Erst EM-Sieg, nun WM-Gold für Skeletoni Lölling

Mit 22 Jahren hat Skeletonfahrerin Jacqueline Lölling fast alles schon gewonnen. Holt sie nun beim Saisonfinale auch noch den Weltcup-Gesamtsieg, bleibt nur noch der Olympiasieg. Furios raste am Schlusstag Axel Jungk zu WM-Silber.
Königssee - Die Freudentränen kullerten über ihr strahlendes Gesicht. Mit ihrem ersten WM-Titel krönte Jacqueline Lölling sich zur jüngsten Skeleton-Weltmeisterin in der 16-jährigen Historie. "Was, wirklich die Jüngste? Das ist ja total cool", sagte die 22-Jährige überglücklich: "Nach dem Druck der letzten Wochen, der auch durch den Weltcupsieg hier entstand, wollte ich die WM nur genießen und wenigstens eine Medaille. Gold hatte ich gar nicht erwartet."
Doch die Bundespolizistin raste am Königssee allen davon. Nach nur drei gewerteten Läufen siegte sie mit 0,25 Sekunden Vorsprung vor der entthronten Titelträgerin Tina Hermann. Dritte wurde die britische Olympiasiegerin Lizzy Yarnold. Anna Fernstädt aus Berchtesgaden kam bei ihrem WM-Debüt sensationell auf Rang vier.
Axel Jungk kämpft sich auf Platz zwei!
Furios war auch der letzte Finallauf von Axel Jungk. Der 25-jährige Oberbärenburger fing erst den russischen Olympiasieger Alexander Tretjakow und dann noch dessen Landsmann Nikita Tregibow ab und raste zu WM-Silber. Am Ende hatte er 37 Hundertstelsekunden Rückstand auf den siegreichen Letten Martins Dukurs, der seinen insgesamt fünften WM-Titel gewann. Bronze sicherte sich Tregibow.
Alexander Gassner aus Winterberg, der beim Teamwettkampf vor einer Woche noch einen Bahnrekord in 50,01 Sekunden aufgestellt hatte, wurde Fünfter vor dem Oberhofer Christopher Grotheer. "Supergeil, manchmal hatte ich immer Probleme mit den Nerven, diesmal habe ich zum richtigen Zeitpunkt endlich einen rausgehauen", sagte der Sachse.
Seine Trainingskollegin Lölling hatte ihm noch einmal Rückenwind gegeben. Die für die RSG Hochsauerland startende Europameisterin, die schon 2012 im Alter von 16 Jahren als erste Jugend-Olympiasiegerin in ihrer Disziplin Sport-Geschichte schrieb, könnte ihren traumhaften Winter nun mit ihrem ersten Weltcup-Gesamtsieg abschließen. Auf der Olympia-Bahn von Pyeongchang geht sie im März als Weltcupführende ins Rennen.
Bei der internationalen Trainingswoche zuvor will sie ausloten, wie weit sie auf der neuen Strecke laufen muss. Denn ihre Starts sind immer noch nicht weltklassereif, aber daran arbeitet sie. "Sie hat athletisch deutlich zugelegt, doch noch bringt sie diese Fortschritte nicht optimal aufs Eis", betonte Cheftrainer Jens Müller.
Am Freitagabend musste Lölling kurz um ihren WM-Titel bangen: Nach Bestzeit im ersten Lauf spielte der Wettergott nicht mit, und der einsetzende Schneeregen machte allen Favoritinnen einen Strich durch die Rechnung. Dann reagierte die Jury des Weltverbandes IBSF und brach ab, annullierte den Lauf. "Wir sind zwar eine Outdoorsportart, aber bei so unfairen Bedingungen muss einfach abgebrochen werden", sagte Hermann, die nach einem schwierigen Sommer mit Verletzungen glücklich über Silber war: "Jacka zu schlagen, war fast unmöglich."