Erich Kühnhackl im AZ-Interview über die deutsche Olympia-Sensation im Eishockey

Erich Kühnhackl, der Deutschland 1976 zu Olympia-Bronze geführt hat, spricht in der AZ über das deutsche Eishockey-Wunder. "Was hier gerade abläuft, ist historisch", sagt der 67-Jährige.
von  Matthias Kerber
"Man kann der Mannschaft nur jetzt schon gratulieren", sagt Eishockey-Legende Erich Kühnhackl über die DEB-Truppe, die im Halbfinale auf Kanada trifft.
"Man kann der Mannschaft nur jetzt schon gratulieren", sagt Eishockey-Legende Erich Kühnhackl über die DEB-Truppe, die im Halbfinale auf Kanada trifft. © dpa

München - Nur noch ein Sieg. Die nie für möglich gehaltene Olympia-Medaille ist zum Greifen nah, und Deutschlands Eishockey-Cracks sind bereit, noch größere Geschichte zu schreiben. Am Tag vor dem wichtigsten Spiel ihrer Karriere im olympischen Halbfinale gegen Titelverteidiger Kanada (13:10 Uhr/ARD und Eurosport) beschwor die Auswahl von Bundestrainer Marco Sturm ihren Teamgeist.

"Kanada ist besser bestückt als wir, aber wir haben das größere Herz", sagte Sturm zur Aussicht auf die erste olympische Medaille seit dem Bronze-Gewinn vor 42 Jahren.

Erich Kühnhackl (67) ist Deutschlands Eishockeyspieler des 20. Jahrhunderts. Er gehörte zu der legendären Mannschaft, die bei Olympia 1976 in Innsbruck sensationell Bronze für Deutschland geholt hat. Das AZ-Interview.

AZ: Herr Kühnhackl, Deutschland steht durch den Sensationssieg über Weltmeister Schweden im Halbfinale dieser Olympischen Spiele. Da kommen doch sicher Erinnerungen an die Spiele von 1976 auf, als Sie Teil der legendären deutschen Mannschaft waren, die Bronze erkämpft hat, oder?
ERICH KÜHNHACKL: Klar. Nur wer das damals nicht miterlebt hat, wird sich nicht an 1976 in Innsbruck zurückerinnern. Und es sind wunderbare Erinnerungen. Ich kann auch nur sagen, dieser Mannschaft, die hier vollbracht hat, dass Deutschland bei Olympischen Spielen unter den besten vier Mannschaften steht, der kann man nur gratulieren. Und zwar jetzt schon. Unabhängig davon, ob das Team gegen Kanada auch noch gewinnt. Auf jeden Fall sind die Jungs würdige Erben, sie sind wahre und würdige Erben von 1976.

Trauen Sie denn der Truppe von Bundestrainer Marco Sturm auch einen Triumph über Rekord-Olympiasieger Kanada zu?
Wer gesehen hat, wie sich die Deutschen in diesem Turnier sukzessive gesteigert haben, wie sie gegen Schweden eine unglaubliche kämpferische und spielerische Leistung gezeigt haben, der kann nur sagen: Der Weg muss hier nicht vorbei sein. Wir werden auch gegen die Kanadier unsere Chancen haben. Es macht Spaß, dieser Mannschaft zuzuschauen, denn sie ist genau das: eine Mannschaft, das ist das A und O des Erfolges hier. Es war ja nicht so, dass die Schweden nicht gewollt hätten, dass sie nicht alles versucht hätten, aber die Deutschen haben immer dagegengehalten. Es war ein echter Krimi.

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Wie erlebt Deutschlands Eishockey-Spieler des 20. Jahrhunderts so ein Spiel?
Ich bin normalerweise sehr ruhig vor dem Fernseher. Aber bei der Partie war ich Fan. Ich wäre am liebsten in die Leinwand geklettert, musste immer wieder aufstehen, so spannend war das. Wer das Spiel nicht gesehen hat, ist selber schuld.

Wer gefällt Ihnen bei der DEB-Truppe besonders gut?
Normalerweise achte ich als ehemaliger Angreifer natürlich besonders auf die Stürmer, aber bei dieser Truppe weigere ich mich, irgendeinen hervorzuheben. Eben weil die Jungs so ungemein als Mannschaft auftreten. Wir in Deutschland können wirklich nur stolz auf diese Mannschaft sein. Sie sind richtige Vorbilder, und das, was sie jetzt schon für das Eishockey in Deutschland anschieben und bewirken, ist großartig. Erfolge bei einer WM sind grandios, aber Olympische Spiele haben noch einen ganz anderen Stellenwert. Die sind eben nur alle vier Jahre. Was hier gerade abläuft, ist historisch.

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Sie werden sicher selber immer noch auf Olympia 1976 und die Bronzene angesprochen.
Ja, sehr oft, das ist ein Teil der Sportgeschichte. Es kommt noch immer vor, dass mich die Leute auf der Straße darauf ansprechen. Und das ist auch irgendwo schön. Ich denke selber auch immer wieder mal gerne zurück. Es war ein wunderbarer Moment, der auf alle Zeiten mit meinem Leben verbunden ist.

Wo bewahren Sie Ihre Bronzene denn auf?
Früher war sie in meinem Büro, aber irgendwann kamen meine Enkel zu mir und sagten: Opa, das geht so nicht, die braucht einen Ehrenplatz, die muss ins Wohnzimmer. Ich schaue sie auch gerne an. Da ist sie jetzt mit ein paar anderen speziellen Erinnerungen. Etwa eine Figur von meinem Sohn Tom, wie er den Stanley Cup in die Höhe hält.

Ein Kühnhackl-Schrein.
(lacht) So weit würde ich dann doch nicht gehen wollen, es sind auch andere Sachen – wie etwa Blumen – da.

Die Feier nach dem Gewinn der Bronzenen soll auch legendär gewesen sein.
Ich glaube, das Wort legendär trifft es gut. Viel mehr will ich dazu nicht sagen, die Details lassen wir lieber unter den Tisch fallen. Da dürften auch einige Spieler gelegen haben. Sie können davon ausgehen, dass wir der Bedeutung entsprechend gefeiert haben, wie gesagt: legendär!

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