Er schuf die scharfe Mandy

Der britische Star-Designer Adrian Newey hat den ohnehin schon überlegenen Red-Bull-Boliden von Sebastian Vettel noch schneller gemacht. Ex-Pilot Berger glaubt, dass der Deutsche den Titel holt.
ISTANBU Der Mann der Stunde schlendert locker mit seiner Kladde unterm Arm durch das Fahrerlager, in der Linken einen Becher Kaffee. Er setzt sich dann im Streifenhemd an die Boxenmauer, um die von ihm konstruierten Autos durchstarten zu sehen.
Der schmallippige Brite Adrian Newey ist der lebende Beweis, dass der Mensch der Maschine eben doch überlegen ist. Trotz der Einheitsmotoren und -reifen in der Formel1 liegen die von ihm ausgetüftelten Red-Bull-Renault-RB6-Boliden mit sechs Pole-Positionen und drei Siegen in sechs Rennen einsam an der Spitze.
Für Experten steht außer Frage, dass die Autos des Teams von Dosenmulti Dietrich Mateschitz auch am Sonntag in Istanbul (14 Uhr, RTL und Sky live) vorneweg fliegen werden. Und damit auch die Piloten Sebastian Vettel und Mark Webber (jeweils 78 Punkte). Denn der Kurs in der Türkei ist mit 220 Stundenkilometern im Schnitt einer der schnellsten, also ähnlich wie jener von Barcelona. Und dort fuhren Vettel und Webber schon vor drei Wochen wie in einer anderen Welt.
Dazu kommt: Das bisher schon dominante Auto wurde für das Rennen in der Türkei von Newey, der in Kürze seinen Vertrag verlängern soll, nochmals signifikant aufgepeppt. Red Bull hat jetzt auch das so genannte F-Schacht-System, das den Boliden auf der Gerade schneller macht.
„Das letzte Mal, dass ein Auto so überlegen war wie der Red Bull jetzt, war 1998 der McLaren“, sagt Ex-Pilot-Gerhard Berger, „und der war auch von Adrian Newey.“
Die Titelfahrt für Red Bull scheint nur noch Formsache. Die Favoritenrolle teilt sich Vettel aber derzeit mit dem punktgleichen Webber, der die letzten beiden Rennen gewonnen hat. Allerdings profitierte der 33-jährige Australier von einem feinen Riss in Vettels Monocoque, der den eigentlich schnelleren Deutschen auf mysteriöse Weise zu bremsen schien. Für die Türkei bekam Vettel ein neues Chassis, dem er, so wie es bei ihm Tradition ist, einen Frauennamen gab. „Randy Mandy“ („Scharfe Mandy“) heißt das Auto, mit dem Vettel nun Weltmeister werden will. „Vettel wird die WM wieder drehen“, glaubt Gerhard Berger, „er wird das kleine Tal nutzen, um zu lernen.“
Peter Hesseler