Entsetzen nach tödlichem Unfall von Simoncelli

Freundin, Vater und Mutter trauern um den verunglückten Motorrad-Star Marco Simoncelli  
von  dpa

Schreckliche Bilder und eine noch schlimmere Nachricht. Motorradpilot Marco Simoncelli überlebte einen schweren Unfall auf der Rennstrecke in Sepang nicht. Der Tod des Ex-Weltmeister sorgte für tiefe Trauer.

Sepang/Leipzig  – Die Rennfahrer-Kollegen verkrochen sich
geschockt in die eigene Box, auf dem Sepang International Circuit
herrschte nach dem Horrorunfall lähmendes Entsetzen. Der ehemalige
Motorrad-Weltmeister Marco Simoncelli ist tot. Der Italiener starb am
Sonntag noch an der Strecke, nachdem er beim MotoGP-Lauf in der
zweiten Runde gestürzt und von Colin Edwards (USA) und Valentino
Rossi (Italien) überrollt worden war. Nur Stunden vor der Trauerfeier
für den eine Woche zuvor tödlich verunglückten Indycar-Piloten Dan
Wheldon wurde der Motorsport damit erneut von einer
Schreckensnachricht erschüttert. Simoncelli wurde 24 Jahre alt.

„Das ist alles traurig, ich weiß nicht, was ich sagen soll“,
meinte der deutsche Top-Pilot Stefan Bradl. „Ich fühle mich wirklich
schlecht. Auf der Strecke sind wir alle Brüder“, sagte Ex-Weltmeister
Nicky Hayden (USA). Es war der erste Todesfall auf der Strecke in
Malaysia, wo auch die Formel 1 fährt. In der Motorrad-WM war zuletzt
der Japaner Shoya Tomizawa in der Moto2 beim Großen Preis von San
Marino im September vergangenen Jahres tödlich verunglückt.

Simoncelli, als Paradiesvogel der Szene bekannt, hatte bei seinem
Unfall keine Chance. „Durch den Sturz während des Rennens, in dem er
von anderen Fahrern getroffen wurde, erlitt er ein sehr ernstes
Trauma am Kopf, am Nacken und an der Brust. Als unser medizinisches
Personal bei ihm ankam, war er bewusstlos“, erklärte Oberarzt Michele
Macchiagodena bei einer Pressekonferenz.

Im Krankenwagen habe Simoncelli einen Herzstillstand gehabt. Trotz
sofort eingeleiteter Erstversorgung im Medical Center starb der
Rennfahrer um 16.56 Uhr Ortszeit an seinen schweren Verletzungen.
Unmittelbar nach seinem Tod erschien auf seiner Homepage ein Foto des
Rennfahrers mit der Bild-Unterschrift „Ciao Super Sic“. Das
Intact-Racing-Team von Sandro Cortese erklärte in einer
Pressemitteilung: „An diesem traurigen Tag haben der Motorradsport
und die MotoGP-Welt eine einmalige Persönlichkeit und einen
großartigen Rennfahrer verloren.“
 
Simoncelli war in Kurve elf mit seiner Maschine weggerutscht,
Edwards, der sich bei dem Unfall die Schulter ausrenkte, und der mit
Simoncelli befreundete Superstar Rossi konnten nicht mehr ausweichen.
Den Zuschauern boten sich schreckliche Bilder von umherfliegenden
Teilen, der Helm des Piloten wurde abgerissen. Simoncelli blieb auf
der Strecke liegen. Hilf- und fassungslos musste seine Freundin in
der Box das grausame Geschehen mitansehen.

Das tödliche Unfall ereignete sich ausgerechnet auf dem Kurs, auf
dem Simoncelli 2008 seinen WM-Titel in der 250er Klasse gefeiert
hatte. Unmittelabr nach der Todesnachricht brachen Rivalen,
Teammitglieder und Zuschauer in Tränen aus. Das Rennen wurde nicht
fortgesetzt und wird nicht nachgeholt. Bei allen Veranstaltungen im
italienischen Sport wurde am Sonntag eine Schweigeminute eingelegt.

Sein Lockenkopf war das Markenzeichen des in Cattolica geborenen
Rennfahrers. Mit sieben Jahren sammelte Simoncelli erste Erfahrungen
auf einem Pocket Bike. „Supersic“, wie der 1,83 Meter große Pilot
gerufen wurde, galt als aggressiver Pilot. Oftmals grenzte seine
Fahrweise an übertriebene Risikofreude und löste bei manchen Rivalen
Unmut aus. 2002 fuhr Simoncelli in Tschechien seinen ersten Grand
Prix. Im selben Jahr war er Europameister der
125-Kubikzentimeter-Klasse geworden.

Nach dem WM-Titel 2008 gelang ihm ein Jahr später noch ein dritter
Gesamtrang im Viertelliter-Limit. Danach stieg er in die Königsklasse
MotoGP um. Simoncelli wurde als möglicher Thronfolger von
Motorrad-Ikone Rossi gehandelt. In dieser Saison bestätigte er die
Erwartungen: Zwei Podestplätze und zwei Pole Position auf der eher
unterlegenen Gresini-Honda untermauerten das Talent des so
lebensfrohen Fahrers.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.