Entzauberte Bayern

Mieser Start in die Saison, die Zuschauer bleiben weg: Die Basketballer haben derzeit große Probleme.
von  Julian Galinski
Center Jared Homan springt einem Ball hinterher – vergeblich.
Center Jared Homan springt einem Ball hinterher – vergeblich. © Rauchenteiner/AK

MÜNCHEN Öffentliche Kritik an Mitspielern ist bei den Basketballern des FC Bayern eigentlich absolut tabu. Demond Greene wollte nach der bitteren 85:87-Heimpleite am Mittwochabend gegen die Artland Dragons aber etwas loswerden. Zur Kritik von Präsident Uli Hoeneß, die Mannschaft sei nicht fit, sagte Greene, seit Jahren für überdurchschnittlichen Trainingseifer bekannt: „Hoeneß hat Recht. Es gibt Spieler, die sind sehr fleißig. Und Spieler, die sind auch fleißig.” Was er nicht anfügte, aber mitteilen wollte: Aber nicht fleißig genug, für eine Mannschaft mit dem Anspruch, um die Meisterschaft mitzuspielen.


Mit zwei Niederlagen in den ersten beiden Heimspielen sind die Bayern katastrophal in die neue Saison gestartet. Zwei Pleiten im Audi Dome – dafür hatten sie 2011/12, unter Ex-Coach Dirk Bauermann, eine ganze Saison gebraucht. „Wir sind von dem, was wir imstande sind zu leisten, weit entfernt”, sagt Sportdirektor Marko Pesic.


Schlimmer noch: Gemessen am Schnitt der vergangenen Saison (6149) kamen mit 4618 Zuschauern bisher fast 25 Prozent weniger. 6000 fordert Hoeneß im Schnitt, die Zukunft des gesamten Projekts hängt maßgeblich von den Zuschauerzahlen ab.


Der Zauber des Spitzenbasketballs beim FC Bayern ist - für den Moment - verflogen. Die AZ erklärt die Gründe.

Das beschädigte Image: Hoeneß’ öffentliche Demontage Bauermanns hat irritiert, auch die eigenen Fans. In der ehemaligen Hochglanz-Welt der Basketballer haben sich tiefe Zerwürfnisse aufgetan. Die anderen Bundesligisten wissen: Bayern ist zur Zeit sehr verwundbar. Auch im Audi Dome – die Heimstärke der vergangenen Saison haben die Bayern äußerst zügig abgelegt.

Die fremdelnden Zugänge: Nach dem Trainerwechsel sechs Tage vor Saisonstart ist die Mannschaft alles andere als gefestigt. Yotam Halperin ist Kapitän der israelischen Nationalmannschaft – ein erprobter Anführer. Bei Bayern irrt er noch umher. „Er ist in einer Findungsphase”, sagt Pesic. „Und er muss viel, viel aggressiver spielen.” Mit dem quirligen und zweifelsohne talentierten Aufbauspieler Tyrese Rice wissen die Bayern noch nicht recht umzugehen. „Er ist manchmal zu schnell für uns”, sagt Demond Greene. Brandon Thomas’ herausragendstes Merkmal ist bisher seine schlechte Dreierquote (drei von elf). Lawrence Roberts spielt solide, eine Knieverletzung bremst ihn aber.

Der machtlose Trainer: Noch ist keine Handschrift des neuen Trainers Yannis Christopoulos zu erkennen – die Bedingungen sind denkbar schlecht: Die Mannschaft hat sein Vorgänger Dirk Bauermann zusammengestellt. Gegen Artland brachte er sein Team beim Stand von 35:36 in eine gute Situation, das Spiel zu drehen. Und musste zuschauen, wie einfachste Würfe nicht fielen. „Das darf einfach nicht passieren”, sagt Christopoulos. 

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