Erichs Eishockey-Familie

Kühnhackl über seinen neuen Funktionärs-Job – und wieso er Olympia in München toll fände
AZ: Herr Kühnhackl, der Deutschland-Cup steht an, das erste große Turnier seit Sie Vizepräsident des Deutschen Eishockey-Bundes sind. Hätte sich der Spieler Kühnhackl, der ja Deutschlands Eishockey-Spieler des Jahrhunderts ist, je vorstellen können, dass er mal einen Funktionär Kühnhackl gibt?
ERICH KÜHNHACKL: Die Antwort ist einfach: Nein. Nie.
Aber jetzt ist’s passiert.
Ja, jetzt ist’s passiert und ich muss sagen, es ist eine enorme Herausforderung. Aber wenn es um Eishockey geht, können bei mir die Herausforderungen nicht groß genug sein. Gerade im Hinblick auf die WM 2010, die ja in Deutschland stattfindet, haben wir noch viel zu tun.
Sie können sicher sein, dass ich mich gegen nichts wehre, was unser Image verbessert. Da werde ich weder eine Auszeit nehmen, noch Protest einlegen. Wir müssen alle persönlichen Eitelkeiten hinten anstellen und Eishockey in den Vordergrund stellen. Wir müssen eine Familie werden, eine Eishockey-Familie.
Hehre Ziele für für die Streithanseln beim Eishockey.
Ja, aber wenn man sich als Familie versteht, kann man über vieles leichter diskutieren. In einer Familie kann man sich die Meinung sagen, ohne, dass man Angst haben muss, dass alles kaputt geht. Die WM gibt uns die Chance, Entscheidungen zu treffen, die nötig sind. Jeder ist da vielleicht etwas bereiter, von seiner Ansicht abzurücken und sich dem großen Ganzen unterzuordnen. Aber wir müssen aufpassen: Denn die WM 2010 ist schnell vorüber. Und was dann? Wir müssen die Euphorie mitnehmen und in die Zeit danach retten.
Was etwa den Handballern trotz des Wintermärchens beim WM-Gewinn nur bedingt gelungen ist.
Ja, das stimmt. Und wir müssen aus allen Sachen lernen. Auch aus der WM 2008.
Der Chaos-WM der Deutschen, als gesperrte Spieler eingesetzt wurden und andere Dinge vollkommen aus dem Ruder liefen.
Ja, aber Dinge sind nur negativ, wenn man nicht draus lernt. Ich denke, dass wir gelernt haben. Die WM kann nur das Sprungbrett sein, aber nicht unser alleiniges Standbein. Wir müssen alles hinterfragen. Das Thema Auf- und Abstieg in die DEL etwa. Man muss auf die Fans hören, und darf nicht an ihren Wünschen vorbei gehen. Das trägt zum Imageproblem bei. Die WM allein wird das nicht lösen.
Und Olympische Spiele 2018 in München?
Da bin ich Feuer und Flamme, München und Bayern würde das gut tun. Da bin ich bereit, mich voll einzubringen.
Der Funktionärsjob scheint Erich Kühnhackl ja richtig Spaß zu machen.
Ich stelle nur Eishockey in den Vordergrund. Dieser Sport ist viel größer als alle Einzelpersonen- und Interessen.
Auch als ein Eishockey-Spieler des Jahrhunderts.
Definitiv.
Interview: Matthias Kerber