Erfolg hat man nur gemeinsam

AZ: Herr Bestler, der Radsport steckt in einer nicht enden wollenden Krise. Jahr für Jahr sorgen neue Dopingskandale im Profibereich für Schlagzeilen. Wirkt sich das negativ auf den Breitensport und die Vereine aus?
LUDWIG BESTLER: Ich trete nun schon seit über acht Jahren für den RV Sturmvogel aus München in die Pedale, starte auch bei Amateurrennen. Da gehen diese negativen Schlagzeilen natürlich nicht spurlos an einem vorbei. Im Gegenteil: Wir betreiben dadurch umso mehr Aufklärungsarbeit, gerade auch in unserem Verein. So werden wir in dieser Saison erstmals Elternabende veranstalten, in denen wir zusammen mit den Nachwuchsfahrern ganz offen über das Thema Doping reden wollen und dabei die schwerwiegenden Gefahren vor Augen führen.
Sind nicht viele Eltern verunsichert und haben sogar Angst davor, ihre Kinder in einen Radsportverein zu schicken?
Zum Glück nicht. Der Breitensportbereich boomt gerade. Unglaublich viele Jugendliche interessieren sich für Radsport, wollen einfach Spaß haben. Nur der Profibereich gerät leider immer wieder ins Wanken, wenn Topstars wie Alberto Contador oder Lance Armstrong ständig unter Dopingverdacht stehen.
Beim RV Sturmvogel steht vor allem die Jugendarbeit im Vordergrund. Wie führen Sie den Nachwuchs an den Radsport heran?
Das Tolle am Radsport ist die Kombination aus Einzel- und Teamsport. Bei den Rennen sitzt natürlich jeder allein auf seinem Rad, aber man fährt doch in einem Team. Es gibt einen Kapitän und seine Helfer sowie Wasserträger. Und da hat man nur Erfolg, wenn wirklich alle zusammen halten. Und so fördern wir auch außerhalb des Vereins den Teamgeist – gehen ins Kino, fahren ins Freibad oder radeln an Wochenenden gemeinsam los.
Veranstalten Sie auch Trainingslager?
Zwei Mal im Jahr geht es nach Italien. Da mieten wir uns für gut eine Woche ein Haus, kochen, trainieren und radeln zusammen. Das kommt sehr gut an.
Wo trainieren und radeln Sie in München?
Der Münchner Osten ist unser Gebiet. Rund um Grasbrunn, Brunnthal und Glonn gibt es sehr schöne Touren mit Blick auf die Alpen. Jeden Dienstag und Mittwoch treffen wir uns um 17.30 Uhr am Kreisverkehr in Grasbrunn, Ortsausgang Harthausen. Von dort fahren wir in verschiedenen Trainingsgruppen so zwischen eineinhalb und zweieinhalb Stunden mit einem Schnitt zwischen 25 und 30 Stundenkilometern.
Ab wann sollte man auf den Drahtesel steigen, wenn man nicht nur ein Sonntagsfahrer sein will?
Mit dem Rennrad durch die Berge zu radeln, ist ein sehr befreiendes und unabhängiges Gefühl. Wer es ernst meint, muss jedoch viel trainieren und startet bei regionalen Rennen an Wochenenden. Ich fahre im Jahr um die 20.000 Kilometer und bin ein einfacher Amateur. Man sollte am Anfang nichts überstürzen und sich ganz locker an das Rad und den Sport herantasten.
Unser Jüngster ist elf Jahre alt. Mit zwölft, dreizehn kann man erste Rennen fahren.
Bieten Sie eigentlich auch Schnupperfahrten für Anfänger an?
Wer einen Helm mitbringt, bekommt von uns ein Rennrad gestellt und kann gerne bei uns mitfahren – Jungs genauso wie Mädels. Unsere Trainer kümmern sich dann um die kleinen Radrennfahrer.
RV Sturmvogel München, Eisgruberstraße 7, 81829 München
E-Mail: info@rv-sturmvogel.de,
Gegründet: 1952
Mitglieder: 200/15 Jugendliche
Jahresbeitrag: 60 Euro/30 Euro bis 18 Jahre
Training: Im Sommer auf der Straße, im Winter in der Halle
Rennsaison: März bis September
Weitere Infos: www.rv-sturmvogel.de