Erste IOC-Reform: Länderübergreifende Spiele möglich

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat zum Auftakt seiner Reform-Session in Monte Carlo länder- und städteübergreifende Olympische Spiele erlaubt.
dpa |
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Monte Carlo - Die 94 stimmberechtigten IOC-Mitglieder beschlossen einstimmig, aus Gründen der Nachhaltigkeit "die Austragung ganzer Sportarten oder einzelner Disziplinen außerhalb der Gastgeber-Stadt oder in Ausnahmefällen außerhalb des Landes zu erlauben". Ohne Gegenstimme wurde auch entschieden, den Vertrag mit dem jeweiligen Gastgeber der Spiele künftig zu veröffentlichen und die Bewerbungskosten zu senken.

"Jetzt ist die Zeit für Veränderungen", sagte IOC-Präsident Thomas Bach zu Beginn der Vollversammlung, die über 40 Reform-Vorschläge zur Neuausrichtung der Organisation abstimmt. Bei der Vorstellung der Reform-Empfehlungen vor drei Wochen in Lausanne hatte der 60-Jährige klargestellt, dass es weiter einen Haupt-Gastgeber und ein zentrales olympisches Dorf geben müsse. "Die Einheit von Zeit, Ort und Handlung darf sich, wie in einem griechischen Drama, nicht ändern", betonte der Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim. "Wir wollen keine Spiele, die über ein ganzes Land zerstreut sind und nur im Fernsehen als eine Veranstaltung zu sehen sind."

Der einstimmige Beschluss vergrößert die Variationsmöglichkeiten für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), der sich mit Berlin oder Hamburg um die Spiele 2024 bewerben will. "Die Möglichkeit der Kooperation zwischen dem Gastgeber und anderen Städten werden dadurch sicher erleichtert", sagte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper in Monte Carlo, schloss aber eine deutsche Doppel-Bewerbung aus.

Trotzdem könnte sich Hamburg zum Beispiel die Konstruktion einer teuren Kanu-Slalom-Strecke sparen und die Wettbewerbe ins sächsische Markkleeberg auslagern. Statt ein kostspieliges Velodrom zu errichten, wären die Rad-Wettkämpfe in Bremen denkbar. Vorrundenspiele im Handball, Volleyball und Basketball könnten in Kiel, Bremen, Flensburg oder Schwerin stattfinden. Berlin hätte die Möglichkeit, auf Arenen in Potsdam, Magdeburg und Leipzig zurückzugreifen.

Bereits vor dem Votum legte das IOC den Organisatoren der Winterspiele 2018 in Pyeongchang nahe, die olympischen Bob- und Rodelwettbewerbe zur Reduzierung der Kosten außerhalb Südkoreas auszutragen. Die südkoreanischen Olympia-Macher wurden aufgefordert, die Bauarbeiten für die Bob- und Rodelbahn zu stoppen und einer Verlegung der Wettkämpfe in ein anderes asiatisches Land, nach Europa oder in die USA zuzustimmen, wo es bereits Bahnen gibt. Damit sollen Baukosten von 120 Millionen Dollar gespart werden. Das IOC will in der Zukunft verstärkt auf temporäre Bauten setzen, es sei denn, der Gastgeber kann ein schlüssiges Nachhaltigkeitskonzept für die Sportstätten vorlegen.

Das IOC steht vor seinen einschneidendsten Reformen seit 15 Jahren. Nach dem Korruptionsskandal um die Vergabe der Winterspiele an Salt Lake City war 1999 eine Generalüberholung nötig, um das IOC aus der größten Glaubwürdigkeitskrise seiner Geschichte zu befreien. Auch in Monte Carlo geht es darum, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.

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