "Wir haben für dieses wichtige Spiel zu wenig investiert. Aber ich habe gar keine Lust, die Saison irgendwie austrudeln zu lassen. Das will ich nicht zulassen. Noch ist keine Pause." Schon für das Derby am Mittwoch gegen Leverkusen deutete Gisdol einige personelle Veränderungen an. "Da müssen wir schauen, mit wem wir spielen", sagte er: "Ich will auf jeden Fall Spieler, die voll an ihre Grenze gehen."
Dass es nach dem späten Anschluss-Tor durch den 13. Saisontreffer von Jhon Cordoba (90.+2) sogar noch Elfmeter hätte geben können, ließ Gisdol nicht gelten. "Ich möchte den Schiedsrichter nicht ermahnen", sagte der 50-Jährige: "Wir hätten das vorher selbst regeln müssen."