"Er hat sich gewehrt - eine Eselei"
München - Nationalspieler gehören beim FC Bayern ausdrücklich zum Geschäftsmodell, im Fußball wie auch im Basketball. Da verwundert es nicht, dass Zugang Jared Homan, der am Samstag beim 79:85 gegen Alba debütierte, auch zu dieser Kategorie zählt. Der Center ist allerdings nicht für sein Heimatland USA aufgelaufen – sondern für Bulgarien. Wie es dazu kam? „Nun ja”, sagt Homan, „ich bin groß und ich kann Basketball spielen.” Das reichte für das Basketball-Entwicklungsland schon, um ihm einen bulgarischen Pass auszustellen.
Nun haben ihn die Bayern bis zum Ende der Saison unter Vertrag genommen. „Ein Geniestreich, ihn jetzt zu verpflichten”, sagt Trainer Dirk Bauermann. Tatsächlich ist Homan laut seinen hervorragenden Statistiken aus der starken italienischen Liga genau der spielstarke physische Center, den die Bayern gesucht haben. Zweifel an seiner Person ließen höchstens die Umstände zu, die zur Trennung von seinem bisherigen Arbeitgeber Virtus Bologna geführt haben: Denn Homan hat seinen ehemaligen Trainer Alessandro Finelli geschlagen.
Der Coach habe den Spieler zuvor „zweimal physisch angegangen, dann hat er sich gewehrt”, berichtet Bayerns Trainer Dirk Bauermann, der sich vergewissert hat, dass Homans Attacke nicht dessen ungezügelter Aggression geschuldet war. „Und dann lag er auf einmal auf dem Boden. Naja, der Italiener war ja auch kleiner”, berichtet Bauermann und fügte an: „Das war natürlich eine Eselei. Aber jeder hat eine zweite Chance verdient.”
„Ein einziger Zwischenfall macht nicht einen Menschen aus”, sagt Homan (28) selbst. „Die Stimmung in der Mannschaft war sehr aggressiv”, sagt Homan, „wir haben seit eineinhalb Monaten kein Gehalt mehr bekommen.”
Was in Italien in einem Sportverein keinesfalls untypisch ist, wird ihm beim seriösen FC Bayern garantiert nicht passieren. Genausowenig wie ein körperlicher Angriff vom Trainer. „Ich habe noch nie einen Spieler angegriffen und werde mich ganz sicher nicht mit ihm anlegen”, sagt Bauermann. Und um zu belegen, dass Ausrutscher in jeder Vita vorkommen, erzählt Bauermann von eigenen Verfehlungen. „Ich bin auch einmal über eine rote Ampel gefahren. Und ich habe auch schon mal den Führerschein verloren.”
Mit dem Jared Homan und Chevon Troutman hat der FC Bayern nun ein exzellentes Duo auf den großen Positionen, eines der besten in der gesamten Basketball-Bundesliga. Beide sind starke Rebounder, haben einen soliden Sprungwurf, können ihre Gegenspieler physisch dominieren – und vor allem spektakulär abschließen. Homan machte seine bisherigen vier Punkte mit Dunks. „Ohne die Leistung der anderen Spieler zu schmälern – die beiden sind die beste Formation, die wir derzeit bieten können”, sagt Bauermann.