Entspannung oder Aufguss?

Es geht in die nächste Runde: Franz Beckenbauer ergreift im Streit Ballack/Bierhoff Partei – für den Kapitän der DFB-Auswahl.
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Stein des Anstoßes: Oliver Bierhoff (r.) und Michael Ballack zoffen sich nach dem verlorenen EM-Finale.
az Stein des Anstoßes: Oliver Bierhoff (r.) und Michael Ballack zoffen sich nach dem verlorenen EM-Finale.

Es geht in die nächste Runde: Franz Beckenbauer ergreift im Streit Ballack/Bierhoff Partei – für den Kapitän der DFB-Auswahl.

HELSINKI Natürlich hat das Hotel eine Sauna, eine Birkensauna - und das sogar auf dem Dach. Der DFB-Tross ist in Helsinki, in der Hauptstadt des Landes der Saunen, im „Hilton Strand Hotel" untergebracht, nur 1,6 Kilometer vom Olympiastadion entfernt.

Es ist kühl und windig, nur knapp über zehn Grad – ein ungemütlicher Spätsommer. Passend zur Stimmung beim DFB. Und das obwohl die Mannschaft mit einem souveränen 6:0 gegen Liechtenstein in die Qualifikation für die WM 2010 in Südafrika gestartet ist.

Rein sportlich tut sich vor dem Spiel am Mittwoch (19.35 Uhr, ZDF live) wenig. Bundestrainer Jogi Löw geht ein bisschen Risiko, hält an Krisen-Stürmer Klose fest. Und Keeper Enke kämpft um die Nummer 1.

Hitziger geht es abseits des Platzes zu. Rund ums Team schwelt ein Konflikt, der zum Machtkampf ausgeartet ist und die Stimmung drückt. Es geht um den Zoff zwischen Teammanager Oliver Bierhoff und Kapitän Michael Ballack, der durch einen Schlagabtausch über die Medien einen Aufguss erfahren hatte. Nach DFB-Präsident Theo Zwanziger („So etwas muss intern geklärt werden und darf nicht über die Medien immer am Laufen gehalten werden") mischte sich nun auch Franz Beckenbauer ein. In „Bild" schimpfte er: „Freunde, so geht’s nicht weiter! Es ist geradezu ,tödlich', wenn die Sache immer weiter schwelt. Solche Unstimmigkeiten – ob unterschwellig wie zuletzt mit Sticheleien oder offen wie nach dem EM-Finale - kann sich die Nationalmannschaft auf Dauer nicht erlauben." Denn dadurch ist die WM-Qualifikation gefährdet.

Zwar signalisierte Löw auch gestern wieder Entspannung und sagte: „Das ist kein Thema für mich – und auch nicht für die Mannschaft.“ Dennoch bilden sich im Team Gruppierungen. Da ist die Pro-Ballack-Fraktion um die Routiniers Frings und Klose. Auf der anderen Seite die nächste Generation um Lahm, Schweinsteiger, Mertesacker und Hitzlsperger. Schleichend bildete sich in den letzten Monaten eine neue Hierarchie. Auch, weil Ballack vorgeworfen wurde, seine Kritik am Team zu negativ zu äußern. Öffentlich wollte das keiner zugeben.

Nach dem 1:2 bei der EM in Kroatien hatte Ballack den von Bierhoff geschaffenen Event-Charakter im Mannschaftsquartier angeprangert. Öffentlich sichtbar wurde der Konflikt durch ein Tete-à-Tete nach dem verlorenen Finale gegen Spanien. Nun fordert Beckenbauer: „Bierhoff und Ballack müssen alles ausräumen, damit sie in den zwei Jahren bis zur WM an einem Strang ziehen. Eines steht für mich fest: Auf den Kapitän kann Löw am wenigsten verzichten." Auf Bierhoff schon?

Hinter den Kulissen wird gemunkelt, dass der 40-Jährige die WM in Südafrika als Abschluss seines DFB-Engagements sieht. Zuletzt hatte er im „kicker" erklärt: „Ich habe immer gesagt, dass ich Spaß und Unterstützung haben muss, und dass es mir nicht darum geht, durch einen Rentenvertrag rechtzeitig für Sicherheit zu sorgen. Ich lasse das deshalb jetzt alles mal auf mich zukommen." Wirft er womöglich schon vorher hin?

Vielleicht sollten Ballack und Bierhoff mal gemeinsam in die Sauna gehen. Denn in Finnland sagt man: „Alle Menschen sind am schönsten nach der Sauna.“

Patrick Strasser

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