„Er hat alles für seine Susann hochgedrückt“

Ronny Weller war der letzte Deutsche Gewichtheber-Olympiasieger vor Matthias Steiner. Und Weller hat, genauso wie Steiner, seine Ehefrau verloren. Hier erlebt er, was in Steiner vorgeht.

AZ: Herr Weller, erstmals seit Ihrem Olympiasieg 1992 hat in Matthias Steiner wieder ein deutscher Gewichtheber Gold geholt.

RONNY WELLER: Unglaublich! Matthias ist jetzt der stärkste Mensch der Welt!Ich kenne ihn ja wirklich sehr gut, und ich glaube, nicht viele Leute können ihn so gut verstehen wie ich.

Aufgrund der Schicksalsschläge, die Sie beide erleben mussten. Steiner hat im Juli seine Ehefrau bei einem Autounfall verloren, Ihre Freundin verunglückte vor Ihrem Olympiasieg ebenfalls mit dem Auto tödlich.

Ja, kein Mensch, der das nicht erlebt hat, weiß, was es heißt, wenn einem so etwas genommen wird. Es ist, als würde einem das Herz bei lebendigem Leib herausgerissen. Matthias und ich haben viel darüber geredet. Auch noch im Trainingslager vor den Olympischen Spielen. Ich habe ihm gesagt: Matthias, wenn Gott gerecht ist, dann holst du Gold. Und wie wir sehen, Gott ist gerecht.

Einer der emotionalsten Momente dieser Spiele.

Ich habe jetzt noch Gänsehaut und bin wirklich den Tränen nahe. Als Matthias die 258 Kilo hochgebracht hat, das war Wahnsinn. Das waren acht Kilo mehr als seine Bestleistung. Er hat das alles nur für seine Susann hochgedrückt. Das war eigentlich eine unmenschliche Leistung. Aber ich bin mir sicher, Susann hat ihm die Kraft gegeben, die dafür nötig war. Da kam eben Hilfe von oben. Ich bin so froh für ihn, aber auch für die Eltern seiner verstorbenen Frau. Dass er das für sie macht, sie auch als Foto immer dabei hat, das zeigt, dass diese Liebe weiterlebt. Dieses Gold, das ist die pure Emotion. Und keiner hat es mehr verdient als Matthias, seine Familie und die Familie seiner verstorbenen Frau.

Interview: Matthias Kerber